Das war die wichtigste Information von der Al-Aqsa-Sintflut Operation, aber sie war uns dennoch entgangen. Der Angriff auf Israel wurde nicht von Hamas-Dschihadisten verübt, sondern von vier vereinten bewaffneten Gruppen. Es ist das erste Mal seit fünfzig Jahren, dass sich die Palästinenser in Gaza zusammenschließen.
Ob es uns gefällt oder nicht, die langen Jahre der Gleichgültigkeit des Westens gegenüber der Notlage der Palästinenser gehen zu Ende. Von nun an muss man anfangen, das Völkerrecht anzuwenden.
Dieser Artikel ist eine Fortsetzung von:
• « Paradigmenwechsel in Palästina», https://www.voltairenet.org/article219782.html vom 10. Oktober 2023.
Im Gegensatz zu dem, was ich letzte Woche auf der Grundlage von Meldungen westlicher und arabischer, durch israelische Militärzensur filtrierte Nachrichtenagenturen geschrieben habe, wurde der israelische Angriff am 7. Oktober 2023 (Operation Al-Aqsa-Sintflut) nicht allein von der Hamas verübt. Der Beginn der Aktion wurde von einem gemeinsamen operativen Kommando des gesamten palästinensischen Widerstands beschlossen. Die Hamas, die bei weitem größte Komponente, stellte den Großteil der Truppen, aber drei andere Gruppen beteiligten sich:
• der Islamische Dschihad (Sunniten und Khomeinisten),
• die Volksfront zur Befreiung Palästinas (marxistisch)
• und die Volksfront für die Befreiung Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC).
Die westliche Presse berichtete über die barbarischen Verbrechen, die von einigen der Angreifer begangen wurden, aber nicht über den Rückhalt mancher anderer. Nach der Überprüfung stellen sich die Vergewaltigungs- und Enthauptungsanklagen von Kleinkindern [1] als Kriegspropaganda heraus. Dieser einäugige und lügnerische Journalismus sollte uns nicht mehr überraschen.
Diese Klarstellung ändert die Interpretation des Ereignisses. Es handelt sich nicht mehr um eine dschihadistische Operation der Muslimbruderschaft, sondern um einen Angriff aller Palästinenser von Gaza. Nur die Fatah im Westjordanland, die sich von den oben genannten Gruppen fernhält, nahm nicht daran teil.
Ziel dieser Operation war nicht "Juden zu töten", selbst wenn manche Hamas-Dschihadisten es taten (die Israelis zählen im Ganzen 2700 Tote), sondern zivile und militärische Gefangene zu nehmen, um sie gegen arabische Gefangene der israelischen Hochsicherheitsgefängnisse auszutauschen [2]. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um Kombattanten, aber auch um Zivilisten. Die Gefangenen wurden abgeführt, ohne ihre Kleidung wechseln zu können, um daran zu erinnern, wie die israelische Armee ägyptische Gefangene am Ende des Sechstagekriegs behandelt hatte.
Man erinnere sich daran, dass der israelisch-palästinensische Konflikt nicht zwischen zwei Staaten stattfindet (Israel hat immer noch keine Grenzen und Palästina wird immer noch nicht anerkannt), sondern zwischen zwei Bevölkerungen. Das ist eine besondere Situation: Die Palästinenser sind nicht durch einen Staat vertreten und die Israelis haben als Besatzungsmacht zusätzliche Verantwortungen.
Diese Ereignisse erfolgen, obwohl der Golfkooperationsrat, die Gruppe der 77, die Liga der arabischen Staaten, die Organisation für Islamische Zusammenarbeit und China am 15. Mai 2023 die Suspendierung Israels von den Vereinten Nationen forderten, solange Tel Aviv seine eigenen Verpflichtungen nicht erfüllen wird [3].
1. Hat die Operation « Al-Aqsa-Sintflut » Israel überrascht?
Im Gegensatz zu dem, was die Koalitionsregierung von Benjamin Netanjahu behauptete, hat die "Al-Aqsa-Sintflut" Israel nicht überrascht. Dieser Angriff war seit den Zusammenstößen im Mai 2021 geplant.
