Der Iran fühlt mehr als die Hisbollah das Ausmaß der Ausübung seiner Selbstverteidigung, die auch seine Grenzen hat, um Netanjahu nicht zufrieden zu stellen, dessen Ziel es ist, die Vereinigten Staaten zur Zerstörung des persischen Landes zu drängen [1].

Der Iran will auch nicht Trump, dem großen Verbündeten Netanjahus, den Wahlsieg überlassen, indem er hinter den Kulissen mit Bidens Team verhandelt. Und zwar so sehr, dass der US-Außenminister, der Khasarische Antony Blinken, einen spektakulären Zwischenstopp im Iran [2] einlegen sollte, der mitten in dem vom Biden-Team propagierten Gipfel über den Waffenstillstand und die Geiseln [3] verschoben wurde.

Der ehemalige britische Diplomat Alastair Crooke behauptet [4], dass das Szenario einer iranischen Vergeltung gegen Israel zwei Stufen beinhalte: 1) den Einsatz des iranischen Abschreckungsraketenarsenals und die immensen Folgeschäden [5] und 2) Netanjahus Reaktion: entweder die Vereinigten Staaten zur Zerstörung des Iran anzustiften oder seine taktischen Atomwaffen einzusetzen (sic), was der ehemalige Oberst Douglas Macgregor unverblümt erklärt hat [6].

Die Reaktion des Iran muss neurochirurgisch und hochpräzise sein, wenn die Vereinigten Staaten nicht von Netanjahu ausgetrickst werden wollen.

Heute will keine der drei geostrategischen Supermächte – USA/Russland/China – in einen globalen Atomkrieg verwickelt werden, 83 Tage vor den US-Präsidentschaftswahlen.

Auch die Mächte des Nahen Ostens - Ägypten/Türkei/Saudi-Arabien - wollen keinen regionalen Krieg. Das einzige Element, das nicht stimmt, scheint Premierminister Netanjahu zu sein, der nach seiner bombastischen Rede am 24. Juli vor dem US-Kongress grünes Licht für die Konfrontation mit dem Iran erhalten hat und der, ob man will oder nicht, mit der unheilvolle Apokalypsen-Karte [7] in der Hand, mit seinen irredentistischen Verbündeten - dem Finanzminister Bezalel Smotrich, - der nicht errötet, um 2 Millionen Palästinensern in Gaza den tödlichen Hungertod zu bringen [8] - und dem Innenminister Itamar Ben Gvir, der sich gerade durch seine x-te Provokation in der Nähe der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem hervorgetan hat [9].

Heute geht es nicht mehr darum, den Iran zu stoppen, sondern Netanjahu und seine Samson-Option [10] zu bremsen.

Das inoffizielle chinesische Portal Global Times analysiert die schwierige Option des Iran, um die USA nicht in Netanjahus Falle zu locken [11].

Es scheint, dass Verhandlungen stattfinden: Gestern fielen die Ölpreise um 2,14%, nachdem sie um 5% gestiegen waren.

Der iranische Botschafter bei den Vereinten Nationen machte sehr deutlich, dass sein Land keinen regionalen Krieg wolle und dass es dem Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommen zustimmen würde, wenn es von der Hamas akzeptiert würde [12], die den ermordeten palästinensischen Unterhändler Ismail Haniyeh durch den emblematischen Guerillakämpfer Yahya Sinwar inzwischen ersetzt hat, welcher Letztere, zusammen mit dem angeblich liquidierten [13] Mohammed Deif, den Anschlag vom 7. Oktober verübt hatte, der Israel in Verlegenheit brachte.

Der neue iranische Präsident, Masud Peseschkian, sprach mit dem belgischen Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, mit dem Ziel, die - vom Obama/Biden-Duo vorangetriebenen und von Trump abgeschafften - Atomverhandlungen wieder aufzunehmen, was meiner Meinung nach, neben der Aufhebung der erstickenden Sanktionen durch die Vereinigten Staaten eine Gegenleistung bedeuten würde, um die Vergeltung des Iran zu kalibrieren, zu begrenzen oder sogar zu verschieben [14].

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat innerhalb einer Woche fünfmal (sic) mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant gesprochen, um ihm seine unerschütterliche Unterstützung zu bekräftigen [15]. Neben dem Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt, der Israel unterstützt, befahl Austin nun dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln, der mit F-35C-Bombern ausgestattet ist, seine Fahrt zur israelischen Küste zu beschleunigen, und gleichzeitig auch dem nuklear angetriebenen Lenkwaffen-U-Boot USS Georgia mit seinen 154 Tomahawk-Marschflugkörpern [16].

Wird der Iran seine Vergeltung ausüben können, ohne dass Netanjahu auf die Samson-Option zurückgreift oder die Vereinigten Staaten im Wahlkampf in Verlegenheit bringt?

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
La Jornada (Mexiko)
Die größte spanischsprachige Tageszeitung der Welt.

[2«Blinken postpones Middle East trip: Axios», Reuters, August 13, 2024

[4«Alastair Crooke : Is Middle East War Inevitable?», Judge Napolitano, YouTube, August 13, 2024.

[7«Los rabinos del Armagedón: tutores de la tríada apocalíptica Netanyahu/Ben Gvir/Smotrich», Alfredo Jalife-Rahme, La Jornada, 11 de agosto de 2024.

[11«Iran faces ‘difficult choice’ in potential retaliation», Global Times, August 12, 2024.

[14«JCPOA Revival Achievable: Iran’s President», Tasnim, August, 12, 2024.

[16«USS Georgia operates with Force Reconnaissance Marines and Special Operations Forces», U.S. Naval Forces Europe-Africa/U.S. 6th Fleet Public Affairs, August 5, 2024.