Anlässlich der Veröffentlichung des Buches von Thierry Meyssan, « Sous nos yeux. Du 11-Septembre à Donald Trump », [Vor unseren Augen. Vom 11. September bis zu Donald Trump"] veröffentlichen wir eine Reihe von Artikeln, die einige der darin enthaltenen Informationen entwickelt.
Anlässlich der Bemerkung von Jean-Luc Mélenchon in der TV-Debatte der französischen Präsidentschaftswahl am 20. März, beginnen wir mit der wahren Geschichte der Firma Lafarge-Holcim in Syrien.
Am 2. März 2017 hat das Lafarge-Holcim Unternehmen zugegeben, dass seine syrische Filiale "Mittel an Dritte übergeben hat, um eine Regelung mit einer Anzahl von bewaffneten Gruppen zu finden, einschließlich Drittpersonen die unter Sanktionen standen, um die Aktivität der Fabrik und einen sicheren Zugang der Mitarbeiter und der Belieferung zu gewährleisten." [1].
Der Zementfabrikant ist bereits Gegenstand von zwei Erhebungen. Die erste wurde von den NGOs Sherpa und ECCHR am 15. November 2016, während die zweite durch das französische Wirtschaft-Ministerium begonnen wurde. Beide reagierten auf die sogenannten Enthüllungen von Le Monde, wonach Lafarge Geld an Daesch gezahlt habe, unter Verstoß gegen die UN-Resolutionen.
Es sei darauf hingewiesen, dass die am 2. März auf Intelligence Online (ein nur wenig bekannter Blog von Le Monde) und in Le Monde selbst am 22. Juni erschienenen Artikel, von einer ausländischen, diesen Publikationen nicht angehörenden Journalistin, Dorothy Myriam Kellou, geschrieben wurden. Diese junge Frau studierte an der Georgetown University, bekannt für ihre Verbindungen mit der CIA, und war Presseoffizier beim französischen Konsulat in Jerusalem. Diese Artikel wurden durch ein Buch von Jacob Waerness, Risikosjef i Syra, bestätigt, in dem dieser ehemalige Mitarbeiter die ernste Sicherheitslage des Personals Lafarge in Syrien beschrieb. Der Autor hat seine Zusammenarbeit mit dem Zementfabrikanten nach der Veröffentlichung seines Buches weiter verfolgt.
Die angeblichen Enthüllungen von Le Monde wurden mit Zustimmung von Lafarge-Holcim organisiert, um den Blick der Öffentlichkeit und der Richter auf ein Detail abzulenken: hätte man wirklich akzeptieren sollen, Lösegeld an Daesch zu zahlen oder nicht.
Die Wahrheit aber ist viel ernster.
Die Vorbereitung des Krieges gegen Syrien
Im Juni 2008 organisierte die NATO das jährliche Treffen der Bilderberg-Gruppe [2] in Chantilly (USA), auf dem Hillary Clinton und Barack Obama präsent waren.
Unter den 120 Anwesenden befanden sich Basma Kodmani (die zukünftige Sprecherin der syrischen nationalen Koalition) und Volker Perthes (der zukünftige Assistent von Jeffrey Feltman bei den Vereinten Nationen für Syrien). Während einer Debatte über die Dauerhaftigkeit der US-Außenpolitik intervenierten sie, um die Bedeutung der Muslim-Bruderschaft und die Rolle, die sie in der "Demokratisierung" der arabischen Welt spielen könnte, hervorzuheben.
Jean-Pierre Jouyet (der zukünftigen Generalsekretär vom Elysée-Palast), Manuel Valls (der zukünftige Premierminister) und Bertrand Collomb (der Chef von Lafarge) waren neben Henry R. Kravis (dem zukünftigen Finanz-Koordinator von Daesch) anwesend.
Lafarge in Syrien
Lafarge ist der weltweit führende Zementfabrikant. Die NATO vertraute ihm den Bau der Bunker der Dschihadisten in Syrien an und den Wiederaufbau des sunnitischen Teils von Irak. Im Gegenzug aber überlässt Lafarge der NATO die Verwaltung seiner Anlagen in beiden Ländern, vor allem der Fabrik in Jalabiyeh (an der türkischen Grenze, nördlich von Aleppo). Zwei Jahre lang liefert das multinationale Unternehmen Baustoffe für die gigantischen unterirdischen Festungsanlagen, die den Dschihadisten ermöglichen, der syrischen arabischen Armee zu trotzen.
Lafarge wird von nun an durch den US-Amerikaner Eric Olsen geleitet, der die Unternehmen der Brüder Sawiris und von Firas Tlass Lafarge einverleibt hat. Tlass ist der Sohn von General Moustapha Tlass, ehemaliger Verteidigung-Minister des Präsidenten Hafez Al-Assad. Er ist der Bruder von General Manas Tlass, den Frankreich einmal als nächsten syrischen Präsidenten vorgesehen hatte. Er ist auch der Bruder von Nahed Tlass-Ojjeh, Witwe des saudischen Waffenhändlers Akram Ojjeh, die mit dem [franz.] Journalisten Franz-Olivier Giesbert arbeitet.
