Nach und nach rücken die Verfechter der Cebrowski-Doktrin mit ihren Schachfiguren vor. Wenn sie aufhören sollten, Kriege im Erweiterten Nahen Osten zu schüren, werden sie es also in dem Karibik Becken machen. Zu allererst plant das Pentagon die Ermordung eines gewählten Staatsoberhaupts, den Ruin seines Landes, und untergräbt die Einheit von Lateinamerika.
John Bolton, der neue nationale Sicherheits-Berater der Vereinigten Staaten, hat das Pentagon-Projekt der Zerstörung der staatlichen Strukturen des Karibik-Beckens wiederbelebt.
Man erinnert sich, dass im Gefolge der Anschläge vom 11. September der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ein Büro der Transformation der Streitkräfte (Office of Force Transformation) geschaffen und Admiral Arthur Cebrowski zum Leiter ernannt hatte. Seine Aufgabe war es, die US-Armee für ihre neue Mission in der Ära der Globalisierung der Finanzmärkte zu trainieren. Es ging darum, die militärische Kultur zu ändern, um die staatlichen Strukturen der Regionen, die nicht mit der Weltwirtschaft verbunden sind, zu zerstören. Der erste Teil dieses Plans war, den "Erweiterten Nahen Osten" zu zerschlagen. Der zweite Schritt sollte das Gleiche im "Karibik-Becken" anrichten. Der Plan sollte 20 Küsten- und Inselstaaten zerstören, mit Ausnahme von Kolumbien, Mexiko und so weit wie möglich der britischen, US-amerikanischen, französischen und niederländischen Territorien.
Bei seinem Amtsantritt im Weißen Haus hatte sich Präsident Donald Trump gegen den Cebrowski Plan gewandt. Aber zwei Jahre später war es ihm lediglich gelungen, dem Pentagon und der NATO zu untersagen, den von ihnen benutzten terroristischen Gruppen einen Staat (das «Kalifat“) anzuvertrauen, aber nicht gelungen, den Verzicht auf die Manipulation des Terrorismus durchzusetzen. Was den „Erweiterten Nahen Osten“ betrifft, hat er es geschafft, die Spannung zu verringern, aber die Kriege gehen mit niedriger Intensität weiter. In Bezug auf das Karibik-Becken hat er das Pentagon gezügelt, und ihm verboten, direkte militärische Operationen zu starten.
Im Mai letzten Jahres offenbarte Stella Calloni eine Notiz von Admiral Kurt Tidd, Oberbefehlshaber des SouthCom, in der er die gegen Venezuela angewandten Mittel aufzeigt [1]. Eine zweite Intervention wird gleichzeitig in Nicaragua und eine dritte, innerhalb eines halben Jahrhunderts, gegen Kuba geführt.
Aus den verschiedenen früheren Analysen hatten wir geschlossen, dass die ursprünglich durch die Guarimbas Bewegung begonnene Destabilisierung von Venezuela fortgesetzt wurde durch den Versuch des Staatsstreiches vom 12. Februar 2015 (Operation Jericho) [2], gefolgt von den Angriffen auf die nationale Währung und durch die Organisation der Auswanderung, letztlich zu militärischen Operationen führen würde [3], die von Brasilien, Kolumbien und Guyana aus durchgeführt würden. Multinationale Truppen-Manöver wurden von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten im August 2017 abgehalten. [4]. Die Machtübernahme in Brasilia durch den pro-israelischen Präsidenten Jair Bolsonaro, am 1. Januar 2019, wird das ermöglichen.
In der Tat wird General Hamilton Mourão der nächste brasilianische Vize-Präsident sein, dessen Vater während des militärischen Pro-US Putsches im Jahr 1964 eine bedeutende Rolle spielte. Er selbst hat sich mit seinen Äußerungen gegen die Präsidenten Lula und Rousseff hervorgetan. Im Jahr 2017 hatte er gesagt - im Namen des Grand Orient von Brasilien – dass die Zeit eines neuen Militärputsches gekommen sei. Letztlich wurde er zusammen mit Präsident Bolsonaro gewählt. In einem Interview in der Zeitschrift Piauí kündigte er einen nahen Sturz des venezolanischen Präsidenten, Nicolas Maduro, an und die Entsendung einer brasilianischen "Friedenstruppe" (sic). Angesichts des Ernstes dieser Bemerkungen, die eine Verletzung der Charta der Vereinten Nationen darstellen, versicherte der designierte Präsident Bolsonaro, dass niemand Krieg mit jemandem herbeiführen wolle und sein Vizepräsident zu viel gesprochen habe.
