Der neue Botschafter der Vereinigten Staaten in Athen, Geoffrey R. Pyatt, der den Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 mit Victoria Nuland organisierte [1], widmet sich jetzt der Schaffung einer unabhängigen orthodoxen Kirche in der Ukraine.
Die orthodoxe Kirche gliedert sich in sieben Patriarchate, wovon jenes von Konstantinopel "das Erste unter Gleichen" [primus inter pares] ist. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., hat praktisch keine Gläubigen in der Türkei, aber wacht über die griechische Diaspora in der Welt. Der von Moskau, Kyrill I., wacht über alle Russen, einschließlich der Ukrainer.
Die Unabhängigkeit der ukrainischen Orthodoxen wäre ein Schlag für die russische Kultur in diesem Land.
Seit dem Monat Mai 2018 gibt Bartholomäus I. keine Visa mehr aus an die orthodoxen Priester des Patriarchats von Moskau, die zum Berg Athos einreisen möchten.
Am 31. Juli 2018 hat Bartholomäus I. eine gemeinsame Erklärung mit den Leitern der Minderheits-Religionen in der Türkei unterzeichnet, um zu versichern, dass dieses Land wunderbar sei und die Religionen dort gedeihen, obwohl in der Vergangenheit dies nicht immer der Fall war [[„Die Türkei zwingt die jüdischen und christlichen Kirchen in der Türkei, eine Erklärung zu unterschreiben“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 14. August 2018.]. Dieser Text hat den Zorn der Gläubigen der verschiedenen Religionen erregt, die täglich durch die türkische Regierung Einschüchterungen und Erniedrigungen ertragen.
Am 31. August trafen sich Kyrill und Bartholomäus in freundlicher Weise in Istanbul. Aber am 6. September ernannte der Patriarch von Konstantinopel zwei Exarchen (Sonderbotschafter), die zur Erstellung einer unabhängigen Kirche in der Ukraine beauftragt wurden. Die kanonische Kirche von Kiew weigerte sich, sie anzuerkennen.
Philarete von Kiew (der Primat) seinerseits, der nach dem Fall der Sowjetunion als ehemaliger KGB-Agent aufgedeckt und exkommuniziert wurde, schuf eine Sekte, die "autokephale Ukrainische orthodoxe (nicht-kanonische) Kirche". Er gehörte zu den Anhängern der Kiew Putschisten und bezeichnete den russischen Präsidenten Wladimir Putin als "Cain" und "Judas". Er sieht sich jetzt als Chef der unabhängigen Kirche, die Bartholomäus anerkennen könnte.
Philarete fuhr am 14. September 2018 in die Vereinigten Staaten. Er wurde im Außenministerium mit zwei Exarchen (Sondergesandten) von Bartholomeus I. empfangen, die gerade vorher von Präsident Petro Poroschenko in Kiew empfangen wurden. Auch wurde Philarete vom ehemaligen US-Vize-Präsident Joe Biden empfangen, zu dem er seit 2014 enge Beziehungen pflegt. Bidens Sohn, R. Hunter Biden, sitzt heute im Vorstand der Burisma Holdings, des ersten ukrainischen Gasunternehmens. Philarete hat Joe Biden mit dem Orden von Sankt Wladimir ausgezeichnet, wie er es auch für Senator John McCain getan hatte.
Eine alte Auseinandersetzung über die orthodoxe Kirche von Mazedonien ist jetzt gerade wiedererschienen, aber in umgekehrter Weise: diesmal weigert sich das Patriarchat von Konstantinopel, sie anzuerkennen, solange der Name Mazedonien benutzt wird (den Griechenland als seinen alleinigen Besitz betrachtet).
Kyrill hat eine Sonderversammlung in Moskau organisiert. Am 14. September hat die Russisch-Orthodoxe Kirche beschlossen, in der Liturgie nicht mehr den Namen des Patriarchen von Konstantinopel zu erwähnen. Das heißt, nicht mehr für ihn zu beten. Und "jegliche Konzelebration“ mit ihm „auszusetzen", und mit ihm alle Arbeits-Beziehungen in den gemeinsamen Instanzen, wo er fungierte, aufzugeben.
Am 19. September hat der Patriarch von Alexandria und ganz Afrika, Théodore II., die beiden Parteien zur Vernunft aufgerufen. Ein Schisma ist möglich.
[1] „Gespräch zwischen Vize-Staatssekretär und Botschafter der USA in Ukraine“, von Andrey Fomin, Übersetzung Horst Frohlich, Oriental Review (Russland) , Voltaire Netzwerk, 8. Februar 2014.
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