Laut CNN hat die Hamas ihre Kämpfer eineinhalb Jahre lang für diese Operation ausgebildet [4]. Sie baute sechs Trainingslager in Gaza und drehte dort Promotion-Videos. Videos dieser Trainingseinheiten wurden Wochen vor dem Anschlag veröffentlicht [5].
Im März 2023 entsandte die Hamas eine starke Delegation nach Russland. Bei dieser Gelegenheit warnte sie den russischen Außenminister Sergej Lawrow, dass ihre Geduld zu Ende gehe und dass ihre Wut „stetig wachse“.
Im Jahr 2023 organisierte der Iran Gespräche zwischen den verschiedenen unabhängigen Kräften der Region, der Hisbollah, dem Islamischen Dschihad und der Hamas. Sie fanden in Beirut (Libanon) unter dem Vorsitz von General Ismail Qaani, dem Kommandeur der Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden, statt. Sie zielten darauf ab, diese Akteure zu versöhnen, die einen grausamen Krieg in Gaza und dann in Syrien führten. Diese Treffen wurden im Mai 2003 öffentlich gemacht. Bei dieser Gelegenheit berichtete die libanesische Presse über die Vorbereitungen für die Einheitsaktion, die am 7. Oktober durchgeführt wurde. Der Iran ist daher für die Versöhnung der palästinensischen Fraktionen verantwortlich.
Am 30. Oktober rief der ägyptische Geheimdienstminister Kamel Abbas den israelischen Premierminister an, um ihn vor einer großen Operation der Hamas gegen Israel zu warnen [6]. Ägypten, das die Muslimbruderschaft bekämpft, war besorgt, dass Israel ihr erlauben würde, sich weiter zu entwickeln.
Am 5. Oktober warnte die CIA den Mossad vor einer Großoperation des Vereinigten Palästinensischen Widerstands. Die USA waren besorgt über ihr Ausmaß. Nach Angaben der New York Times aber erwähnten die CIA-Berichte (28. September und 5. Oktober), die immer noch als geheim eingestuft sind, nicht den Einsatz neuer Kampftechniken durch den palästinensischen Widerstand. Der israelische Geheimdienst hielt daraufhin ein Treffen ab, um die Bedrohung zu bewerten. Der Shin Bet (Spionageabwehr) und Amman (militärischer Geheimdienst) nahmen daran teil.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und sein Büro haben daher ihre Bürger belogen, indem sie behaupteten, von der Hamas überrascht worden zu sein.
2. Warum hat Israel zugelassen, dass die eigenen Leute getötet werden?
Mehrere Hypothesen sind möglich. Hier sind vier davon:
Siedler, die illegal im Westjordanland leben, sind in Israels Koalitionsregierung allgegenwärtig. Sie waren taub und blind für das, was sich in Gaza anbahnte.
Benjamin Netanjahu, der die Ideologie seines Vaters Benzion Netanjahu und dessen Mentors, des Ukrainers Vladimir Jabotinsky, wiederbelebte, beabsichtigte, die palästinensische Präsenz sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland zu beenden. Er war es, der das geografische Palästina als "ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land" beschrieb.
Benjamin Netanjahu, der ein altes Projekt wiederbelebte, wollte einen Vorwand schaffen, um einen Krieg gegen den Iran zu rechtfertigen und Israels Einfluss im Nahen Osten auszuweiten.
Die US-Anhänger des deutschen Faschisten Leo Strauss, die das fortsetzen, was sie bereits in der Ukraine tun, wollten einen Vorwand schaffen, um einen umfassenderen Krieg gegen Russland zu rechtfertigen.
Diese vier Hypothesen schließen sich weder gegenseitig aus, noch sind sie erschöpfend.
3. Die 9/11-Parallele
Die israelische Führung zog Parallelen zwischen der offiziellen Version des Hamas-Angriffs und der offiziellen Version der Anschläge vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten. Für sie geht es darum, die Barbarei des Gegners, die Überraschung des Lagers der Guten zu unterstreichen und die Kriege, die folgen werden, zu rechtfertigen.
Diese Parallele wird durch die Tatsache genährt, dass die Hamas behauptet, der palästinensische Arm der Muslimbruderschaft zu sein, während Osama bin Laden vom Blutsbruder des Denkers der Bruderschaft, Mohammad Qutb, ausgebildet wurde.
