Es ist von wenig Bedeutung, ob das Attentat auf das Publikum des Konzerts in Moskaus Stadthalle Crocus City Hall von Daesch mit oder ohne Ukrainer vorbereitet wurde: Diese Leute sind gewohnt, zusammenzuarbeiten.
Das geht schon seit einem Dreivierteljahrhundert so, ist aber immer noch nicht in das kollektive Bewusstsein eingedrungen: Die "integralen Nationalisten", die jetzt in Kiew an der Macht sind, arbeiten mit der Muslimbruderschaft und ihren Milizen unter der Aufsicht der angelsächsischen Geheimdienste zusammen. Ihre Hauptfunktion ist, gegen die Russen zu kämpfen.
Am 22. März 2024 hat ein Kommando von vier Kämpfern das Publikum eines Rock-Konzerts im Krokus City Hall in Krasnogorsk (einem Vorort im Nordwesten Moskaus) angegriffen, 133 Menschen getötet und 140 weitere verletzt und dann das Gebäude in Brand gesteckt.
Das Terrorkommando wurde von den Russen festgenommen, als es versuchte die ukrainische Grenze zu überqueren und auf der anderen Seite erwartet wurde. Seine Mitglieder wurden als Tadschiken identifiziert. Sie haben gestanden, über das Internet rekrutiert worden zu sein, um für Geld zu töten. Sie sagten, sie hätten keinen Kontakt zu ihrem Auftraggeber gehabt. Doch wurde bei ihnen eine Visitenkarte auf den Namen von Dmytro Jarosch gefunden. Da Jarosch der Gründer der Miliz "Pravy Sektor", die Nummer 2 im ukrainischen Sicherheitsrat und dann Berater des Oberbefehlshabers der Streitkräfte war, machten die russischen Behörden sofort die Ukraine dafür verantwortlich. Jarosch hat die Beteiligung seines Landes bestritten [1]. Sieben Komplizen wurden ebenfalls festgenommen.
Die russische Anti-Terror-Polizei hat diese Terroristen gefoltert und ihre Taten gefilmt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sie gezeigt und kommentiert. Die russische Kultur ist sowohl europäisch als auch asiatisch. Das russische Volk hat keine Empathie für Kriminelle.
Daesch bekannte sich zu dem Anschlag und unterband damit die Anschuldigungen, es handele sich um eine russische Operation unter falscher Flagge. Diese Terroristen waren keine Fanatiker, sondern Profis. Sie haben sich nicht öffentlich angezündet, sondern sind geflohen, wie diejenigen, die 2015 Paris und Saint-Denis angegriffen und 130 Menschen getötet hatten. Sie handelten also nicht aus Hass auf Russland, sondern als Teil einer Militäroperation, deren strategische Implikationen im Voraus durchdacht wurden.
Laut der Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, sind die Terroristen des Islamischen Staates allein für den Anschlag verantwortlich. Viele Kommentatoren haben von vornherein jedes Amalgam zwischen der islamischen Organisation und den Anhängern der Regierung in Kiew angeprangert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, der Ukraine reflexartig die Schuld zu geben. Doch der russische Präsident Wladimir Putin hält an seinen Vorwürfen fest, die sich ausschließlich gegen Kiew richten, und ignoriert den IS/Daesch.
Seit 2014 und dem Sturz des gewählten ukrainischen Präsidenten haben wir regelmäßig die Verbindungen zwischen „integralen Nationalisten“ und Islamisten hervorgehoben, insbesondere die Rolle von Dmytro Jarosch. Die Fakten sprechen für sich. Wir wissen nicht, ob die Ukrainer diesen Anschlag organisiert haben oder nicht, aber es ist klar, dass sie die Angreifer sehr gut kannten: Ukrainische integrale Nationalisten und Dschihadisten kämpfen seit einem Dreivierteljahrhundert zusammen.
Seit 2014 und dem Sturz des gewählten ukrainischen Präsidenten haben wir bereits regelmäßig die Verbindungen zwischen den beiden Bewegungen und insbesondere die Rolle von Dmytro Jarosch hervorgehoben. Die Fakten sprechen für sich. Wir wissen nicht, ob die Ukrainer diesen Anschlag organisiert haben oder nicht, aber es ist klar, dass sie die Attentäter sehr gut kannten: Integrale ukrainische Nationalisten und Dschihadisten kämpfen seit einem Dreivierteljahrhundert zusammen.
