Die Ideologien von Antirassismus und Rassismus basieren auf demselben Betrug: Es gäbe unterschiedliche menschliche Rassen, die keine gesunden gemeinsamen Nachkommen haben könnten; dummes Postulat, von dem jeder den Unsinn feststellen kann. Zu diesem Thema befragt können die Befürworter dieser beiden Ideologien nur versichern, dass sie im übertragenen Sinne sprechen, nehmen aber wenig später ihre rassische Interpretation der Menschheit und ihrer Geschichte wieder auf. Wie Thierry Meyssan zeigt, hat dieses leidenschaftliche Paar immer nur den Interessen der herrschenden Mächte gedient.
Die menschlichen Gemeinschaften neigen dazu, ihre Lebensweise zu überschätzen und derjenigen anderer zu misstrauen. Um den Zusammenhalt ihrer Gruppe aufrecht zu erhalten, haben manche ihrer Mitglieder einen Reflex der Ablehnung von Neuankömmlingen. Sobald sie sich jedoch kennen lernen, und verstehen, dass sie Menschen wie sie sind, lassen die Spannungen nach.
Zu dieser ethnologisch bedingten Art zu funktionieren kamen im 19. und 20. Jahrhundert Ideologien hinzu: der Rassismus und der Antirassismus. Im Kontext des britischen Imperialismus und der Entwicklung von Biologie und Genetik gestatteten diese Theorien die Hierarchie oder die Rechts-Gleichheit der Bevölkerungen zu rechtfertigten.
Wissenschaftlicher Rassismus
Nach Charles Darwins Theorien (1809-1882) über die Evolution von Tierarten, stellte Herbert Spencer (1820-93) fest, dass es verschiedene menschliche Rassen gebe, und dass die natürliche Auslese zur Überlegenheit der Weißen geführt habe. Es war der Beginn des "Sozialdarwinismus". Ein Cousin Darwins, Sir Francis Galton (1822-1911), verglich die Rassen und stellte einen Zusammenhang her zwischen der Fruchtbarkeit von Frauen und der Degeneration von Individuen. So konnte er nicht nur die Überlegenheit der Weißen gegenüber den Farbigen, sondern auch der Reichen gegenüber den Armen beweisen.
Ein "wissenschaftlicher Konsens" legt fest, dass die interrassische Paarung die Ursache vieler Behinderungen ist. Daher wurde es unumgänglich, sie in der gleichen Weise wie Inzest zu verbieten, um jede Rasse zu erhalten. Das war die "Eugenik". Die Umsetzung dieses Prinzips war umso komplexer, als unabhängig von der Definition jeder Rasse, kein Individuum reinrassig ist, daher ist jede Konstellation Diskussionsgegenstand. In den Vereinigten Staaten führte diese Logik nicht nur dazu, vor der Bildung von Paaren zwischen Europäern auf der einen Seite und Indern, Schwarzen oder Chinesen auf der anderen Seite abzuschrecken, sondern auch angelsächsische Weiße gegenüber nicht angelsächsischen Weißen (Italiener, Polen, Serben, Griechen usw.) zu bevorzugen. (Einwanderungsgesetz in Kraft von 1924 bis 1965).
Das Kaiser-Wilhelm-Institut bewies, dass die Erhaltung der Rasse nicht nur forderte, nicht mit Individuen verschiedener Rassen sich zu vermehren, sondern sich auch überhaupt nicht zu paaren. Tatsächlich vermischten sich im Falle von Anal-Penetration die Gene beider, obwohl sie keine Nachkommenschaft hatten. Daher das Verbot der Homosexualität durch die Nazis.
Erst mit dem Fall des Nationalsozialismus und der Entkolonialisierung drehte sich der "wissenschaftliche Konsens" um und die unglaubliche Vielfalt innerhalb jeder vermeintlichen Rasse wurde bekannt. Was uns bei einigen Individuen anderer vermeintlicher Rassen ähnelt, ist viel wichtiger als das, was uns von Individuen unserer eigenen vermeintlichen Rasse unterscheidet.