Diese Parallele ist nicht haltbar: Es ist unmöglich, dass die Anschläge vom 11. September 2001 von al-Kaida verübt wurden. Die US-Behörden waren nie in der Lage, auf meine Einwände gegen ihre Version [7] zu antworten. Darüber hinaus sind seit diesen Ereignissen neue Beweise aufgetaucht, die der Regierung von Präsident George W. Bush widersprechen. Heute glauben 54 Prozent der US-Amerikaner nicht an die Version der Untersuchungskommission des Präsidenten.
Während jedoch unklar bleibt, wer genau die Anschläge vom 11. September 2001 organisiert hat, wurde eine Gruppe identifiziert, die daran teilnahm: das Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert. Eines ihrer wichtigsten Mitglieder, Elliott Abrams, ist nun der Organisator des Regimewechsels, den Benjamin Netanjahu in Israel herbeigeführt hat und den seine Opposition als "Staatsstreich" bezeichnet hat [8]. Angesichts der schweren kriminellen Vergangenheit dieses Mannes, (er ist nämlich in den Völkermord an den Mayas durch den israelischen Terroristen Yitzhak Shamir und den guatemaltekischen General Efraín Ríos Montt verwickelt [9], er wurde in den Vereinigten Staaten für seine Lügen verurteilt [10] und für seine Rolle in der Iran-Contra-Affäre), kann man seine mögliche Rolle bei Israels Passivität bei der Vorbereitung des Hamas-Angriffs mit Grund in Frage stellen.
Letzten Juli berief Präsident Joe Biden diesen umstrittenen Republikaner in die überparteiliche U.S. Advisory Commission on Public Diplomacy, die die US-Propaganda auf der ganzen Welt überwacht.
4. Wer hat die Hamas bewaffnet?
Eine derart ausgeklügelte Operation erfordert Ressourcen und Informationen, über die nur ein Staat verfügen kann. Die Waffen, die benutzt wurden, stammten aus den USA, der Sowjetunion und Nordkorea. Sie zirkulieren im Libanon und in Palästina.
Es wurden drei Hypothesen formuliert:
• Die Hypothese einer iranischen Verantwortung muss aufgrund der Vereinbarung zwischen Hassan el-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft, und Ruhollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik Iran, zurückgewiesen werden. Zudem hat der Iran bereits jede Verantwortung bei den Vereinten Nationen vehement zurückgewiesen. Dies ist dennoch die von Elliott Abrams verteidigte Theorie [11]. Der Iran ist nicht für die "Al-Aqsa-Sintflut" verantwortlich, sondern für die Versöhnung der palästinensischen Fraktionen.
• Die Hypothese einer russischen Verantwortung stützt sich auf keinerlei Beweise. Allenfalls lässt sich feststellen, dass der Konflikt in Palästina westliche Ressourcen absorbieren und damit ihren Druck gegen Russland verringern wird. In ähnlicher Weise können wir mit einem Anstieg der Kohlenwasserstoffpreise rechnen, was für Moskau günstig ist. Russland verfügt jedoch nicht über die Mittel, um eine neue Front zu bilden, während es in der Ukraine kämpft. Darüber hinaus kämpfte Moskau gegen die Milizen der Muslimbruderschaft seit der Gründung der Russischen Föderation. Dies ist dennoch die Theorie, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 11. Oktober vor den 31 NATO-Verteidigungsministern in Brüssel vertreten hat [12]. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant intervenierte per Video währen diesem Treffen, in dem gleichen Sinn [13].
• Die Hypothese einer türkischen Verantwortung bleibt dagegen bestehen. Abgesehen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der den letzten Hamas-Kongress in Istanbul ausgerichtet hat, residieren die höchsten Führer der Hamas jetzt in der Türkei, während die der Muslimbruderschaft als internationales Gremium zwischen Großbritannien, Katar und der Türkei aufgeteilt sind.