Die Verbindungen zwischen Lafarge und den französischen Spezialeinheiten werden durch die Freundschaft zwischen Bertrand Collomb (jetzt Schirmherr des multinationalen Konzerns) und General Benoît Puga (Chef des Generalstabes von den Präsidenten Sarkozy und Hollande) erleichtert.
Die Lüge von Le Monde
Zum Ersten veröffentlicht die Online-Zeitung der anti-syrischen Söldner, Zaman Al-Wasl, Emails, die zeigen, dass Lafarge Geld an Daesch zahlt. Dann veröffentlicht Le Monde seine Artikel und die Dokumente von Zaman Al-Wasl werden von der Website entfernt (Sie finden sie aber hier auf unserer Website).
Laut Le Monde, betrieb der multinationale Konzern seine Fabrik mit Öl. Das ist falsch, denn diese Fabrik arbeitet vor allem mit Kohle, die ihr weiterhin von der Türkei geliefert wird. Ohne sich der Ungeheuerlichkeit ihres Geständnisses bewusst zu sein, gibt die Zeitung zu, dass Lafarge 2,6 Millionen Tonnen Zement pro Jahr für die "Rebellen-Bereiche“ produzierte.
Aber in diesem schrecklichen Krieg konnte in diesen Gebieten nichts von Zivilisten gebaut werden.
Der Bau der Bunker der Dschihadisten
2,6 Millionen Tonnen während mehr als zwei Jahren, das macht mindestens 6 Millionen Tonnen für die "Rebellen". Ich stelle das Wort "Rebellen" in Anführungszeichen, weil diese Kämpfer nicht Syrer sind, sondern weil sie aus allen Teilen der muslimischen Welt und Europa kommen.
Diese Zementmenge ist vergleichbar mit der von dem Deutschen Reich, das 1916-17 die Siegfriedstellung baute, um die Front um ungefähr 50km zu verkürzen. Seit Juli 2012 organisierte die NATO – also auch Frankreich - einen Stellungs-Krieg im Einklang mit der Strategie von Abu Musab "Dem Syrer", in seinem 2004 geschriebenen Buch Das Management der Barbarei.
Man denke an die Zahl der militärischen Genie-Ingenieure der NATO – also auch der Franzosen - die notwendig waren, um diese Werke zu bauen.
Lafarge, die Clinton und die CIA
In den 1980er Jahren wurde Lafarge während seines Prozesses für die Verschmutzung in Alabama von einer berühmten Anwältin verteidigt, Hillary Rodham-Clinton. Sie konnte die durch die Agentur für den Umwelt Schutz verhängte Geldstrafe auf nur $ 1,8 Millionen reduzieren.
Während der Amtszeit von George Bush Sr. leistete Lafarge der CIA gute Dienste, als es Waffen illegal nach Irak transportierte, die später in der Rebellion verwendet werden sollten, wenn der Irak in Kuwait einfallen wird und die internationale Koalition ihn befreien wird.
Im gleichen Zeitraum wurde Hillary Rodham Clinton Direktorin der Multi, Funktion, die sie verließ, als ihr Ehemann ins Weiße Haus gewählt wurde. Präsident Bill Clinton reduzierte dann die Geldstrafe auf $ 600.000, die seine Frau für Lafarge nicht vermeiden konnte. Die guten Beziehungen gehen weiter, da das Unternehmen $ 100.000 an die Clinton-Stiftung im Jahr 2015 zahlte und der neue Direktor, Eric Olsen, nicht zögert, sich mit Hillary Clinton fotografiert zu lassen.
Die russische Militärintervention
In ihren Bunkern gut verschanzt, fürchteten sich die Dschihadisten nicht vor der syrischen arabischen Armee und hatte keine Schwierigkeiten, ihre Positionen zu halten. Zwei Jahre lang war also das Land in zwei geteilt, da die Regierung den Schutz der Bevölkerung vorzog und beschloss das Feld zu verlassen.
Wenn dann Russland auf Antrag der syrischen Regierung militärisch interveniert, war seine Aufgabe, die Bunker der Dschihadisten mit perforierenden Bomben zu zerstören. Die Operation sollte drei Monate dauern, ab September 2015 bis zu den orthodoxen Weihnachten (6. Januar 2016). Aber das Ausmaß der Bauten von Lafarge- Holcim erwies sich als so groß, dass die russische Armee sechs Monate brauchte um sie zu zerstören.
Schlussbemerkung
Nach Abschluss ihrer Mission im Dienste des militärischen Genies der NATO, schloss die transnationale Lafarge-Holcim ihre Fabrik und verlieh sie an die Allianz. Die Jalabiyeh-Fabrik wurde Sitz der Spezialeinheiten der USA, Frankreichs, Norwegens und des Vereinigten Königreichs, die den Norden Syriens illegal besetzten.
Im Gegensatz zur trügerischen Nebelwand von Le Monde, geht es daher nicht um die traurige Geschichte einer Baufirma, die mit Dschihadisten verhandelte, um ihre Mitarbeiter zu retten. Die Verantwortung von Lafarge-Holcim besteht in ihrer zentralen Rolle in einer großen militärischen Operation der Zerstörung von Syrien; Ein geheimer Krieg, der Hundert-Tausenden Menschen das Leben kostete.
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Quelle: Enthüllungen: der Dschihad von Lafarge-Holcim“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 24. März 2017, www.voltairenet.org/article195744.html
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