Wie auch immer, Präsident Maduro hat in einer Pressekonferenz am 12. Dezember 2018 enthüllt, dass der US-Sicherheits-Berater, John Bolton, die Koordinierung zwischen dem Team des kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque und dem des brasilianischen Vize-Präsidenten übernähme. Eine Gruppe von 734 Söldnern ist derzeit in Ausbildung in Tona (Kolumbien), um einen Angriff unter falscher Flagge von Venezuela gegen Kolumbien zu simulieren und damit einen Krieg von Kolumbien gegen Venezuela zu rechtfertigen. Er würde von dem ehemaligen Oberst Oswaldo Valentín García Palomo geleitet werden, derzeit auf der Flucht nach dem Drohnen-Attentat auf Präsident Maduro zum Jahrestag der Nationalgarde, am 4. August. Diese Söldner werden von den auf US-Militärbasen von Tolemaida (Kolumbien) und Eglin (Florida) stationierten Spezialeinheiten unterstützt. Der US-amerikanische Plan sieht vor, sich schon am Anfang des Konflikts der drei venezolanischen Militärbasen Libertador de Palo Negro, Puerto Cabello und Barcelona zu bemächtigen.
Der Nationalrat der US-Sicherheit versucht verschiedene Staaten zu überzeugen, die Wiederwahl von Nicolas Maduro (wiedergewählt im Mai, die aber mit dem neuen Jahr beginnen soll) nicht anzuerkennen. Das ist der Grund, warum die Staaten der Lima-Gruppe die Präsidentschaftswahlen schon vor ihrer Durchführung angefochten haben und den venezolanischen Konsulaten zu Unrecht verboten haben, sie zu organisieren. Ebenso stellte sich die Migrations-Krise als eine weitere Manipulation heraus: Von den Venezolanern, die vor der Währungskrise in dem Glauben geflohen sind, in einem anderen lateinamerikanischen Land leicht eine Arbeit zu finden, wollen nun viele wieder nach Hause zurückzukehren. Aber die Lima-Gruppe hindert sie dadurch daran, dass sie den für die Rückführung bereitstehenden venezolanischen Flugzeugen und Bussen verbietet, ihren Luftraum zu überfliegen oder ihre Grenzen zu überqueren.
Alles passiert daher so, als sei es ein Remake der Ereignisse, die zum Blutvergießen im Erweiterten Nahen Osten seit den Anschlägen des 11. September 2001 führten. Das Wesentliche liegt nicht in den militärischen Aktionen, sondern in der Inszenierung von Chaos, das dann zu den Ereignissen führt. Es handelt sich zunächst darum, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen [5]. Nach fünf Jahren werden Venezuela und Nicaragua, die ein positives Image im Ausland hatten, jetzt zu Unrecht als "gescheiterte Staaten" betrachtet. Wenn man auch die Geschichte der Sandinisten und ihren Kampf gegen die Somoza-Diktatur noch nicht neu schreibt, hält man für gesichert, dass Hugo Chávez Frías ein "kommunistischer Diktator" (sic) war, obwohl sein Land unter seiner Präsidentschaft einen unglaublichen politischen und wirtschaftlichen Sprung nach vorne gemacht hat. Es wird bald möglich sein, diese Staaten zu zerstören, ohne dass jemand mit der Wimper zucken wird.
Die Zeit vergeht immer schneller. Als Präsident James Monroe damals im Jahre 1823 beschloss, Amerika der europäischen Kolonisierung zu verschließen, glaubte er nicht, dass sich seine Doktrin 50 Jahre später in eine Bestätigung des US-Imperialismus wandeln würde. Ebenso wenig dachte Präsident Donald Trump daran, als er am Tag seiner Amtseinführung behauptete, dass die Zeit des Regimewechsels vorbei sei, dass er von den Seinen verraten würde. Doch sagte sein Sicherheitsberater John Bolton am 1. November 2018 in Miami, dass Cuba, Nicaragua und Venezuela die "Troika der Tyrannei" bildeten. Und dann versicherte sein US-Verteidigungsminister, General James Mattis, am 1. Dezember vor dem Reagan National Defense Forum, dass der gewählte Präsident Maduro ein "unverantwortlicher Despot" sei, der "gehen muss". [6].
[1] « Plan to overthrow the Venezuelan Dictatorship – “Masterstroke” », Admiral Kurt W. Tidd, Voltaire Network, 23 février 2018. „Der "Meister Schlag" der USA gegen Venezuela“, von Stella Calloni, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 14. Mai 2018.
[2] „Obama verpasst seinen Staatsstreich in Venezuela“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 23. Februar 2015.
[3] „General Jacinto Pérez Arcay hält die Invasion Venezuelas für „unvermeidbar““, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 11. Juni 2016.
[4] « Grandes manœuvres autour du Venezuela », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie) , Réseau Voltaire, 23 août 2017.
[5] „Venezuela, die illegale Intervention“, von Julio Yao Villalaz, Übersetzung Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 3. März 2018.
[6] “Mattis condemns Venezuela’s Maduro as a ’despot’ who has to go”, Reuters, Phil Stewart, December 1, 2018.
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