Da US-Außenminister Antony Blinken jedoch wusste, dass die CIA die Vorbereitungen für die Hamas-Operation verfolgte, telefonierte er in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober mit seinem türkischen Amtskollegen und ehemaligen Geheimdienstchef Hakan Fidan [14], d.h. in dem Moment, in dem die Hamas ihren Angriff startete und noch bevor die israelische Armee aufwachte. Anschließend hat Antony Blinken mit seinen Amtskollegen in Israel und Palästina, dann noch einmal [15] und wieder [16] in der Türkei telefoniert.
Auf dem Gipfel der NATO-Verteidigungsminister gab Außenminister Lloyd Austin schließlich bekannt, dass die Vereinigten Staaten die Türkei gebeten hätten, für die Freilassung der US-Geiseln zu intervenieren. Er gab jedoch nicht bekannt, ob diese Entscheidung vor oder nach der Entsendung der Marinegruppe USS Gerald Ford getroffen wurde.
5. Was sagt das Völkerrecht zum israelisch-palästinensischen Konflikt?
Gemäß den Beschlüssen der Vereinten Nationen haben die Palästinenser das Recht auf einen souveränen Staat in den Grenzen von 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Diese Formel impliziert, dass:
• Der Staat Palästina hat das Recht, über seine eigene Armee zu verfügen (wogegen sich Israel dauernd aufstellt);
• Alle nach 1967 eingerichteten jüdischen Siedlungen und Ost-Jerusalem müssen an den Staat Palästina zurückgegeben werden.
• Jeder Palästinenser wird das Recht haben, nach Israel zurückzukehren und sich in seinem Land niederzulassen (Rückkehrrecht). Israel wird diejenigen entschädigen müssen, deren Eigentum recycelt oder zerstört wurde.
Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die Israelis Anspruch auf einen souveränen Staat in den Grenzen von 1967 mit West-Jerusalem als Hauptstadt. Diese Formel impliziert Folgendes:
• Israel hat das Recht, eine eigene Armee zu haben (die es bereits hat)
• Alle nach 1967 eingerichteten jüdischen Siedlungen und Siedlungen in Ost-Jerusalem müssen an den Staat Palästina zurückgegeben werden. Es ist nicht unmöglich, dass Israelis weiterhin dort leben werden, aber dann als Ausländer.
• Israel wird jedem Palästinenser oder seinen Nachkommen, der 1948 ausgewiesen wurde und darum bittet, ein Aufenthaltsrecht gewähren müssen. Israel wird ihm sein Eigentum zurückgeben oder ihn entschädigen müssen (Rückgaberecht).
Ursprünglich sollten diese beiden Staaten (Palästina und Israel) zu einem supranationalen binationalen Staat zusammengeführt werden, in dem jeder Staatsbürger gleiches Wahlrecht besitzen würde. Das ist derzeit offenbar unmöglich. Denkbar ist, dass sich eine internationale Friedenstruppe zwischen den beiden Staaten Palästina und Israel aufstellt. Auch dies scheint schwierig zu sein. Zum einen, weil niemand daran teilnehmen will, und zum anderen, weil dies nicht das ist, was die Vereinten Nationen ursprünglich beabsichtigt haben. Diese sahen friedenserhaltende Beobachter vor, aber keine militärische Interventionstruppe. Schließlich ist es möglich, die Entmilitarisierung der beiden Staaten und die Garantien für die Nichtangriffe ihrer Nachbarn in Betracht zu ziehen.
Jeder hat sehr wohl verstanden, dass das Völkerrecht einen beträchtlichen Verlust an Territorium und Eigentum für Israel auferlegt, während es nur darum geht, die Ansprüche auf Palästina aufzugeben. Aber das ist der Preis für Gerechtigkeit und Frieden.
6. Wie reagiert Israel?
Benjamin Netanjahus Koalition, der jüdische Suprematisten angehören, die mit den muslimischen Suprematisten der Hamas vergleichbar sind, änderte im August Israels Grundgesetze, in einem Staat ohne Verfassung. Nach Ansicht von Beobachtern, insbesondere der US-Presse, hat die Regierung einen "Staatsstreich" vollzogen, indem sie die Unabhängigkeit der Justiz unterdrückt hat. Massive Proteste erschütterten Israel seit mehreren Monaten.