• Vor dem Zweiten Weltkrieg knüpfte die Muslimbruderschaft Verbindungen zu den Nazis gegen die Briten. Das überrascht absolut nicht, dass sich alle antikolonialistischen Bewegungen jener Zeit (einschließlich Indiens M.K. Gandhi) auf der Suche nach einem Verbündeten, natürlich an die Achsenmächte wandten. In der Regel distanzierten sie sich von ihnen, sobald sie ihren Rassismus vor Ort entdeckt hatten. Die Bruderschaft profitierte jedoch in diesen Jahren von Subventionen des Dritten Reiches [2] und hielt diese Verbindungen während des gesamten Krieges aufrecht. Als die britischen und amerikanischen Geheimdienste am Ende des Weltkrieges viele Nazi-Chefs zurückholten und sie in ihrem "Kalten Krieg" gegen die Sowjets einsetzten, gewannen sie auch die Herrschaft über die Muslimbruderschaft wieder. Es war daher ganz natürlich, dass die CIA Gerhard von Mende, den Nazi-Spezialisten für den Islam in der Sowjetunion, mit Said Ramadan, dem Schwiegersohn des Gründers der Bruderschaft, zusammenarbeiten ließ. Da Letzterer für ein Programm des pakistanischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks verantwortlich war [3], vermittelte die CIA ihn nach München zu Radio Free Europe/Radio Liberty. Dort moderierte er eine Sendung für sowjetische Muslime und begegnete Stepan Bandera, dem Vorsitzenden der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), und dessen rechter Hand, Jaroslaw Stezko, dem ehemaligen ukrainischen Nazi-Ministerpräsidenten. Es waren genau diese "Banderisten" (vom Kreml als "Ukronazis" bezeichnet, sich aber selbst als "integrale Nationalisten" bezeichnend), die 2014 den Staatsstreich ("Euromaidan") gegen den gewählten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch durchführten [4].
• In den 1970er Jahren nahm der saudische Milliardär Osama bin Laden an Versammlungen der Antikommunistischen Weltliga von Chiang Kai-Schek und ... Jaroslav Stetsko teil [5]. Osama bin Laden war Mitglied der Bruderschaft und wurde von Sayyid Qutbs Bruder, dem Strategen und Dschihad-Theoretiker der Bruderschaft, ausgebildet. In diesem Zusammenhang wurde er von den Vereinigten Staaten ausgewählt, um Chef der Mudschaheddin in Afghanistan gegen die Sowjets zu werden.
Nazis und Islamisten kämpften seit der Gründung des Islamischen Emirats Itschkeria (Zweiter Tschetschenienkrieg, 1999-2000) erneut gemeinsam gegen die Russen. Ich habe jedoch keine konkreten Belege für ihr Engagement finden können.
• Am 8. Mai 2007 gründeten die "integralen Nationalisten" der Ukrainischen Volksselbstverteidigung und die Islamisten der Muslimbruderschaft in Ternopol (Westukraine), auf Initiative der CIA, eine antirussische "Antiimperialistische Front" unter dem gemeinsamen Vorsitz des Emirs von Itschkeria, Dokka Umarow, und Dmytro Jarosch (der inzwischen die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) von Stepan Bandera neu aufgestellt hat). An dem Treffen nahmen Organisationen aus Litauen, Polen, der Ukraine und Russland teil, darunter islamistische Separatisten aus der Krim, Adygea, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Ossetien und Tschetschenien. Da Dokka Umarov wegen internationaler Sanktionen nicht dorthin reisen konnte, ließ er seinen Beitrag verlesen [6].
• Von November 2013 bis Februar 2014 führten ukrainische integrale Nationalisten, unter der Aufsicht der „Straussianerin“ Victoria Nuland, damals Assistentin des Staatssekretärs für eurasische Angelegenheiten, die "Revolution der Würde" durch. Die westliche Presse behauptete, die Polizei des Präsidenten habe auf die Menschenmenge geschossen. Dagegen stellte später ein Gericht in Kiew fest, dass unbekannte Bewaffnete auf Dächern gleichzeitig Demonstranten und Polizisten ermordet hatten; eine Methode, die die CIA bereits in vielen anderen Ländern angewendet hatte, um Pseudo-Revolutionen auszulösen. Der Anführer der islamistischen Jugendbewegung Azatlik, der Russe Naïl Nabiullin, zog in der Tradition der Muslimbruderschaft in den Dschihad gegen syrische Muslime. Danach kehrte er in die Ukraine zurück und beteiligte sich mit seinen Kämpfern am Staatsstreich [7].
