Da der Amtsantritt von Donald Trump eine neue Zeit in den internationalen Beziehungen einleitet, versucht sich jeder Staat neu zu positionieren. Die britische Regierung, die durch das Referendum zum Brexit gezwungen wurde, versucht jedoch die Interessen der herrschenden Klasse mit jenen ihres Volkes in Einklang zu bringen. Um das zu machen, forscht Premier-Ministerin Theresa May widersprüchliche Möglichkeiten aus.
Nichts ist heute einfach. Der Regierungswechsel in Washington sollte zur Ausrottung der Muslim-Bruderschaft und aller dschihadistischen Gruppen führen, die sie ausgebildet hat. Der neue Präsident hat nur eine Woche gebraucht, um ein Memorandum über den tatsächlichen Kampf gegen Daesch zu veröffentlichen. Allerdings wollen sich die Verbündeten der Vereinigten Staaten nicht so leicht auf diese komplette Kehrtwende einer Politik ausrichten, mit der sie gelernt haben, Dividenden einzuheimsen.
Das Vereinigte Königreich erwägt verschiedene Optionen, die ihm mit dem EU-Austritt zur Verfügung stehen: entweder sich der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China anzunähern, oder das angelsächsische Bündnis zu wiederholen und mit den Vereinigten Staaten eine Weltenführung zu schmieden. Das Problem: die Chinesen haben die britischen Kolonisation in sehr schlechter Erinnerung und zeigen Hongkong, dass sie nicht die Absicht haben, weiter die Vereinbarung "ein Land, zwei Systeme" zu verfolgen, während die US-Amerikaner hoffen, ihren militärischen Imperialismus durch eine kommerzielle Ausstrahlung zu ersetzen.
Da Donald Trump die Einladung von London derzeit zurückweist, beeilte sich Premier-Ministerin Theresa May auf die andere Atlantikküste. Vor republikanischen Politikern in Philadelphia erinnerte sie in einer überraschenden Rede an die gemeinsame Geschichte der beiden Staaten und an den internationalen Einfluss des Commonwealth; zum Abschluss, dass sie bereit wäre, mit Präsident Trump wieder das Reagan-Thatcher-Paar zu bilden, das der westlichen Welt in den 1980er Jahren vorherrschte.
Bei ihrem Treffen lächelte die Premierministerin Präsident Trump ausdrücklich zu. Sie begrüßte die Ankündigung eines bilateralen Handelsabkommens durch den Gastgeber, das erste seines Amtes. Jedoch kann dieses nicht in Kraft treten, bevor das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union ausgetreten ist, also nicht vor ein bis zwei Jahren.
Nicht so sicher ihn überzeugt zu haben, setzte Frau Mai ihre Reise in die Türkei fort. Bei ihrem Treffen mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan kündigte sie natürlich eine Entwicklung des bilateralen Handels an. Aber das war nicht der Zweck ihres Besuchs. Der Großteil der Diskussion konzentrierte sich auf die Art und Weise, wie London und Ankara gemeinsam von der Europäischen Union, von außen, profitieren könnten.
Aber vor allem begann sie den Diktator zu loben, wie erfolgreich er die Demokratie während des abscheulichen Putsches vom 15. Juli verteidigt habe; in Wirklichkeit aber ein von der CIA gesponsertes Attentat auf Präsident Erdoğan. Schon damals war der britische Botschafter der erste, der seine Jacke umgedreht hat und den Sieg des "Rechtsstaates" feierte.
Die neueste Idee des Foreign Office ist, den Zypern-Konflikt zu lösen, indem man wirtschaftliche Sonderrechte für die Türkei erzielt. Ankara könnte also den gemeinsamen europäischen Markt genießen, ohne der Union beizutreten. Und sie würde London erlauben, dieses Privileg zu verwenden, um die Geschäftstätigkeit mit der Union über den Brexit hinaus fortzuführen. Eine sicherlich clevere Idee, aber die nicht das gute Gewissen aufweist und nicht das Vertrauen einflößt, das die gleiche Frau May von Brüssel erwartet, um den Brexit zu verhandeln.
Theresa May ist über die russisch-türkische Annäherung besorgt, trotz des uralten Antagonismus zwischen den beiden Parteien. Als sie verstand, dass die Verhandlungen von Astana nicht darauf abzielten die Standpunkte der Syrer zu versöhnen, sondern um die Türkei zu einem ersten Schritt in Richtung Damaskus zu bewegen, suchte sie diese aufkommende Allianz zu stören. Aus ihrer Sicht war das Problem nicht, dass sich Herr Erdoğan vorbereitete, Präsident Al-Assad zu umarmen, nachdem er ihn lange bekämpft hatte, sondern dass er es unter der Anleitung des großen russischen Rivalen mache.
Was Syrien belangt, könnte London helfen die Kurden zu bekämpfen, wenn Ankara ihm die Kontrolle über die Dschihadisten einräumt; ein mit den "Amerikanern" gemachter vollkommen widersprüchlicher Vorschlag. Egal, es ist eine historische Gewohnheit der "Perfiden Albion", verschiedenen Gesprächspartnern verschiedene Reden zu halten, und im Laufe der Zeit zu sehen, was funktioniert und was nicht.
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