Angesichts des Angriffs, dem es ausgesetzt ist, kann Israel nur überleben, wenn es sich bereit erklärt, seine herrschende Klasse zu einen. Der ehemalige Premierminister Yair Lapid forderte den Rücktritt jüdischer Suprematisten, damit er an einer Regierung der nationalen Einheit teilnehmen könne. Itamar Ben-Gvir (Minister für innere Sicherheit) und Bezalel Smotrich (Finanzminister) haben seit ihrer Regierungszeit drei antiarabische Pogrome unterstützt, darunter das von Huwarrah [17]. Der ehemalige Verteidigungsminister, General Benny Ganz, stellte jedoch nicht die gleiche Bedingung. Am Ende beschloss der amtierende Premierminister, beide in seine Regierung aufzunehmen, ohne aber die jüdischen Suprematisten zu entlassen. Aber er schuf einen Kriegsrat, von dem jüdische Suprematisten ausgeschlossen sind.
An dieser Stelle kommt die militärische Zensur ins Spiel. Sie ist so stark, dass der Informationsminister, Distel Atbaryan, mitten im Krieg zurücktritt.
Es ist nicht möglich, die genaue Zusammensetzung dieses Kriegsrats zu kennen, dessen Beratungen sehr stürmisch waren. Man weiss nur, dass der Verteidigungsminister, General Yoav Gallant, keineswegs auf der gleichen Wellenlänge ist wie sein Vorgänger, General Benny Ganz. Nämlich, dass der Premierminister den ehemaligen Generalstabschef, General Gadi Eisenkot, einen Befürworter der massiven Bombardierung von Zivilisten, zu Hilfe rief, um als Beobachter an den Beratungen des Rates teilzunehmen. Unter keinen Umständen sollten die Israelis und der Rest der Welt wissen, wie die einen und die anderen auf Benjamin Netanjahus Passivität angesichts der Vorbereitungen für die Operation Al-Aqsa-Sintflut und der ersten Stunden ihrer Durchführung reagierten. Ebenso weiß niemand, was das Kriegsgericht entschieden hat. Präsident Isaac Herzog selbst blieb von den Beratungen ausgeschlossen.
Es scheint, als wären in den Debatten die Vertreibung nach Ägypten oder das Massaker von zwei Millionen Einwohnern des Gazastreifens erwogen worden. Deshalb eilte US-Außenminister Antony Blinken nach Tel Aviv, um zur Ruhe aufzurufen.
7 Wie können sich die Dinge ändern?
Das Völkerrecht räumt Israel das Recht ein, sich gegen den Angriff zu verteidigen, dem es ausgesetzt ist. Das tat Israel fünf Tage lang, indem es die Angreifer verjagte, die in sein Territorium eingedrungen waren. In der Folge begann Israel mit der Belagerung des Gazastreifens, während die israelische Armee Gaza-Stadt bombardierte (aber nicht den südlichen Teil des Gazastreifens). Auch diese Operation verstößt erneut gegen das Völkerrecht. Wenn es zwar zulässig ist zu akzeptieren, dass Israel das Recht hat, palästinensische Kämpfer in Gaza weiterzuverfolgen, sind die Belagerung des Gazastreifens und die Bombardierung ziviler Gebäude Kriegsverbrechen. Auf einer Pressekonferenz stellte sich heraus, dass Israels Präsident Isaac Herzog nicht weiß, was seine Armee vorhat.
In Anlehnung an die Position der Arabischen Liga seit dem Sechstagekrieg hat Ägypten seine Grenze zum Gazastreifen geschlossen. Die Liga beabsichtigt, die Forderungen der Palästinenser zu unterstützen und lehnt daher jeden Bevölkerungstransfer und jede Einbürgerung ab. Darüber hinaus hat Kairo nicht die Absicht, für zwei Millionen Einwanderer die Verantwortung zu übernehmen, und schon gar nicht für die Hamas, deren Muttergesellschaft, die Muslimbruderschaft, in Ägypten verboten ist.
Die israelische Armee hält sich bereit, den Gazastreifen wieder zu besetzen. Sie zieht ihre Truppen überall zusammen. Die Besetzung des Gazastreifens wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht, während ein Krieg zur Aufstandsbekämpfung an sich schon ein Kriegsverbrechen wäre.
