In einem Interview mit der serbischen Wochenschrift Geopolitika kommt Alain Benajam auf die Erfahrung und das Engagement des Netzwerks Voltaire im Dienste der Freiheit zurück. Was ursprünglich nur ein kleiner Französischer Verein war, ist in 18 Jahren eine unentbehrliche Quelle für Analysen der antiimperialistischen Bewegung in der Welt geworden.
Geopolitka: Alain Benajam, könne Sie den Lesern von Geopolitka sagen, was das Voltaire-Netzwerk ist, dessen Verwalter Sie sind? Was ist die Grundidee und die redaktionelle Linie der Website die Sie verwalten, und wie erklären Sie, dass heute, wo es so viele Medien in der Welt gibt, eine drastische Zensur und Manipulation der Wahrheit vorherrscht?
Alain Benajam: Das Voltaire Netzwerk wurde 1994 von Thierry Meyssan gegründet, dem ich mich selbst schnell angeschlossen habe. Sein Zweck war, für die Meinungsfreiheit gegen alle Zensur zu kämpfen und um Säkularismus und Republikanismus französischen Ursprungs zu fördern. Das Netzwerk Voltaire begann regelmäßig ein fotokopiertes Opus zu veröffentlichen, das per Post an die Abonnenten verschickt wurde. Das Team suchte nach Informationen, die nicht in anderen Medien erschienen. Das Voltaire Netzwerk Team befand sich politisch in der republikanischen Linken, es bekämpfte die extreme Rechte und die neo-faschistischen Ideen. 1999 haben wir uns besonders für die Aggression der NATO gegen das serbische Kosovo und Serbien interessiert, durch die tägliche Veröffentlichung eines Vergleichs zwischen den stets siegreichen NATO-Berichten und der von der Presse so verbreiteten Nachrichten und anderen, außerhalb der NATO-Sphäre entnommenen, weniger glorreichen Nachrichten.
Ab Juni 2001 begannen wir zu arbeiten um herauszufinden, was das « Stay behind » sein könnte, d.h. das extrem geheime Netzwerk der NATO in den Ländern Westeuropas, als wir durch das Studium der Neo-faschistischen Bewegung erkannten hatten, dass diese durch jene Netze instrumentiert wurde. Im Laufe dieser Studie und der erworbenen Erkenntnis über die Bedeutung und die Schädlichkeit dieser Netzwerke, nahmen wir eine anti-imperialistische Wendung ein.
Die 11. September 2001-Verschwörung ist für uns ein sehr wichtiger Schritt gewesen. Wir haben ab dem 11. September 2001 die Inkonsistenzen in offiziellen Informationen bemerkt, dann auf unserer Website veröffentlicht, welche wir in einem Spiel der "sieben Fehler" in einem humorvollen Ton aufgestellt hatten. Dieses Spiel ging sehr schnell rund um die Welt, und trug zu unserer Popularität bei. Dann veröffentlichte Thierry Meyssan L’effroyable Imposture, [der fürchterliche Schwindel] und danach Le Pentagate, Bücher, die wichtige Informationen über die Realität dieser Verschwörung hinzugefügten. An dieser Stelle nahm das Voltaire-Netzwerk einen anderen Aspekt, die Kontroverse schwellte nach dem Auftritt von Thierry Meyssan in einer französischen TV-Show an. Wir waren eine Zeitlang mit der Bekämpfung von Informationen über den 11. September 2001 beschäftigt. Wir haben eine zunehmend anti-imperialistische Richtung eingeschlagen, und sie war es, dass wir in 2005 die Konferenz Axis for Peace in Brüssel organisiert haben, welche eine große Anzahl von anti-imperialistischen Persönlichkeiten aus aller Welt zusammengebracht hat.
An dieser Stelle nahm das Voltaire-Netzwerk eine internationale Dimension an, die sich vor allem auf die Bekämpfung des angelsächsischen Imperialismus konzentrierte.
