Präsident Scheich Hassan Rohani kündigt seinem Volk das Übereinkommen in Genf an.

Die Unterzeichnung des Abkommens über die iranischen Kernsachen am 24. November in Genf wurde, mit Ausnahme von Israel, einstimmig als Ende eines Missverständnisses gefeiert. Alle Parteien haben versucht, uns zu überzeugen, dass dieses Abkommen schon viel früher hätte zustande kommen können, wenn es nicht die übermäßigen Manieren des ehemaligen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad gegeben hätte.

Man hätte also nur aus reinem Versehen den internationalen Iran-Handel zerschlagen und den Krieg gestreift.

Die Realität sieht natürlich ganz anders aus: Der Westen hat keine einzige seiner Anforderungen aufgegeben, aber der Iran hat auf alle seine eigenen verzichtet. Auch wenn der signierte Text nur vorübergehender Natur ist, wird Iran auf den Bau des Werks von Arak, auf sein auf 20 % angereichertes Uran und seine Anreicherung-Technik [1] verzichten.

Die Wahl des Präsidenten Ahmadinedschad Im Jahr 2005 sollte der Khomeini-Revolution einen zweiten Schwung geben. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, den Präsidenten Rafsandschani (1989-1997) und Khatami (1997 – 2005), war Ahmadinedschad nicht nur Anhänger einer nationalen Unabhängigkeits-Politik, sondern er war ein Anti-Imperialist, in der Linie von Ali Shariati, Denker der Revolution. In wenigen Jahren machte er den Iran zu einem großen Land für Wissenschaft und Industrie. Er entwickelte die Kernforschung, um ein Kernkraftwerk-Modell zu entwickeln, das in der dritten Welt reproduziert hätte werden können und um der Menschheit seine Energieunabhängigkeit, ohne Kohle, Öl und Gas zu bringen.

Man wird die Opposition zwischen den iranischen Parteien niemals genug hervorheben.

Rafsandschani und Khatami sind Kleriker, während Ahmadinedschad ein Wächter der Revolution ist. Während der irakischen Aggression sind es die Wachen, die das Land unter Lebenseinsatz gerettet haben, während der Klerus seine Privilegien dazu benutzte, um seine Söhne nicht an die Front zu schicken. Der Klerus verwaltet immens große Reichtümer, Rafsandschani ist selbst der reichste Mann des Landes, während die Wächter Menschen aus dem Volk sind, mit spartanischer Lebensweise. Seit 8 Jahren hatte sich der Westen nicht geirrt, Ahmadinedschad als Gegner anzusehen, aber er hat diesen Führer zu Unrecht, sowohl als mystischen als auch antiklerikalen "Mann der Mullahs“ qualifiziert. Als Reaktion auf die revolutionären Anmaßungen von Ahmadinedschad zog der Westen das iranische Atomprogramm in Zweifel [2] und verwendete die Vereinten Nationen, um ihm zu verbieten, sein Uran anzureichern, von dem der Iran enorme Reserven [3] hat.

Auf diese Art verhinderte er, dass der Iran seine eigenen Ressourcen nutzte und zwang ihn, sein teures Metall zu niedrigen Preisen zu verkaufen. Der Westen verhing, sei es im Sicherheitsrat oder einseitig, eine Reihe von nie vorher erlebten Sanktionen, um das Land zu ersticken. Darüber hinaus führte er eine Propagandakampagne, um Ahmadinedschad zu einem gefährlichen, wirklichkeitsfremden Illusionisten abzustempeln. Schließlich organisiert er mit Hilfe von Rafsandschani und Khatami einen Versuch für die Farbenrevolution von 2009 [4].

Jeder erinnert sich an die falsche Übersetzung einer seiner Reden, um glauben zu machen, dass er die Israelis vernichten wolle (Reuters beschuldigte ihn, fälschlicherweise erklärt zu haben, er wolle Israel von der Karte streichen) [5]. Oder noch die Fälschungen über den Kongress über den Holocaust, der zeigen sollte, wie der Westen alle Spiritualität in seinen Gesellschaften zerstört habe und eine neue Religion rund um diese historische Tatsache geschaffen habe, um nahe zu legen, dass trotz der Anwesenheit auf diesem Kongress von Rabbinern, er das Leugnen des Holocaust feierte. Ohne noch die Behauptung zu vergessen, dass er die Juden [6] diskriminiere.

