Die Freigabe durch The Last Refuge der kompletten Aufnahme des Treffens zwischen Außenminister John Kerry und Mitgliedern der Nationalen Koalition (22. September 2016 in der Delegation der Niederlande bei den Vereinten Nationen) ändert, was wir von der US-Position zu Syrien zu verstehen glaubten.

Erstens, wir glaubten, dass wenn Washington die so genannte Operation des "arabischen Frühlings" ins Leben gerufen hatte, um die weltlichen arabischen Regimes zugunsten der Muslim-Bruderschaft zu stürzen, ließ es seine Verbündeten allein in dem zweiten Krieg gegen Syrien ab Juli 2012. Diese, die ihre eigenen Ziele verfolgten (Wiederkolonisierung für Frankreich und das Vereinigte Königreich, Eroberung des Gases für Katar, Ausbau des Wahhabismus und Rache gegen den libanesischen Bürgerkrieg für Saudi Arabien, Annexion des Nordens des Landes für die Türkei nach dem Zypern-Modell, usw.) hätten das ursprüngliche Ziel aufgegeben. Nun bestätigt John Kerry in dieser Aufnahme, dass Washington den Versuch nie aufgegeben hat, die syrische arabische Republik zu stürzen, was also bedeutet, dass er jeden Schritt der Arbeit seiner Verbündeten kontrolliert hat. In der Tat, in den vier letzten Jahren wurden die Dschihadisten durch das Allied LandCom (Heereskommando) der NATO mit Sitz in Izmir (Türkei) kommandiert, bewaffnet und koordiniert.

Zweitens bestätigt John Kerry darin, dass Washington wegen des internationalen Rechts und der Stellungnahme von Russland nicht weiter gehen konnte. Verstehen wir es richtig: die Vereinigten Staaten haben weiterhin ihr Recht überschritten. Sie haben den Großteil der Öl- und Gasindustrie-Infrastruktur des Landes zerstört, mit dem Vorwand, gegen die Dschihadisten zu kämpfen (was im Einklang mit dem Völkerrecht ist), aber ohne von Präsident Al-Assad dazu aufgefordert zu werden (was das Völkerrecht verletzt). Sie wagten jedoch nicht ihre Boden Truppen zu entfalten und die Republik offen zu bekämpfen, wie sie es in Korea, Vietnam und Irak gemacht haben. Dazu haben sie beschlossen, ihre Verbündeten auf die erste Linie (leadership from behind - Führung von hinten) zu bringen und ohne viel Geheimnis die Söldner zu unterstützen, wie in Nicaragua, mit der Gefahr durch den internationalen Gerichtshof (das interne Tribunal der Vereinten Nationen) verurteilt zu werden. Washington ist nicht gewillt einen Krieg gegen Russland zu führen. Und Russland, das sich nicht gegen die Zerstörung von Jugoslawien und Libyen gewährt hatte, bot nun die Stirne und schob die unüberschreitbare Linie zurück. Moskau ist imstande das Gesetz mit Gewalt zu verteidigen, falls Washington offen einen neuen Eroberungskrieg wagen sollte.

Drittens beweist John Kerry darin, dass Washington auf einen Sieg von Daesch über die Republik hoffte. Bis dahin, — auf der Basis des Berichts des Generals Michael Flynn vom 12. August 2012 und des Artikels von Robin Wright in der New York Times vom 28. September 2013 — hatten wir verstanden, dass das Pentagon beiderseits der syrisch-irakischen Grenze ein "Sunnistan" schaffen wollte, um die Seidenstraße abzuschneiden. Nun gab er aber zu, dass der Plan weit darüber hinausging. Wahrscheinlich sollte Daesch Damaskus einnehmen, um dann von Tel-Aviv verjagt zu werden (d. h. sich ins "Sunnistan", das ihm zugeteilt worden war, zurückzuziehen). Syrien wäre dann im Süden von Israel, im Osten von Daesch und im Norden von der Türkei aufgeteilt worden.

Dieser Punkt gestattet zu verstehen, warum Washington den Eindruck gegeben hat, nichts mehr zu kontrollieren, seine Verbündeten „walten zu lassen": in der Tat, hat es Frankreich und das Vereinigte Königreich in den Krieg getrieben, indem es ihnen weismachte, dass sie die Levante wieder kolonisieren könnten, während es geplant hatte, Syrien ohne sie zu teilen.

Viertens: mit dem Geständnis Daesch „unterstützt zu haben", gibt John Kerry zu, es bewaffnet zu haben, was die Rhetorik des "Krieges gegen den Terrorismus" auf null reduziert.
 Wir wussten seit dem Attentat auf die al-Askari Moschee in Samarra am 22. Februar 2006, dass Daesch (ursprünglich " Islamisches Emirat Im Irak" genannt) vom nationalen US-Geheimdienst-Direktor John Negroponte und Oberst James Steele geschaffen wurde, — nach dem Vorbild wie sie es in Honduras getan hatten —, um dem irakischen Widerstand ein Ende zu machen und einen Bürgerkrieg zu etablieren.
 Wir wussten seit der Veröffentlichung in der Tageszeitung der PKK, Özgür Gündem, des Protokolls der Planungsbesprechung in Amman am 1. Juni 2014, dass die Vereinigten Staaten die gleichzeitige Offensive von Daesh auf Mosul und von der regionalen Regierung vom irakischen Kurdistan auf Kirkuk organisiert hatten.
 Heute wissen wir mit Sicherheit, dass Washington nie aufgehört hat, Daesch zu unterstützen.

Fünftens hatten wir den Konflikt zwischen dem Clan Allen/Clinton/Feltman/Petraeus einerseits und der Obama/Kerry-Verwaltung andererseits als Unterstützung von Daesch beziehungsweise gegen eine solche interpretiert. Es war dem aber nicht so. Beide hatten absolut keine Skrupel, die fanatischsten Dschihadisten zu organisieren und zu unterstützen. Ihre uneinige Auffassung konzentrierte sich ausschließlich auf den möglichen Rückgriff auf offenen Krieg — und den Konflikt, den er mit Russland riskiert — oder über die Wahl von geheimen Aktionen. Nur Flynn — der aktuelle Sicherheits-Berater von Trump — war gegen den Dschihadismus.

Falls in ein paar Jahren die Vereinigten Staaten zusammenbrechen sollten, wie einst die Sowjetunion, könnte diese Aufnahme von John Kerry gegen ihn und gegen Barack Obama vor einem internationalen Gericht — aber nicht vor dem Internationalen Strafgerichtshof, der jetzt diskreditiert ist, verwendet werden. Da er Teile des von der New York Times veröffentlichten Gesprächs anerkannt hat, könnte er die Echtheit der gesamten Aufnahme nicht leugnen. Die von Kerry zugegebene Unterstützung von Daesch verstößt gegen mehrere UN-Resolutionen und ist ein Beweis von seiner und Obamas Verantwortung bei den durch die terroristische Organisation begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Übersetzung
Horst Frohlich