Da in Kobané und in seiner Region mehr als 300.000 syrischen Kurden eine Vernichtung durch das islamische Emirat droht, kann jeder die Doppelzüngigkeit der NATO ermessen. Während der Oberbefehlshaber der US-Koalition erklärt, gegen das islamische Emirat zu kämpfen, liefert ihm ein Mitglied der NATO, die Türkei, militärische und medizinische Betreuung, die es braucht, und verhindert sowohl die Flucht der Zivilisten als auch die zu ihrer Hilfe eilenden PKK-Kämpfer.
In dem griechischen antiken Theater kannte jeder Zuschauer im Voraus das tragische Ende des Stückes. Die von den Göttern geblendeten Personen verfolgten in der Tat, was sie in Worten abzulehnen behaupteten. Aber der Chor offenbarte den Zuschauern das Ziel des Schicksals.
Die Tragödie, die in Kobané (in Arabisch Ain al-Arab) vor sich geht, wurde geschrieben, um sich mit dem angekündigten Völkermord von 300.000 syrischen Kurden zu beenden. Das islamische Emirat hat bereits die Kontrolle über verschiedene Gebiete der Stadt und von umliegenden Dörfern übernommen. Wenn die syrische arabische Armee nicht die Linien des islamischen Emirats durchbrechen können wird, um sie zu retten, werden sie alle massakriert werden.
Die kurdische Bevölkerung wird von der YPG (Autonomistische Partei für die Unterstützung der Arabischen Republik Syrien) verteidigt, aber die Türkei hat ihre Grenze geschlossen, sodass die Zivilisten nicht fliehen können und die türkische PKK-Verstärkung (Unabhängigkeitspartei, der YPG angeschlossen) nicht rankommen kann.
Die kurdischen Streitkräfte werden von Mahmoud Barkhodan kommandiert, mit der Hilfe von Narine Afrine (mit ihrem richtigen Namen Mayssa Abdo). Die Wahl einer Frau als Vize-Kommandeur hat unter dem islamischen Emirat Panik hervorgerufen, da die Dschihadisten der Überzeugung sind, dass sie nicht in den Himmel eingehen können, wenn sie von einer Frau getötet werden.
Gegenüber dem kurdischen Widerstand hat das islamische Emirat den Großteil seiner Truppen nach Syrien verlegt, um Kobané zu vernichten.
Nach unserer Analyse, und in diesen Spalten und in vielen Sendungen des Rundfunks und Fernsehens in Lateinamerika, Russland und in der muslimischen Welt oft wiederaufgegriffen, ist das islamische Emirat ist eine Schöpfung der Vereinigten Staaten, das die Region ethnisch reinigen soll um die Umgestaltung zu ermöglichen. Jeder kann sehen, dass die beruhigenden Aussagen der amerikanischen Führung durch ihre militärischen Aktionen auf dem Boden widerlegt werden, weil sie nicht gegen, sondern zu Gunsten des islamischen Emirats geführt werden.
Die Koalition führte sechs Bombenangriffe auf Kobané aus. Sie hat nie die Positionen des islamischen Emirats angegriffen und hat ihm keinen Schaden verursacht. Sie hält jedoch im Süden und Westen die Syrische Arabische Armee auf Distanz, welche sich nicht einen Durchbruch freischlagen kann, um die Bevölkerung zu retten.
Die regionale Regierung vom irakischen Kurdistan (pro-israelisch) weigert sich, den syrischen Kurden zu helfen, mit denen sie seit langer Zeit in Konflikt steht. Sie argumentiert, keinen direkten Zugang nach Syrien zu haben, um ihre Passivität zu rechtfertigen.
Die Türkei, Mitglied der NATO, weigert sich der von Völkermord bedrohten Bevölkerung Hilfe zu bringen, solange die syrischen Kurden nicht auf ihren autonomen Status in Syrien verzichten und auf Seiten der NATO gegen die Syrische Arabische Republik und gegen ihren gewählten Präsidenten Baschar Al-Assad kämpfen.
Laut der YPG-Kämpfer liefert die Türkei täglich dem islamischen Emirat Waffen und pflegt seine Verwundeten in ihren Krankenhäusern, während sie selber die größten Schwierigkeiten haben, die verwundeten Kurden in die Türkei zu transportieren, um sie dort pflegen zu lassen.
In der Türkei ist die kurdische islamistische Gruppe Hür Dava Partisi (ehemals Hisbollah genannt, um Verwirrung mit der libanesischen Widerstandsgruppe zu schaffen) gegen die PKK (kurdische Partei mit absoluter Mehrheit im Land) in den Krieg gezogen. Die Hüda-Par (kurz für Hür Dava Partisi) wird heimlich durch die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan gefördert, um zugleich gegen die kurdische Unabhängigkeitsbewegung zu kämpfen und die Muslimbruderschaft zu unterstützen.