In 2007 mussten Thierry Meyssan und das Voltaire Netzwerk wegen vielen Ärgernissen unsere französische Antenne schließen. In der Tat bedeutete das Aufkommen von Sarkozy einen erkennbaren Unterschied im Vergleich zu dem uns zugesicherten Wohlwollen von Präsident Chirac. Der der USA sehr nahe stehende Nicolas Sarkozy engagierte Frankreich in enger Zusammenarbeit mit der Politik des Imperialismus, wie man es später mit der Aggression gegen Libyen sehen wird. Thierry Meyssan schätzte, dass seine persönliche Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte, und floh nach Damaskus, dann nach Beirut, und lebt und arbeitet jetzt neuerdings wieder in Damaskus.
Der Imperialismus braucht Lügen, er muss die Menschen hintergehen, die ihm unterworfen sind, um seine Kriege rechtfertigen zu können und zu versuchen, die zum Handeln notwendigen Stimmen bei den Vereinten Nationen zu erhalten. Was er heute "humanitäre Intervention" nennt, ist seine wichtigste Begründung, aber sie kann nur durch Lügen funktionieren, was ermöglicht die Ziele zu verteufeln. Aufgrund seiner Berufung gegen die Lügen der dem US-Imperialismus untergebenen Presse zu informieren, ist das Voltaire-Netzwerk mit seinem internationalen Erfolg der Hauptfeind für alle diese Stellen geworden, deren Berufung eher Fehlinformation ist.
Geopolitka: Sie sind sehr am Laufenden über die Situation in Syrien. Können Sie uns sagen, wie Sie den Krieg, der jetzt dort gegen die rechtmäßige Regierung durchgeführt wird, beschreiben würden? In welchem Kontext stehen diese Versuche, eine Regierung im Nahen Osten wieder zu ändern, und warum der Westen Baschar Al-Assad stürzen will?
Alain Benajam: Der Krieg gegen Syrien ist Bestandteil eines langjährigen Projekts, das ursprünglich von den US-"Think Tanks" geplant wurde: « Project for a New American Century » ["Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert"] und dann das von der USA genannte „Projekt der Umgestaltung der sogenannten Nahen und mittleren Osten“. General Wesley Clark behauptet in einem berühmten Interview ein Gespräch mit einem Beamten des Pentagon geführt zu haben, dass Aggressions-Projekte gegen Libyen und Syrien schon im Jahr 2002 entwickelt wurden. Dies ist also ein klassisch imperialistischer Krieg, der darauf abzielt, den Nationalstaat zu brechen, wie die Jugoslawischen, Somalischen, Irakischen und Libyschen Nationalstaaten gebrochen wurden. Die US-imperialistische Strategie und noch allgemeiner, die angelsächsische Strategie besteht darin, die rechtlichen Nationen aufzubrechen um sie in ethnische oder glaubenseinheitliche Mini-Staaten zu teilen, deren Unterwerfung leichter gemacht ist. Die Strategie gegen Syrien ist genau dieselbe wie gegen Jugoslawien und Libyen. Es gilt in erster Linie interreligiöse und interethnische bewaffnete Aufstände zu schaffen, um eine Unterdrückung hervorzurufen, den politischen Führer, welcher die nationale Einheit verkörpert mit Hilfe der hörigen westlichen Presse zu diabolisieren, und zu versuchen ihn abzusetzen. Dann, unter dem Vorwand der humanitären Intervention, um angeblich die Bevölkerung zu „retten“, mit der Luftwaffe und massiver Bombardierung eingreifen, um den Widerstand des gezielten Volkes zu brechen. Dann endlich den Job durch eine militärische Intervention auf dem Boden, zusammen mit vor allem in dem Muslim-Dschihadisten Umfeld (Al-Qaida) rekrutierten Söldnern, beenden. All dies bequem mit Zustimmung der Vereinten Nationen. Zu diesem Zweck wurden die Staatschefs der Nationen zuerst im Sicherheitsrat bedroht, gekauft und korrumpiert, um ihre Wahl zu sichern.