Das Team von Scheich Rohani vertritt sowohl die Interessen der Geistlichen, als auch die der Bourgeoisie in Teheran und Isfahan. Es sucht wirtschaftlichen Wohlstand und fühlt sich nicht durch den antiimperialistischen Kampf betroffen. Die schrittweise Aufhebung der Sanktionen erlaubt ihm, eine breite öffentliche Unterstützung zu erhalten, da die Iraner - vorerst - das Abkommen als einen Sieg wahrnehmen, der ihren Lebensstandard erhöhen wird.

Der Westen verfolgt jedoch weiterhin das gleiche Ziel. Der Angriffsplan von Präsident George W. Bush Plan sah vor, Afghanistan, den Irak, dann gleichzeitig Libyen und Syrien (über den Libanon) zu zerstören, und noch zugleich den Sudan und Somalia und dass er dann mit dem Iran abschließen würde. Aus seiner Sicht waren die Sanktionen gegen Teheran nur ein fragwürdiger Vorwand, eine einfache Möglichkeit, den Iran zu schwächen. Für den Westen ist die Übergabe von Scheich Rohani vergleichbar mit der von Muammar al-Gaddafi, der auf sein Atomprogramm verzichtete und sich allen Anforderungen von Washington unterwarf, um einen Krieg zu vermeiden. Aber wie bei Gaddafi, werden die Zugeständnisse von Scheich Rohani später gegen sein Land verwendet werden.

Als Muammar el-Gaddafi glaubte, dass die US-amerikanische Kampflust gegen ihn auf seiner politischen Überzeugung beruhte, hatte er tatsächlich Unrecht. Der einzige Grund für die Entscheidung von George W. Bush war geopolitisch. Im Jahr 2010 war Libyen ein Verbündeter von Washington geworden, in dem "Krieg gegen Terrorismus" und hatte seinen Heimmarkt den US-Multis geöffnet. Das verhinderte nicht, als "Diktatur" behandelt zu werden und unter den Bomben zerstört zu werden. In gleicher Weise, ein Verbündeter der Vereinigten Staaten zu werden, wird den Iran nicht vor einem Krieg schützen.

In den nächsten vier Jahren wird der Iran den Traum von Shariati und Khomeini der Geschichte überlassen, um sich auf seine staatlichen Interessen zu konzentrieren. Er wird sich von der arabischen Welt loslösen und sich den Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Türkei, Iran und Zentralasien) zuwenden, um Geschäfte zu machen. Er wird allmählich seine militärische und finanzielle Unterstützung von Syrien, der Hisbollah und den Palästinensern verringern. Wenn Teheran seine externe Verteidigungslinie aufgelöst haben wird, wird Washington wieder mit ihm in Konflikt geraten.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1Nuclear deal between Iran and six world powers (full text)”, Voltaire Network, 24 November 2013.

[2« Propagande : CNN, pris sur le fait, s’excuse auprès de l’Iran », par Ossama Lotfy, Réseau Voltaire, 17 janvier 2006.

[3« Qui a peur du nucléaire civil iranien ? », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 30 juin 2010.

[4« Die CIA und das Iran-Experiment », « Pourquoi devrais-je mépriser le choix des Iraniens ? », « La "révolution colorée" échoue en Iran », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 17, 21 et 24 juin 2009 ; « Iran : le bobard de l’"élection volée" », par James Petras, Traduction Marcel Charbonnier, Réseau Voltaire, 19 juin 2009 ; « Rafsandjani acclamé au cri de « Mort à la Russie ! Mort à la Chine ! » », Réseau Voltaire, 19 juillet 2009.

[6« Iran : les gouvernements anglo-saxons fabriquent de fausses nouvelles », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 24 mai 2006.