Am 30. August wurden ein Führer des islamischen Emirats, Hikmet, und zwei seiner Leibwächter durch die PKK in Istanbul getötet, wo sie auf Einladung von Hüda-Par wohnten und unter dem Schutz der türkischen Polizei standen.
In einer SMS gab die PKK ihren Kämpfern die Anweisung, alle Mitglieder der Hüda-Par zu erledigen, die für die türkische Regierung arbeiten und das islamische Emirat unterstützen.
Der UN-Spezial Gesandte für Syrien, Staffan de Mistura, hat am 10. Oktober im Falle des Sturzes von Kobané und des Völkermordes der Bevölkerung die Türkei verantwortlich gemacht, indem er einen Vergleich mit dem Massaker in Srebrenica (Jugoslawien, 1995) machte. Er hat vergeblich gefordert, dass die Türkei die Grenze öffne.
Der Leiter der US-Koalition, General John Allen, hat auch öffentlich die Türkei gedrängt, ihre Grenze zu öffnen und den Völkermord der Kurden von Kobané zu verhindern. Jedoch scheint es, als hätte die türkische Weigerung die Beziehungen zwischen Washington und Ankara nicht gerändert, im Gegenteil.
Der neue türkische Außenminister, Herr Mevlüt Çavuşoğlu sagte, dass sein Land nicht eingreifen würde, solange die von den USA gegen das islamische Emirat gebildete Koalition (an der die Türkei auch teilnimmt) nicht eine Flugverbotszone nördlich von Syrien beschließen und nicht darauf abzielen würde, die Arabische Republik Syrien zu stürzen.
Darüber hinaus berechtigte das türkische Parlament seine Regierung, sowohl das islamische Emirat als auch die PKK zu bekämpfen.
Der französische Minister für auswärtige Angelegenheiten, Laurent Fabius, empfing Herrn Çavuşoğlu in Paris, und hat die Idee der Schaffung einer "Sicherheitszone" nördlich von Syrien unterstützt, ohne anzugeben, was er genau damit meinte, aber er betonte sein Einverständnis mit der Türkei.
Frankreich, ebenfalls Mitglied der NATO, liefert direkt Waffen an die separatistische regionale Regierung des irakischen Kurdistan, ohne Erlaubnis der irakischen Zentralregierung. Die regionale Regierung des irakischen Kurdistan hat ihr Hoheitsgebiet in Einstimmigkeit mit dem islamischen Emirat um 40 % erweitert, als dieses das irakische sunnitische Gebiet eroberte. In den vergangenen Jahren unterstützte Frankreich politisch die türkische (pro-syrische) PKK, jetzt aber hilft sie militärisch der irakischen (pro-israelischen) kurdischen Regionalregierung.
Derzeit wird der Luftraum nördlich von Syrien von der von den USA angeführten Koalition kontrolliert. Das islamische Emirat hat Flugzeuge (in Syrien gestohlene Mig und in Irak gestohlene F-15), aber hat nur wenige Piloten und Techniker, um sie einzusetzen. Die Schaffung einer Flugverbotszone durch die NATO über syrischem Gebiet, abgesehen von der flagranten Verletzung des Völkerrechts, würde daher keinen Einfluss auf die laufenden Kämpfe haben.
Die Idee der Schaffung einer Flugverbotszone in Syrien wurde von Israel gefördert, das darin eine Möglichkeit sieht, dieses Land nach dem Vorbild, was in 1991 und 2003 im Irak (zugunsten der aktuellen regionalen Regierung von Kurdistan) gemacht wurde, zu zerstückeln. Jedoch der einzig gültige Vergleich ist die 1983 während des libanesischen Bürgerkriegs eingeführte Pufferzone. Als offene Wieder-kolonisierung des Libanon empfunden, verwandelte sie sich nach der Eliminierung von 300 amerikanischen und französischen Soldaten in ein Fiasko.
In der Türkei multipliziert die PKK Demonstrationen, um die Regierung Erdoğan zu zwingen, die Grenze wieder zu öffnen. 31 Menschen wurden bereits während der Razzia gegen die Demonstrationen von der Polizei getötet.
Die einzige Frage ist nur, wie lange die syrischen Kurden noch den von den USA durch eine im Januar 2014 geheim abgehaltene Wahl im Kongress bewaffneten und finanzierten Dschihadisten widerstehen können. Mit anderen Worten: Wann wird es Washington und seinen Verbündeten gelingen, den Norden von Syrien durch ihre Kreatur, das islamische Emirat, ethnisch zu reinigen?
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