Geopolitka: Können Sie uns sagen, was die Kontrollstruktur oder die militärische Struktur der „freien syrischen Armee“ ist? Wie können wir die Präsenz all dieser islamistischen Radikalen aus anderen Ländern, auf Seiten der Rebellen, in Syrien erklären? Wie erklären Sie auch die Anwesenheit von so vielen Al Qaida Kämpfern, wie auch die bizarre Übereinstimmung zwischen den Interessen der Al Qaida und der USA?
Alain Benajam: Die Opposition gegen das republikanische, multireligiöse syrische Regime von Baschar al-Assad begann so wie eine dieser farbigen ’Revolutionen’ in Serbien, welche durch die serbisch-amerikanische Organisation Otpor geleitet und dann in der Ukraine als orange Revolution und anderswo weiter geführt wurde. Die Opposition nahm schnell eine sektiererische Wendung, und warf Präsident Baschar El Assad vor, kein muslimischer Sunnit sondern Alawit zu sein. Diese frühen Ereignisse wurden zunächst von bewaffneten Männern begleitet, die, wie in Libyen, auf beide zugleich, die Menge und die Ordnungskräfte schossen, was eine harte Unterdrückung auslösen sollte. Es gab Tote auf beiden Seiten, aber die "westliche" Propaganda, mit Hilfe ihrer Presse zeigte nur Verluste unter Demonstranten, aber ohne von den Schützen auf den Dächern zu sprechen. Natürlich gibt es in Syrien sunnitische religiöse Extremisten, unter ihnen eine Anzahl von Takfiristen, die denken, dass man alle diejenigen physisch eliminieren muss, die nicht sunnitische Salafisten sind d.h. die, ihrer Meinung nach nicht den wahren sunnitischen Islam praktizieren. Also wäre es für sie zulässig, Muslime zu töten und führte auch zum Paradies des Jihad, wo es eine ausreichende Zahl von Jungfrauen zum Entjungfern gibt. Diese Menschen wurden hauptsächlich in den rückständigsten ländlichen Teilen Syriens angeheuert und von einem Scheich betreut, der den Jihad predigt. Da die gewalttätigen Demonstrationen am Freitag keinen Erfolg hatten, wurden manche von der US-amerikanischen Organisation unter dem Deckmantel vom Katar und Saudi-Arabien bewaffnet. Direkte ausländische Intervention mit britischen Spezialeinheiten und sicherlich auch Franzosen begann schon in diesem Winter, die eine Reihe von Pseudo-Journalisten, aber echte Geheimagenten brachten, die geholfen haben, den militärischen Aufstand mit Kommunikationsmitteln auszustatten, so dass er die Satellitendaten über die Bewegungen der nationalen Armee erhalten konnte. So wurde also das Mirco-Emirat von Homs gegründet, das bald belagert und durch die Armee zerstört wurde und wo eine gewisse Zahl von französischen Gefangenen gemacht wurde. Ziel war, "befreite" Zonen zu erstellen, so dass sie bei den USA um Hilfe anfragen könnten.
Dieses zweite Manöver versagte wie das erste. Dann versuchten die USA und ihre ’französischen und britischen’ Marionetten eine Blankovollmacht der Vereinten Nationen zu erhalten, um militärisch an Ort und Stelle einzugreifen, um wie gewohnt die Bevölkerung vom Massaker zu „retten“, aber in der Tat, um das Land zu bombardieren und es zu unterwerfen.
Die Russen und Chinesen setzen ihr Veto auf die Resolution des UN-Sicherheitsrates, welche die amerikanische Intervention autorisieren sollte, indem sie argumentierten, dass die USA die Resolution n°1973 [in Libyen] nicht respektiert haben, die nur eine Flugfreie Zone über Libyen vorsah, während die NATO diesen Entschluss nutzte, um mit terroristischen Bombardierungen auf Zivilversammlungen, Wasserversorgungssysteme Kommunikationsmittel und Stromwerke einzuschlagen. Diese Bombardierungen waren Kriegsverbrechen nach den in Kraft befindlichen internationalen Abkommen.
