Die Fernsehansprache von Präsident Obama über die Erstellung einer globalen Koalition gegen eine terroristische Organisation hat ihr Ziel erreicht: die westliche Öffentlichkeit ist überzeugt, dass dieser Krieg eine Reaktion auf die anhaltende ethnische Säuberung im Irak ist. Doch diese Organisation sowie die versammelte Koalition um sie zu bekämpfen, sind Teile eines vor dreizehn Jahren ausgearbeiteten Plans für die "Umgestaltung des erweiterten Nahen Ostens". Die einzige Neuerung ist, dass Washington die ethnische Säuberung, die durch das Völkerrecht verurteilt wird, einer Privatarmee anvertraut hat.
"Gott segne unsere Truppen, Gott schütze die Vereinigten Staaten von Amerika": mit diesen Worten (wir laden Papst Franziskus ein, sie zu kommentieren) schließt die feierliche Erklärung" über den IS [1], mit denen sich Präsident Barack Obama im Gewand des "Oberkommandeurs" Mittwoch den 10. September nicht nur an seine Bürger, sondern an die ganze Welt gewendet hat [2].
"Amerika", sagt der Präsident, ist "gesegnet", weil es die schwersten Aufgaben angenommen hat, beginnend mit der "Verantwortung der Führung". In einer "unsicheren Welt" wie unsere Welt heute, ist die "US-Führung die einzige Konstante." Es ist in der Tat "Amerika", das "die Fähigkeit und den Willen, die Welt gegen die Terroristen zu mobilisieren" hat, es ist "Amerika", "das die Welt gegen die russische Aggression aufruft", es ist "Amerika", das "die Ebola-Epidemie aufhalten und zerstören kann." Durch diese Akzente, die denen eines mittelalterlichen Predigers zur Zeit der schwarzen Pest ähneln, (die "Russische Aggression" auf gleicher Ebene mit dem Ebola-Ausbruch), startet der Präsident den neuen Kreuzzug gegen den "islamischen Staat in Irak und in Syrien" (IS), mit der Warnung, dass „es Zeit brauchen werde, um einen solchen Krebs zu beseitigen“. Trotz allem, was "Amerika" zur Bekämpfung des Terrorismus schon getan hat, betont er, "haben wir nach wie vor eine terroristische Bedrohung vor uns.“ Und zwar deshalb, weil "wir nicht alle Spuren des Bösen der Welt löschen können.“
Mit dieser Warnung, die an Kreuzzüge des Republikaners Reagan gegen das "Reich des Bösen" (UdSSR) erinnert und des Republikaners Bush gegen "dunkle Feinde, die in den dunklen Ecken der Erde lauern" (al-Kaida), artikuliert der Demokrat Obama "die Strategie der USA, um den IS zu besiegen, in vier Punkten.
– 1. "Eine systematische Kampagne von Luftangriffen gegen den IS, in Syrien und im Irak.
– 2. "Erhöhte Unterstützung für Kräfte die den IS am Boden bekämpfen": mit dem Unterschied im Vergleich zum Irak und Afghanistan, dass die Vereinigten Staaten nicht offiziell Landtruppen schicken, sondern Berater und Ausbildner (475 andere kommen noch in den Irak), mit einem ad-hoc-Gesetz vom Kongress irakische und kurdischen Kräfte finanzieren und bewaffnen, und in Syrien auch jene, die gegen "das Assad-Regime, das seine Leute terrorisiert, und die gegen die "Extremisten des IS“ kämpfen.
– 3. "Unsere beträchtlichen Terrorabwehrfähigkeiten verwenden, um Angriffe des IS zu verhindern": Dies wird durch die Arbeit in engem Kontakt mit den Partnern geschehen (einschließlich mit Israel, das bereits mit seinen eigenen Geheimdiensten zum Informationsaustausch bereit ist).
– 4. "Humanitäre Hilfe den unschuldigen Zivilisten liefern, die von ihrem zu Hause von dem IS vertrieben wurden.“
Die Vereinigten Staaten haben bereits "eine breite Koalition von Partnern" erstellt, die "Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe, Waffen und Unterstützung der irakischen Sicherheitskräfte und der syrischen Opposition bieten.“ In den kommenden Tagen wird Staatssekretär John Kerry den Nahen Osten und Europa besuchen, um "andere Partner für die Schlacht anzuheuern.“
Was die Obama-Administration startet, ist keine Strategie, die der Präsident verpflichtet ist zu erlauben, nachdem er die Bedrohung durch den IS (nach einer weit verbreiteten Vulgata) unterschätzt hat, sondern eine seit Jahren entwickelte Strategie. Wie bereits ausführlich dokumentiert wurde, wurden die zukünftigen IS-Kerne gebildet, als el-Gaddafi in Libyen 2011 gestürzt wurde. Die US-geführte NATO finanzierte und bewaffnete islamische Terroristen Gruppen kurz davor. Nachdem sie dazu beigetragen hatten, el-Gaddafi zu stürzen, gehen sie nach Syrien, um Al-Assad zu stürzen. Dort entsteht, im Jahr 2013, der IS, der Waffen, Finanzierung und Transitwege von Saudi Arabien, Katar, Kuwait, Türkei und Jordan, unter einem durch die CIA koordinierten Plan erhält.
Im Mai 2013, ein Monat nach der Gründung des IS, trifft Ibrahim al-Badri - der "Kalif", heute als Abu Bakr al-Baghdadi bekannt - sich in Syrien mit US-Senator John McCain, der von Obama beauftragt wurde, verdeckte Operationen im Auftrag der Regierung durchzuführen. Der IS startet dann die Offensive im Irak, zum Zeitpunkt als die al-Maliki-Regierung von Washington Distanz nimmt, und sich China und Russland nähert.
Das eigentliche Ziel der Strategie von Obama ist die Zerstörung Syriens und die Rückeroberung des Irak. Darüber hinaus, durch die Gewinnung der europäischen Verbündeten (einschließlich Italien) für die neue Nah-Ost Front und gleichzeitig gegen Russland, verstärken die Vereinigten Staaten ihren Einfluss auf die Europäische Union, die sie nur vereinigt wollen, wenn sie unter ihrer Führung bleibt.
[1] Präsident Obama hat sich entschieden, die von seiner Regierung erstellte Organisation zu benutzen, um eine (rechtlich als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" erachtete) ethnische Säuberung des "islamischen Emirats in Irak und Syrien“ zu unternehmen. Jedoch hat sich diese Organisation nie so genannt, sondern sukzessive "Islamisches Emirat in Irak und in der Levante" (d.h. in Großsyrien, einschließlich sowohl des aktuellen Syriens, als auch Palästinas, Israels, Jordaniens und des Libanon, sowie einiger türkischen und irakischen Enklaven), und später dann ganz einfach "Islamisches Emirat" (IE).
[2] “TV Statement by Barack Obama about fight against ISIL”, by Barack Obama, Voltaire Network, 10 September 2014.
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