• Nach Angaben der New York Times wurden die Bataillone Sheikh Mansour und Dzhokhar Dudajew, hauptsächlich bestehend aus Tschetschenen von Georgien und Usbekistan und das aus Tataren zusammengesetzte Krim-Bataillon, die alle gegen die Muslime von Syrien kämpften, im Donbass von den Kiewer Integralen Nationalisten gegen die russischsprachige Bevölkerung eingesetzt [8].
• Im August 2015 gründete Tatarenführer Mustafa Dschemilew in Ankara (Türkiye) die Internationale Muslimische Brigade, um die Krim von Russland zurückzuerobern. Er wurde vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan empfangen, der versprach, diese Dschihadisten zu finanzieren [9]. Diese Miliz stützt sich auf Hizb ut-Tahrir, eine Abspaltung der Bruderschaft. Sie vereint Kämpfer aus Tatarstan und Tschetschenien (Russland), Usbekistan, Aserbaidschan und Meskhetien (Georgien). Sie hatte ihren Sitz in Cherson, aber ihre Rolle beschränkte sich auf einige Sabotageakte, mit denen der Krim Trinkwasser und Elektrizität entzogen wurde, während die tatarische Bevölkerung sich Moskau anschloss.
• Seit einem Monat kämpfen hundert ukrainische Spezialeinheiten im Sudan, um General Abdel Fattah al-Burhan zu unterstützen [10]. Letzterer reiste nach Libyen, um sich mit dem ehemaligen Mufti El-Sadeq el-Gheryani, einem bekannten Führer der Muslimbruderschaft, zu treffen. Er schickte auch Kommandos, um für ihn zu kämpfen, also auf der Seite der Ukrainer. Diese Unterstützungen ermöglichten es General al-Burhan, Karthum am 12. März 2024 von den Truppen seines Rivalen "General" Mohamed Hamdan Dogolo (bekannt als "Hemeti") zurückzuerobern.
Seit zwei Jahrzehnten haben wir nicht aufgehört, die Instrumentalisierung der Islamisten durch die angelsächsischen Geheimdienste zu dokumentieren. Für die Anschläge vom 11. September [11], den Krieg gegen den Irak und die "Arabischen Frühlinge" gibt es keine andere überzeugende Erklärung [12]. Nur denjenigen, die glauben, dass der Krieg in der Ukraine nichts anderes als eine russische Aggression ist und dass ukrainische "integrale Nationalisten" nur für ihr Land und in ihrem Land kämpfen, wird die Einsicht dieser Wahrheit schwerfallen.
[1] «"Офіційно заявляю: це не ми": Ярош спростував причетність українських військових до теракту у Підмосков’ї», Espreso, 23 березня, 2024.
[2] National Archives War Office, Dossier 208 (Military Intelligence, Middle East and Egypt), File 502, 23 octobre 1939, « Note on Wilhelm Stellborgen ».
[3] NARA (National Archives and Records Administration) RG 59 (General Records of the Department of State), Decimal Files, 1950-1954, 511.80/7-2753, Ambassade des États-Unis en Égypte, dépêche de Jefferson Caffery au Département d’État, « Colloquium on Islamic Culture and Saeed Ramadhan », 27 juillet 1953.
[4] „Wer sind die ukrainischen integralen Nationalisten?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 15. November 2022.
[5] „Die Globale Antikommunistische Liga, eine Internationale des Verbrechens“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. Mai 2004.
[6] „CIA koordiniert Nazis und Dschihadisten“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Al-Watan (Syrien) , Voltaire Netzwerk, 19. Mai 2014.
[7] „Dschihadisten gewährleisten den Ordnungsdienst der Demos in Kiew“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 5. Dezember 2013.
[8] “Islamic Units Help Ukraine Battle Rebels. Stocked With Chechens Eager to Defy Russia”, Andrew E. Kramer, The New York Times, July 8, 2015.
[9] „Ukraine und Türkei schaffen eine islamische internationale Brigade gegen Russland“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 5. Oktober 2015.
[10] "Kyiv Sent Forces to Sudan to Counter Russia", Ian Lovett, Nikita Nikolaienko and Nicholas Bariyo, The Wall Street Journal, March 6, 2024.
[11] 11. September 2001: Der inszenierte Terrorismus. Auftakt zum Weltenbrand?: Kein Flugzeug traf den Pentagon!, Thierry Meyssan, De Facto (2002).
[12] Vor unseren Augen. Arabischer Frühling, al-Qaida und die Kriege im Nahen und Mittleren Osten: Hintergründe, Thierry Meyssan, Zeitgeist (Demnächst).
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