Die Puppenspieler von Washington

Akt 1 - Das Komitee für gegenwärtige Gefahren

Am Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm das "Stay-Behind"-Netzwerk [1] mehr als tausend Nazi-Wissenschaftler und überstellte sie während der Operation Paperclip [2] in die Vereinigten Staaten. Manche waren Chemiewaffenspezialisten und hatten gerade im Lager Dachau Experimente an menschlichen Versuchskaninchen durchgeführt. Andere, etwa hundert, waren Wissenschaftler und Ingenieure des Raketenzentrums Peenemünde. Unter der Führung von Wernher von Braun hatten sie gerade die V2 erfunden und gebaut, die London vom Kontinent aus bombardierten. Sie wurden nach Fort Bliss, Texas, verlegt und in das Army Air Defense Command (ARADCOM) integriert. Dieser Technologietransfer ermutigte die US-Rüstungsindustrie, sich die Herstellung eines neuen Arsenals vorzustellen, das sowohl Interkontinentalraketen als auch Raumschiffe umfasst, die alle fähig sind, Massenvernichtungswaffen (chemische, biologische oder nukleare) zu tragen [3]. Aber paradoxerweise hatte dieses gigantische Projekt nach dem Sieg über Deutschland keine Existenzberechtigung mehr. Es sei denn, die Vereinigten Staaten müssten sich einem neuen Feind stellen.

George F. Kennan, der US-Botschafter in Moskau, beschrieb die sowjetische Gefahr in einem "langen Telegramm", das 1946 nach Washington geschickt wurde. Zurück in der Hauptstadt veröffentlichte er seine Analysen anonym in der Zeitschrift des Council for Foreign Relations (CFR) [4].

Bald war die gesamte amerikanische herrschende Klasse davon überzeugt, dass die sich anbahnende rote Gefahr noch gefährlicher sein würde als das Dritte Reich. Was folgte, waren zweieinhalb Jahre interner Debatten innerhalb der Regierung, um die Bedrohung zu bewerten, eine Antwort zu entwickeln und sie populär zu machen.

Präsident Harry Truman zog die Lehren aus der mangelnden Vorbereitung seines Landes auf den Zweiten Weltkrieg und schuf den Nationalen Sicherheitsrat (NSC), um die Diplomatie und alle US-Streitkräfte nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch in Friedenszeiten zu koordinieren. Gleichzeitig baute er einen ständigen Geheimdienst auf, die Central Intelligence Agency (CIA).

Die Entwicklung der Lage in Europa, einschließlich des britischen Rückzugs aus Griechenland und der Türkei, veranlassten Truman zu der Entscheidung, eine ständige amerikanische Präsenz auf dem alten Kontinent aufrechtzuerhalten, um dem kommunistischen Einfluss entgegenzuwirken. General George C. Marshall, Außenminister, entwarf einen umfassenden Plan, der Wirtschaftshilfe und verdeckte Aktionen kombinierte, um Demokratien zu errichten und sicherzustellen, dass sie die "richtige Wahl" treffen würden. Die NSC-Direktive 10/2 des Nationalen Sicherheitsrates, die hauptsächlich von Kennan entworfen wurde, formalisierte die Schaffung eines Stay-Behind-Eingriffsnetzwerks.

Die hitzigen inneren Debatten der Truman-Regierung über die Ernsthaftigkeit und Unmittelbarkeit der sowjetischen Bedrohung verschärften sich mit dem Ausbruch des Koreakriegs weiter. Am Ende sahen sich George F. Kennan und der Verteidigungsminister zu ihrer Rechten von viel aggressiveren Kämpfern überflügelt, als sie es waren. Truman reorganisierte sein Team. General George C. Marshall wurde Verteidigungsminister, unterstützt von seinem Freund Robert Lovett. Dean Acheson nahm die Position des Außenministers an und stellte Paul H. Nitze als Direktor für politische Planung ein. Letzterer entwarf die endgültige Fassung der NSC-Direktive 68, die die Doktrin des Kalten Krieges definierte. Nach diesem Dokument, das jetzt freigegeben wurde, zielte die UdSSR von Natur aus darauf ab, den Kommunismus in der ganzen Welt zu verbreiten. Allerdings würde es ihr wahrscheinlich gelingen, innerhalb von vier Jahren in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen und würde es daher nicht versäumen, sie mittelfristig einzusetzen, um ihren Hauptgegner zu zerstören: das Land der Freien, also die Vereinigten Staaten von Amerika. Die beiden Supermächte waren zu einem titanischen Duell verurteilt, das entweder mit dem Triumph des Kapitalismus und der Herrschaft des Wohlstands auf Erden oder mit dem Versinken der Menschheit in der Dunkelheit des Kommunismus enden sollte. Das NSC 68 wurde von einem Dutzend separater Anhänge begleitet, in denen alle Reaktionsprogramme auf militärischer, ziviler, wirtschaftlicher Ebene usw. aufgeführt waren.