Da die USA eine Intervention ohne die Zustimmung der Vereinten Nationen als riskant beurteilten, umso mehr als die Russen und Chinesen drohten, ihrerseits im Fall von US-Maßnahmen einzugreifen, fingen sie an eine dritte Taktik zu implementieren: nämlich in der muslimischen Welt und darüber hinaus Söldner in sunnitischen Salafisten-Kreisen zu rekrutieren, um beim Jihad in Syrien teilzunehmen, gegen jene die sie Alawiten-Ketzer nennen, und um auch syrische Christen zu vertreiben, mit dem endlos gebrüllten Slogan: „die Alawiten ins Grab, die Christen in den Libanon!“
Es ist jetzt einen stetiger Strom von diesen Dschihad Salafisten, die von überall ankommen. Sie werden in Libyen oder in der Türkei kurz ausgebildet und dann in Syrien durch eine poröse Grenze eingeschleust, je nach der Nähe vom Ziel gewählt, für Aleppo ist es die türkische Grenze, die verwendet wird. Diese Kämpfer werden auch von britischen, deutschen und sicherlich auch von französischen Spezialeinheiten wie in Libyen begleitet. Das Ziel ist den Krieg überall in Syrien, in die Städte und aufs Land zu tragen und immer zu versuchen, die Bevölkerung aufzuwiegeln. Natürlich werden sie von „eingebetteten“ Journalisten (embedded) begleitet deren Rolle darin besteht, die „schöne“ Aktion, dieser als Widerstandskämpfer getauften Dschihadisten, der erstarrten, westlichen Öffentlichkeit zu preisen.
Diese Dschihad Salafisten oder Takfiristen sind identisch mit denen namens Al Qaida, die die USA zu bekämpfen behaupten. In der Tat dienten sie in der Vergangenheit nur als Vorwand und Vogelscheuche, um die muslimische Bevölkerung zu geißeln und dem "Krieg der Zivilisationen" oder "Krieg gegen den Terror" eine Form zu geben. Dies ermöglichte den USA, die öffentlichen Freiheiten in ihrem Land mit dem US Patriot Act zu begraben, und besonders Waffenbestellungen bei ihrem militärisch-industriellen Komplex anzukurbeln. In der Tat wurden Al Qaida und die Bewegung der Wahhabiten-Salafisten seit jeher von den USA gesteuert und instrumentiert, entweder direkt oder über ihre Verbündete, den Katar und Saudi-Arabien. Diese Bewegung ist in Afghanistan gegen die Russen, in Jugoslawien, Libyen und nun in Syrien, immer im Dienste des US-Imperialismus aufgetreten. Was den Widerspruch angeht, der jetzt im öffentlichen Westen auftreten kann, was ein Doppelspiel zu sein scheint, macht die Pentagon-hörige Presse daraus in der Tat ihre Sache, um der westlichen, leider resignierten Bevölkerung ein verdaubares Gericht aufzutischen.
Geopolitka: Aus militärischer Sicht, was denken Sie über die Kämpfe in Syrien? Trotz wachsender Unterstützung aus westlichen Ländern, kann die syrische Armee durchhalten? Hat Präsident Assad genug Kraft, um sich in Position zu halten? Kann dieser Konflikt über die syrischen Grenzen hinausgehen? Kann man einen Angriff auf den Iran erwarten?