Die USA haben Waffen und Munition nach Israel geschickt. Sie haben eine Marinegruppe vor Gaza entsendet (den Flugzeugträger USS Gerald Ford, den gelenkten Raketen-Kreuzer USS Normandy und die vier mit gelenkten Raketen ausgestatteten Zerstörer USS Thomas Hudner, USS Ramage, USS Carney und USS Roosevelt) dann eine zweite Marinegruppe (den Flugzeugträger USS Eisenhower, den Lenkwaffenkreuzer USS Philippine Sea, und die drei mit Lenkflugkörpern ausgerüsteten Zerstörer USS Laboon, USS Mason und USS Gravely). Sie riefen Israel jedoch zur Zurückhaltung auf.
Es scheint unmöglich, dass Israel Wladimir Jabotinskys Plan vollkommen ausführen und die 2 Millionen Einwohner des Gazastreifens ohne internationale Intervention massakrieren können wird, angefangen mit einer der Hisbollah. Ein Rückzug der Armee ist wahrscheinlicher.
[1] «Source of dubious ‘beheaded babies’ claim is Israeli settler leader who incited riots to ‘wipe out’ Palestinian village», Max Blumenthal & Alexander Rubinstein, The Gray Zone, Octobrer 11, 2023.
[2] «’Top secret’ Hamas documents show that terrorists intentionally targeted elementary schools and a youth center», Anna Schecter, NBC, October 13, 2023.
[3] «Israels Teilnahme an den Vereinten Nationen könnte wegen Nichteinhaltung seiner Verpflichtungen ausgesetzt werden», Voltaire, internationale Nachrichten - N°41, 19. Mai 2023.
[4] «Hamas militants trained for its deadly attack in plain sight and less than a mile from Israel’s heavily fortified border» by Paul P. Murphy, Tara John, Brent Swails & Oren Liebermann, CNN, October 12, 2023. « Hamas propaganda videos reveal stunning details leading up to attack on Israel », Anderson Cooper 360, CNN, october 13, 2023.
[5] «Hamas practiced in plain sight, posting video of mock attack weeks before border breach», Canadian Press, October 13, 2023.
[6] «Egyptian General Intelligence Director supposedly warned Netanyahu about ’something fierce from Gaza’», Smadar Perry, YNetNews, October 10, 2023. «What went wrong? Questions emerge over Israel’s intelligence prowess after Hamas attack», Tia Goldenberg, Associated Press, October 9, 2023.
[7] Der Inszenierte Terrorismus, Thierry Meyssan, De Facto, 2002.
[8] « The U.S. Right-wing Group Behind a Conservative Legal Revolution in Israel », Nettanel Slyomovics, Ha’arets, January 30, 2023. „Der Strauss’sche Putsch in Israel“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 7. März 2023.
[9] «Israeli Connection Not Just Guns for Guatemala», George Black, NACLA Report on the Americas, 17:3, pp. 43-45, DOI: 10.1080/10714839.1983.11723592
[10] The El Mozote Massacre : Human Rights And Global Implications, Leigh Binford, University of Arizona Press, 2016.
[11] «The Hamas Attack on Israel Couldn’t Have Happened Without Iran», Elliott Abrams, Newsweek, October 12, 2023.
[12] «In Brussels, Volodymyr Zelenskyy called on world leaders to support the people of Israel», Presidency of Ukraine, October 11, 2023.
[13] «Déclaration du secrétaire général de l’Otan : "Israël n’est pas seul"», Organisation du Traité de l’Atlantique-Nord, 12 octobre 2023.
[14] «Secretary Blinken’s Call with Turkish Foreign Minister Fidan», Department of State, October 6, 2023. NB: Zwischen Israel und Washington gibt es einen Zeitunterschied von sieben Stunden. Aus US-Sicht begann die Hamas-Operation am 6. Oktober gegen 23 Uhr.
[15] «Secretary Blinken’s Call with Turkish Foreign Minister Fidan», Department of State, October 7, 2023.
[16] «Secretary Blinken’s Call with Turkish Foreign Minister Fidan», Department of State, October 8, 2023.
[17] «400 israelische Siedler zerstören ein palästinensisches Dorf», Voltaire, internationale Nachrichten - N°30, 3. März 2023
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