Leider war sich das amerikanische Volk, in seiner Freude über den neu gefundenen Frieden, der wachsenden Gefahr nicht bewusst und war nicht bereit, einen neuen Krieg zu führen, um die Welt zu retten. Truman musste seine Mitbürger von der Dringlichkeit der Gefahr überzeugen, um sie dazu zu bringen, Opfer zu bringen, insbesondere in Bezug auf Budget- und Verwaltungsreformen.

Einer der Chefs des "Stay-Behind", Edward W. Barrett, damals Direktor des Interdepartmental Psychological Strategy Board (IPSB) und Rubrikchef von Newsweek, wurde gebeten, einen Beitrag zu leisten. Er organisierte eine Manipulationsoperation, um die öffentliche Meinung im Inland umzudrehen [5]. Eine Vereinigung, die sich als überparteiliche Gruppe wachsamer Bürger der Westküste präsentierte, das Committee on the Present Danger (CPD), startete in den amerikanischen Medien eine Kampagne für die dringende Stärkung der nationalen Verteidigung. Zu den Führern des Komitees gehörten Frank Altschul (Direktor des Council on Foreign Relations CFR), William Donovan (ehemaliger Chef des Secret Service während des Weltkriegs) und General Dwight D. Eisenhower.

Die Wirkung des Komitees war so groß, dass ein nationaler Konsens Truman ermöglichte, den Militärhaushalt plötzlich zu verdreifachen und die Politik der "Eindämmung", d.h. des cordon sanitaire zur Eindämmung der UdSSR, publik zu machen.

Truman ordnete die Realisierung der Weltraumarsenal-Projekte (Orbiter und Jupiter) an. In Redstone, Alabama, wurde die Army Ballistic Missile Agency (ABMA) gegründet, die dem ehemaligen SS-Mann Wernher von Braun anvertraut wurde. In Cape Canaveral, Florida, wurde unter der Leitung des ehemaligen SS-Mannes Kurt Debus eine Abschussstation errichtet. Auch die Marine und die Luftwaffe wurden hinzugezogen und NS-Wissenschaftler ihnen zur Verfügung gestellt. Das futuristische Projekt einer Weltraumarmee wurde zur Obsession der Ideologen des Kalten Krieges. Sein ausdrücklicher Zweck war, die militärische Vorherrschaft der Vereinigten Staaten über den gesamten Planeten sicherzustellen, um die Menschheit vor dem Kommunismus zu retten.

Akt 2 - Die Reaktivierung der CPD

Das Present Danger Committee CPD wurde 1953 aufgelöst, aber der Stay-Behind übte weiterhin einen überwiegenden Einfluss aus. Unter den Ämtern von Eisenhower, Kennedy und Nixon wurden die Rüstungsausgaben zwischen den Notwendigkeiten ausländischer Kriege (insbesondere in Vietnam) und prestigeträchtigen Weltraumprojekten (insbesondere John F. Kennedys Wunsch, als Gegenstück zu Juri Gagarins bemanntem Flug Menschen auf den Mond zu schicken) aufgeteilt. Dies waren die Vanguard-, Explorer-, Mercury- und Apollo-Programme.

In den 1970er Jahren entfernte sich Kissinger von der Doktrin der "Eindämmung" im Namen der Realpolitik und organisierte eine "Entspannung" mit der UdSSR, um einen Rückzug aus Vietnam einzuleiten. Er stellte die Doktrin des Kalten Krieges nicht in Frage, aber er war sich bewusst, dass die Vereinigten Staaten ohne die Unterstützung ihrer öffentlichen Meinung keinen Frontalkrieg mehr in Asien führen konnten. So stellte er seinen zynischen Realismus gegen Nitze‘ s fast mystische Blindheit. Ein anti-ballistischer Raketen-Vertrag ABM und ein Abkommen über die Begrenzung strategischer Offensivwaffen (SALT 1) wurden 1972 unterzeichnet, sehr zum Leidwesen ehemaliger CPD-Mitglieder. Nach dem Fall von Saigon beendete der Kongress die Kriegsanstrengungen und reduzierte drastisch die Militärbudgets und einige prestigeträchtige Ausgaben. Aufgrund fehlender Mittel wurden die Raumfahrtprogramme unterbrochen.