Alain Benajam: Die Syrische Arabische Armee besteht hauptsächlich aus Wehrpflichtigen d.h. aus Jugend des syrischen Volkes. Offenbar kämpft sie angesichts der vielen Videos gut. Es ist eine disziplinierte, gut kommandierte und trainierte Armee, sie scheint durch das syrische Volk unterstützt und man hat in Aleppo, einer progressistischen und vor allem multireligiösen Stadt gesehen, dass sie von der Bevölkerung unterstützt wird. Die Behauptung der westlichen Propaganda, diese Armee sei demoralisiert und mangelte an Leuten wegen vielen Desertionen, widerspricht den Fakten, einschließlich einiger Berichte aus westlichen Medien. Noch dazu haben die Salafisten viele Verbrechen und Gräueltaten gegen die Bevölkerung begangen, die sich von ihnen abgewendet hat. In der Regel empfängt diese Bevölkerung die nationale Armee als Befreier. Jedoch ist die Flut der ausländischen Dschihadisten unerschöpflich und die vielen von ihnen erlittenen Verluste werden sofort durch von ihren Scheichen fanatisierten Neuankömmlinge kompensiert, welche ohne Angst zum Kampf gehen und von Jungfrauen im Paradies zum Entjungfern träumen. Die Aktion der syrischen arabischen Armee ist methodisch und kompliziert. Es wird wahrscheinlich lange dauern, um den von allen Seiten kommenden stetigen Strom [der Aufständischen] zu beseitigen. Heute gibt es keinen Grund, dass Baschar Al-Assad zurück tritt, wo doch die organisierte nationale und konstruktive politische Opposition durch die ausländische Intervention zu Null reduziert wurde. Ein Artikel von dem ehemaligen Stabschef der französischen Luftwaffe, General Fleury, in Le Monde, berichtete über die französischen Luftstreitkräfte und die von Syrien. Syrien hat schon zweimal mehr Flugzeuge als Frankreich, aber es hat besonders Flugabwehr- Verteidigungskapazitäten der letzten russischen Generation, so dass der syrische Himmel fast uneinnehmbar ist. Die Türken versuchten die syrische Verteidigung zu testen und ihr kaum über die Grenze der Hoheitsgewässer gekreuztes Flugzeug wurde umgehend abgeschossen. Damit die NATO Syrien besiegen könnte, sollte nach diesem Experten-General ein plötzlicher und massiver Angriff aller U.S. Streitkräfte stattfinden, wobei sie aber erhebliche Verluste erleiden würden. Man muss völlig klar sein, die NATO mit all den US-Truppen und den zusätzlichen israelischen Streitkräften, verfügt nicht über die technischen Mittel zum gleichzeitigen Angriff auf Syrien und den Iran, worüber hinaus die Kräfte des libanesischen Widerstands sich sofort gegen Israel verpflichten würden. Es würde sicher sein, dass China und Russland in diesem Fall in diesen Konflikt eingreifen würden, der dann zum Weltkrieg ausarten würde.
Die Behauptungen der israelischen Presse, dass ein Angriff gegen den Iran unmittelbar bevorstünde, sind aber nur Großsprecherei und Berieselung.
Geopolitka: Es ist offensichtlich, dass der Star Ihrer Website, wenn man so sagen kann, Thierry Meyssan ist, dessen Analysen von seriösen und libertären Kreisen auf der ganzen Welt gelesen und gefolgt werden. Da Sie ein politischer Berater von Thierry Meyssan sind, können Sie uns ein wenig mehr über ihn sagen und welche Ratschläge Sie ihm geben?
Alain Benajam: Thierry Meyssan ist ein Liberaler im wörtlichen Sinn, welcher nichts mit dem angelsächsischen Pseudo-Liberalismus zu tun hat. Er passt wie ich in diesen politischen Liberalismus französischer Herkunft aus der Aufklärung und der französischen Revolution von 1789. Irgendwie arbeiten wir dafür, ein Maximum von individueller und kollektiver Freiheit der größten Anzahl von Menschen anzubieten. Unser Credo ist die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789.
Wir ziehen alle Folgen aus dieser Aussage und unserem französischen republikanischen Fundamentalismus. Diese Konsequenzen erfordern, für die Unabhängigkeit von Frankreich zu sprechen, die durch zahlreiche Schurken-Verträge wie der Atlantische Pakt, Maastricht, Lissabon ausgelöscht wurde, und die Grundlage des Euros, der unsere nationalen Währung zugunsten der Finanzmärkte und den USA beschlagnahmte. Daher verteidigen wir auch die Freiheit der Völker gemäß der Charta der Vereinten Nationen, und sind natürlich auch gegen den Imperialismus. Wir beraten uns daher ständig, damit unsere Artikel mit dieser konsequenten politischen Linie in Übereinstimmung sind und immer wiederspiegeln, was wir die französische Ideologie nennen.
