Abbas Araghchi, ehemaliger Unterhändler des Atomabkommens (JCPoA) und neuer iranischer Außenminister, stellte im staatlichen Fernsehen die internationale Ausrichtung der Regierung von Präsident Massud Peseschkian vor. Der Iran wird seine Unterstützung für die "Achse des Widerstands" (d.h. alle pro-iranischen schiitischen Gruppen im Nahen Osten) und Syrien fortsetzen. Er wird seine Partnerschaften mit China und Russland fortsetzen. Er wird jedoch für Kompromisse mit allen Mächten, die dies wünschen, offener sein, insbesondere mit der EU, die, unter der Bedingung der Aufgabe ihrer einseitigen Zwangsmaßnahmen, (die von der atlantischen Propaganda fälschlicherweise als "Sanktionen" bezeichnet werden) wieder zu einer Priorität werden könnte.

Er sagte nämlich: "Unsere Außenpolitik wird global, aktiv und einflussreich sein. Wir haben für unsere Außenpolitik drei Missionen definiert. Die erste besteht darin, unsere nationalen Interessen zu gewährleisten. Die zweite besteht darin, unsere nationale Stärke und Sicherheit zu stärken. Die dritte besteht darin, unsere nationale Würde und die Position der Islamischen Republik Iran bei den Nationen der Welt zu erhöhen. Wir versuchen nicht, die Feindseligkeit und die Spannungen mit den Vereinigten Staaten zu lösen, da der größte Teil dieser Feindseligkeit und Spannungen auf grundlegenden Unterschieden in unseren Perspektiven beruht.

Im Grunde macht es keinen Sinn, das zu versuchen. Wir müssen uns mit dieser Feindseligkeit und diesen Spannungen auseinandersetzen. Die Iraner brauchen für diese Feindseligkeit keinen Preis zahlen. Unsere Außenpolitik sollte sich bemühen, den Preis, den wir für diese Feindseligkeit zahlen, zu senken. Unsere Haltung zum Widerstand wird sich nicht ändern. Er ist Teil unserer Ideale und stammt aus unserem Glauben und unserer Lehre. Unsere Unterstützung aller Gruppen und Länder der Achse des Widerstands ist ein unerschütterliches Prinzip, und wir werden diese grundlegende Politik sicherlich fortsetzen."

Ayatollah Khamenei kommentierte das Interview mit den Worten, dass es absolut nicht schade, mit dem Feind zu sprechen, aber dass man ihm niemals trauen sollte.

Die neue Regierung wurde vom Majlis (Parlament) in einer Atmosphäre des Kompromisses und der Konsensbildung problemlos vereidigt.

☞ Abbas Araghchi ist ein ehemaliger Angehöriger der Revolutionsgarden. Er war dem Obersten Führer gegenüber, Ayatollah Ali Khamenei, sehr loyal und berichtete ihm über die Phasen der internationalen Verhandlungen durch Ali Akbar Velayati, auf die Gefahr hin, Konflikte mit seinem Vorgesetzten Said Jalili zu provozieren. Soziologisch ist er für die prowestliche Bourgeoisie sehr repräsentativ. Seine Familie besaß ein großes Exportunternehmen für Teppiche. Er hatte in das JCPoA-Abkommen die Liberalisierung des Verkaufs von persischen Teppichen aufgenommen, von der seine Familie stark profitiert hat.

Dieser Artikel ist der Leitartikel der Ausgabe 97 von „Voltaire, internationale Nachrichten“. Die Welt verändert sich schnell. Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter; eine außergewöhnliche Informationsquelle zum Übergang zu einer multipolaren Welt.

Übersetzung
Horst Frohlich