Der Krieg, der derzeit die Ukraine verwüstet, wird international. Die Spaltungen, die auf dem Balkan erscheinen sind nicht neu. Sie waren schon während des Zerfalls von Jugoslawien da und zuvor, während des zweiten Weltkriegs. Für Miroslav Lazanski ist das eine Wiederholung einer alten Partition.
Leo Tolstoi schrieb in Krieg und Frieden, dass „es am Vorabend des Jahres 1812 eine Konzentration der Macht in Westeuropa gab, vom Westen nach Osten gehend, in Richtung der Grenzen Russlands." Ich weiß nicht, was dieser große Schriftsteller und Denker heute sagen würde, wenn er einen Blick auf Europa vom Anfang des 21. Jahrhunderts werfen könnte. Es ist, als ob er bereits zu seiner Zeit die „Natoisierung“ vorausgesehen hätte, die Einkesselung von Russland, und den politischen und psychologischen Druck auf die neutralen Staaten, damit sie dem Bündnis beitreten.
Was in Europa im Jahr 1999 mit der Bombardierung der Bundesrepublik Jugoslawien begonnen wurde, geht heute mit der Tragödie in der Ukraine weiter. Die Bilder von zerstörten Gebäuden und Brücken sind unwahrscheinlich; verbrannte Häuser, Leichen in den Straßen. All das im Europa des 21. Jahrhunderts! Und das ist kein Film, sondern die grausame Realität. Das politische Europa hat anlässlich der gleichen Bilder in Jugoslawien 1999 geschwiegen, und heute ist es gegenüber dem menschlichen Leiden in der Ukraine gleichgültig.
Das politische Europa hat dem ukrainischen Volk eine ’entweder / oder ’ Wahl verhängt, und dadurch den Krieg. Nach dem Abkommen von Minsk 2 [1] glauben manche in Europa und noch mehr in den Vereinigten Staaten, dass militärische Hilfe-Sendungen nach Kiew die militärische Lage auf dem Boden ändern könnten. Aber keine westliche Panzerabwehr-Rakete kann das Kräfteverhältnis ändern, weil die Soldaten aus Kiew für ihre Verwendung nicht geschult sind, und sie dafür mindestens sechs Monate Ausbildung und Training bräuchten. Die NATO-Artilleriesysteme sind mit den Systemen der ukrainischen Armee nicht kompatibel. Der Westen kann der Ukraine wohl einfache gepanzerte Fahrzeuge für Infanterie-Transporte liefern, was die Briten bereits getan haben, Elektronik für Radio-Kommunikation und Radar-Artillerie, die Kiew schon geliefert wurde.
Wenn die NATO aber Kiew andere Arten von Waffen liefern würde, oder wenn sie ihre eigenen militärischen Ausbildung-Experten schicken würde, könnten im Donbass T-80 und T-90 Panzer anstelle der T-72 auftauchen. Dann würde man sehen, welche Raketen effektiv wären. Der Einmarsch einer NATO-Einheit in die Ukraine würde zu dem Einzug der russischen Armee in das Einsatzgebiet führen. In einem herkömmlichen Konflikt auf dem Boden könnte keine westliche Armee, nicht einmal die der Vereinigten Staaten, die russische Armee besiegen, weil die westlichen Generäle offenbar die immer noch in der russischen Armee präsente Lehre von Marschall Otarkov vergessen: während der ersten Phase eines konventionellen Konflikts, durch die Zerstörung der sehr tief im Feindesland liegenden Schlüsselziele den Sieg davontragen, ab den frühesten Momenten des Krieges, und schnell das feindliche Territorium durch den Vorstoß des Heeres erobern.
Es ist ein totaler Sieg in der ersten Phase des Krieges, ein Sieg ohne Einsatz von taktischen Nuklearwaffen. Die Strategie der Offensive, mit dem Ziel des tiefen Eindringens in das Feindesland ohne Einsatz von Atomwaffen, war die Essenz der sowjetischen Vision des Krieges in Europa. Die Amerikaner haben mit der Doktrin der „Luft-Land-Schlacht 2000“ versucht, es besser zu machen.
Das ist genau der Grund, warum weder die USA noch die NATO ihre Kräfte in die Ukraine schicken werden, weil sie keine Chance haben, in einem konventionellen Krieg zu gewinnen. Tatsächlich, wenn die NATO oder US-Truppen sich in der Ukraine gegen die russische Armee in einer aussichtlosen Situation befänden, müssten Brüssel und Washington entscheiden, entweder die Niederlage mit all ihren politischen und militärischen Konsequenzen hinzunehmen, oder die mit taktischen Atomwaffen ausgestatteten Raketen zu verwenden.
In diesem Fall hätte der Kreml wenig Zeit, da die Tomahawks ihre Ziele in Russland in fünf oder sechs Minuten erreichen konnten, eine nukleare Reaktion zu organisieren, zu beschließen und auszuführen. Sie müsste innerhalb von drei Minuten eintreten, da sonst keine Gegenoffensive gestartet werden könnte, weil die US-Raketen ihre russischen Ziele bereits erreicht hätten.
Mit anderen Worten, die Grenze zwischen dem taktischen und strategischen Einsatz von Atomwaffen ist gefährlich. Die Gefahr einer Implosion ist beängstigend, beide Parteien könnten die Verwendung von taktischen Atomwaffen als Anfang eines strategischen Atomwaffeneinsatzes interpretieren. In diesem Fall könnte nur Gott die Erde retten. Laut der Stellungnahme von Professor Lowell Wood vom Livermore Laboratory (USA) von 1982, könnten 500 Millionen bis 1,5 Milliarden Menschen sterben. Und da die Kerntechnologie inzwischen weiter fortgeschritten ist, wäre die Zahl der Todesfälle viel höher.
Diejenigen, die den ukrainischen Konflikt internationalisieren, denken sie daran?
Die öffentliche Meinung in Russland ist derzeit durch die Ankunft kroatischer Bürger zur Verstärkung der Armee von Kiew, des Pravyi Sektors und der Nationalgarde der Ukraine überrascht. Nur jene die die Geschichte nicht kennen sind überrascht. Die Soldaten des unabhängigen kroatischen Staates kämpften während des zweiten Weltkriegs an Hitlers Seite in Stalingrad, während es keine Serben an der Ostfront gab. Der kroatische unabhängige Staat hatte seine Luftstreitkräfte an die Ostfront geschickt. General Franjo Dzal war einer der Piloten, der russische Flugzeuge abschoss. Zur Zeit des ehemaligen Jugoslawien hatte Kroatien ausgezeichnete Beziehungen mit der Ukraine und Serbien mit der Russischen Föderation. Inwieweit die Religion das beeinflusst hat (in der Ukraine gibt es Katholiken und Uniaten), ist eine lange Geschichte. Wie auch immer, die Kroaten haben sich auf die Seite der Ukraine gestellt und die Serben, laut Freiwilligen, auf die Seite des Donbass.
Man hat die Ukraine balkanisiert. Man führt den Krieg, den wir in 1945 gestoppt haben, weiter...
[1] « Paquet de mesures en vue de l’application des Accords de Minsk », Réseau Voltaire, 12 février 2015.
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