Geopolitka: Was denken Sie über die Situation in Frankreich und in der EU im Allgemeinen, sowie über die Wirtschaftskrise, die sich durch die Krise im Euro-Währungsgebiet manifestiert?
Alain Benajam: Ich möchte nur das wichtigste Beispiel nehmen, da diese Seiten begrenzt sind: die Schulden. Diese Wirtschaftskrise ist die direkte Folge des angelsächsischen finanziaristischen Systems, das uns durch die Europäische Union und die Schurken-Verträge aufgezwungen wird. Der primäre Mechanismus dieses Systems sind die Schulden.
Wir können sehen, dass alle OECD-Länder, d.h. diejenigen, die direkt die US-Macht erleiden, stark verschuldet sind. Glauben Sie, dass Frankreich oder sogar Japan, die reichsten Länder der Welt, diese Schulden brauchen? Sicher nicht. Diese Schulden auf den angelsächsischen Finanzmärkten wurden uns über die Euro-Währung aufgehalst, die Währung, die ihr Eigentum ist und deren Kontrolle Frankreich verloren hat. Ihre leider noch bei uns an der Macht befindlichen Politiker, auferlegen diese gewissenlosen Schulden, deren Darlehen nur ein Buchungsvorgang ist und niemandem etwas kostet, aber deren Zinsen wohl mit dem Schweiß des französischen Volkes und anderer „verschuldeter“ Völker der Eurozone und der OECD bezahlt werden. Die Zahlung dieser Schulden-Zinskosten für jeden Franzosen, Kinder mitgezählt, beträgt 3000 € pro Jahr, was erheblich ist und zu einer beschleunigten Verarmung beiträgt. Heute ist das griechische Volk erschöpft, andere werden auch ausgeblutet. Beachten Sie, das Betreten der Eurozone ist eine tödliche Falle für die Völker. Meiden Sie diese Falle.
Geopolitka: Was denken Sie über das allgemeine Kraftverhältnis in der Welt, vor allem die Beziehung zwischen den Großmächten, den USA, Russland und China? Können Sie uns, in groben Zügen, die Projektion der zukünftigen Entwicklung der internationalen Beziehungen geben? Geht die Welt in einen großen Konflikt, wie viele sagen und was denken Sie über die Rolle des Präsidenten Putin, der Ziel starker Kritik der Medien ist?
Alain Benajam: Ich habe dem zwei Artikel in meinem Blog (mon blog) gewidmet: "Für die Freiheit der Nationen" und "Warum es wichtig ist, Vladimir Putin zu unterstützen".
Was folgt kann nur eine Zusammenfassung sein.
Als ich jung war, Mitglied und Kader der französischen kommunistischen Partei, gab es noch die Sowjetunion und ein sozialistisches Lager, das die Macht des angelsächsischen Imperialismus in Frage stellte. Es gab einen globalen ideologischen Kampf zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Dieses sozialistische Lager ist heute nicht mehr vorhanden und das kapitalistische System hat sich auf der ganzen Welt weit verbreitet, einschließlich in China, trotz seiner heutigen kommunistischen Partei-Führung. Allerdings beobachten wir, dass die internationale Spannungen noch lebendiger sind als zur Zeit des Kalten Krieges und dass der Imperialismus immer noch so virulent ist. Was bedeutet das? Dass der wichtigste Widerspruch, der heute erscheint, nicht zwischen Sozialismus und Kapitalismus war, sondern zwischen der Freiheit der Nationen und dem Imperialismus. Die nationale Frage ist heute die brennendste, und die Nation, der Nationalstaat, die rechtliche Nation ist das wichtigste Bollwerk gegen den Imperialismus. Man versteht es gut, ein Nationalstaat ist ein Korpus von Gesetzen und ein Volk, das seine Gesetze auferlegt. Alle diese Gesetze sind Hindernisse für die durch die Angelsachsen kontrollierten und durch den Dollar gesteuerten Finanzmärkte. Das angelsächsische Gesamtziel ist, alle