Im Juli 1950 verkündete die UNESCO, dass der "Sozialdarwinismus" und die "Eugenik" Unsinn seien. Ganz einfach gesagt, stammt die Menschheit von mehreren verschiedenen Rassen des prähistorischen Homo sapiens ab, bildet aber nur eine einzige Rasse, deren Individuen sich ohne Gefahr paaren können. Natürlich war es nicht notwendig, ein Wissenschaftler zu sein, um dies zu bemerken, aber imperialistische und koloniale Ideologien hatten vorübergehend die Köpfe der "Gelehrten" verdunkelt.
Rechtlicher Rassismus
Als die Wissenschaftler ihre Einheit dann zurückfanden, spalteten sich die Juristen in zwei verschiedene Teile bei der Annäherung an das Thema. Diesmal sind es nicht die imperialistischen und kolonialen Ideologien, die sie trennen, sondern ihre Vorstellungen von der Nation. Für die Angelsachsen ist sie eine ethnische Versammlung (im kulturellen Sinne), während es für die Franzosen eine politische Entscheidung ist. Im wichtigsten US-Rechtswörterbuch heißt es: "Nation: Eine große Gruppe von Menschen mit einer gemeinsamen Herkunft, Sprache und Tradition und gemeinsamen Bräuchen, die eine politische Einheit bilden, (“Nation : A large group of people having a common origin, language, and tradition and usu. constituting a political entity,” Black’s Law Dictionary, 2014) Im Gegensatz dazu verfügt Frankreich seit der Revolution: Nation: "Juristische Person, bestehend aus allen Personen, die den Staat bilden" (Dekret von König Ludwig XVI. vom 23. Juli 1789).
Die französische Sicht ist heute fast universell, die der Briten wird nur von ihnen und ihren kolonialen Kreationen verteidigt: der Muslimbruderschaft und der indischen RSS [1].
So leben die Briten trotz der wissenschaftlichen Fortschritte heute unter dem Race Relations Act 1976 und werden von der Commission for Racial Equality (Kommission für Rassengleichheit) geleitet, während die offiziellen französischen Texte von "sogenannter Rasse" sprechen. In der Praxis stellen die beiden Gesellschaften keine "rassischen" Unterschiede auf, sondern soziale Klassen für die Briten und soziale Niveaus für die Franzosen.
Der Antirassismus
Im Westen wird Antirassismus heute mit Antifaschismus verwechselt. Auch wenn es keinen Rassismus mehr gibt, weil es an Rassen mangelt, noch Faschismus, wegen des Mangels an wirtschaftlichen Situationen, auf die dieser Gedanke reagierte. Die Gruppen, die heute diese Ideen vertreten, haben heute die Eigenheit, sich der antikapitalistischen extremen Linken zuzurechnen, aber vom Spekulanten George Soros subventioniert zu werden und im Namen der NATO, der Verfechterin des Kapitalismus, zu arbeiten. Sie verfügen daher über eine militärische Ausbildung.
Es ist nicht ohne einen gewissen Genuss, dass man bemerkt, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem Telefoninterview mit seinem US-Amtskollegen am 8. Juni 2020 darauf hin wies, dass die NATO die internationalen antifaschistischen Brigaden sowohl gegen Syrien als auch gegen die Türkei eingesetzt hat [2]; die gleichen "Antifas", die die aktuellen antirassistischen Unruhen in den Vereinigten Staaten koordinieren.
In Wirklichkeit sind Rassismus und Antirassismus zwei Seiten einer einzigen Medaille. Beide basieren auf der Fantasie von Rassen, von denen wir wissen, dass es sie nicht gibt. In beiden Fällen ist es eine Zeitkonformität. Die Rassisten entsprachen imperialistischen und kolonialen Ideologien, die Antirassisten der Finanzglobalisierung. Ihr einziger gemeinsamer politischer Nutzen besteht darin, das Terrain zu besetzen, um die echten sozialen Kämpfe zu verschleiern.
[1] „Die Muslimbruderschaft als Mörder“ von Thierry Meyssan, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 12. Juli 2019. „Bereits 10 Monate Isolierung von Jammu-und-Kaschmir“ von Moin ul Haque, Übersetzung Horst Frohlich, Dawn (Pakistan) , Voltaire Netzwerk, 11. Juni 2020.
[2] „Die Anarchisten-Brigaden der NATO“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. September 2017.
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