Nationalstaaten zu brechen und durch kleine ethnische oder religiös-chaotische, leicht manipulierbare Einheiten zu ersetzen. Deshalb gibt es einerseits noch freie Nationen, die die Charta der Vereinten Nationen und eine multipolare Welt verteidigen und andererseits, den angelsächsischen Imperialismus, der für eine neue Weltordnung eintritt, wo die legalen Nationen verschwunden sind, so dass sie die Völker ohne Grenzen ausbeuten können, wie es Frankreich im Euro-Währungsgebiet passiert. Russland und China haben plötzlich die extreme Gefahr für sie verstanden, ihre Augen sind ihnen plötzlich mit dem Libyen-Krieg aufgegangen. Dieses Verständnis der Welt, besonders von Seiten Russlands, stammt weitgehend von Vladimir Putin, der sich vielleicht erinnerte, dass er ein Kader der UdSSR und ein Kommunist war. China und Russland haben heute beschlossen, das imperialistische Abenteuer an den Grenzen von Syrien und dem Iran unmissverständlich zu stoppen. Dieser Einhalt besteht derzeit nur auf diplomatischer Ebene, aber diese großen Nationen machen sich keine Illusionen und sind für eine bewaffnete Auseinandersetzung bereit, wie sie es schon mehrere Male wiederholt haben. Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation, wie zur Zeit der sozialistischen und kapitalistischen Blöcke, aber mit unterschiedlichen Ideologien. Auf der einen Seite das Lager der freien Nationen mit Russland und China an ihrer Spitze, mit ihrer gemeinsamen SCO Organisation (Shanghai Cooperation Organization) und dann dahinter mit einer mächtigen Wirtschaftsorganisation, der Allianz der BRIC-Staaten, und schließlich mit der Organisation der blockfreien Länder, die sich in Teheran trafen. Zu diesem Block der wirtschaftlich starken Nationen werden politische pro-Unabhängigkeits-Organisationen von immer noch unterjochten Völkern kommen, wie Frankreich. Diese Organisationen sind heute noch schwach, aber wachsen und sind dabei sich zu organisieren, wie auch wir im Voltaire-Netzwerk dazu beitragen. Ein durch die in wirtschaftlicher Not stehenden USA ausgelöster Weltkrieg, würde ihr Ende zeichnen.
Geopolitka: Haben Sie Zeit, die Situation in Serbien ein bisschen zu verfolgen? Wie beschreiben Sie die Rolle des serbischen Volkes, das in den letzten zwei Jahrzehnten starkem Druck der globalen Oligarchie ausgesetzt war? Was denken Sie über die Lage im Kosovo, sowie auch über den Kampf des serbischen Volkes, um sein historisches Zentrum zu retten?
Alain Benajam: Die Zerstückelung Jugoslawiens war der Prototyp des imperialistischen Handelns; wichtige historische Nationalstaaten zerstören, um sie durch kleine ethnische Einheiten zu ersetzen, und sie dann Maxi Staaten wie z. B. der Europäischen Union einzuverleiben, welche völlig den Finanzmärkten und den Angelsachsen ergeben sind. Dies konnte durch die Passivität Russlands seinerzeit gelingen. Serbien hat das Glück, einer der letzten unabhängigen Staaten Europas zu sein. Es muss absolut so bleiben und dem Druck widerstehen, seine Zukunft ist eine solide, wirtschaftliche und militärische Allianz mit Russland, welche dabei ist sich zu verwirklichen. Ein noch unabhängiges europäisches Land, im Kampf für die Freiheit der Nationen, ist ein Vorteil und muss eine politische Basis für noch unterdrückte Völker sein, die versuchen, sich zu organisieren. Die serbische Nation verlor im Kosovo ihr historisches Herz; natürlich müssen wir diese langjährige Freundesnation von Frankreich unterstützen, damit sie sie schnell wiederfindet.
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