Gleichzeitig eröffnete die Watergate-Affäre eine Periode der Kritik an den Institutionen. Untersuchungskommissionen des Kongresses deckten die schmutzigen Tricks der CIA auf. Die Abgeordnete Elizabeth Holzman enthüllte die Operation Paperclip. Nebenbei erfuhr man, dass die stay-behind bis in die sechziger Jahre hinein weiterhin Nazi-Wissenschaftler rekrutiert hatten, indem sie sie aus ihren lateinamerikanischen Verstecken herausholten. Es stellte sich heraus, dass Nazi-Ärzte im Edgewood Arsenal (Maryland) an siebenhundert "Freiwilligen" der US-Armee die Chemiewaffenexperimente fortgesetzt hatten, die sie in Dachau begonnen hatten [6].

In dieser vergifteten Atmosphäre, in der die Ziele, Methoden und Institutionen des Kalten Krieges von allen Seiten in Frage gestellt wurden, kam es zu starken Spannungen zwischen Außenminister Henry Kissinger und Verteidigungsminister James Schlesinger. Am 3. November 1975 beschloss Präsident Gerald Ford, dessen Popularität auf einem historischen Tiefpunkt angelangt war, den Konflikt beizulegen, indem er sowohl der öffentlichen Meinung als auch der militärisch-industriellen Lobby Zusagen machte. Er bestätigte Kissinger im Außenministerium, entfernte ihn aber von der Position des Nationalen Sicherheitsberaters, die er General Brent Scowcroft anvertraute. Er entließ Verteidigungsminister Schlesinger und ernannte den Stabschef des Weißen Hauses, Donald Rumsfeld, zu seinem Nachfolger. Er setzte das Spiel der musikalischen Stühle fort und ernannte Richard Cheney auf die Position, die zuvor Rumsfeld innehatte. Schließlich distanzierte er sich von CIA-Direktor William Colby und ernannte George H. Bush zu seinem Nachfolger. Dieser abrupte Wechsel der Kollaborateure ist unter dem Spitznamen "Halloween-Massaker" in die Geschichte eingegangen.

Nachdem sich der Wind also gedreht hatte, übernahmen die "stay-behind" wieder die Initiative. Eine kleine konservative Vereinigung, das American Enterprise Institute (AEI) [7], wurde ausgewählt, um Argumente zu liefern; die Coalition for Democratic Majority (CDM) brachte einige demokratische Parlamentarier zusammen, um Lobbyarbeit zu betreiben; und das Committee on the Present Danger wurde mit finanzieller Unterstützung von Hewlett-Packard und der AFL-CIO-Gewerkschaft reaktiviert [8], um die öffentliche Meinung im Inland zu beeinflussen. Unter der Kontrolle von Paul H. Nitze, Eugene V. Rostow und William R. Van Cleave stellten die drei Verbände die Analysen der CIA in Frage und prangerten die Unterschätzung der sowjetischen Bedrohung an [9].

Die Kampagne wurde öffentlich vom demokratischen Senator Henry "Scoop" Jackson moderiert und umfasste israelische Lobbyisten wie Richard Perle. Um tatsächlich dem Prozess der "Entspannung" zu entkommen, hatten die US-Manager von Raumfahrtprojekten einen Teil ihrer Forschung, insbesondere der Nuklearforschung, nach Israel verlagert [10].

Präsident Gerald Ford stellte eine doppelte Expertise für das sowjetische Potenzial auf die Beine. CIA-Experten bildeten ein "Team A", während die CPD-Gegenexperten autorisiert wurden, ein "Team B" zu bilden. Sie alle hatten Zugang zu den vertraulichsten Informationen der verschiedenen Geheimdienste. Das B-Team bestand aus einem Dutzend CPD-Persönlichkeiten, darunter Nitze, Rostow und Van Cleave, und sehr merkwürdigerweise der neue Direktor der CIA, George H. Bush, der so in der Lage war, die Fäden der beiden angeblich konkurrierenden Teams zu ziehen. Team B wurde von einigen Technikern unterstützt, die die eigentliche Ermittlungs- und Entwurfsarbeit erledigten, darunter Richard Pipes, Paul Wolfowitz [11] und General Lyman Lemnitzer [12].

Die jeweiligen Berichte [13] der beiden Teams wurden am 21. Dezember 1976, wenige Tage vor dem Amtsantritt von Jimmy Carter, dem neu gewählten Präsidenten, rein formell vor dem Büro des Präsidentenbüros für Auslandsaufklärung vorgelegt und konfrontiert. Fords Team hatte alles geplant. Innerhalb weniger Minuten wurde zugegeben, dass die alten Schätzungen der CIA falsch waren und dass die UdSSR sich auf einen Angriff auf die Vereinigten Staaten vorbereitete. Wie die Geschichte später bewies, handelte es sich natürlich um eine reine Inszenierung, die auf einer Verwechslung von Quantität und Qualität der sowjetischen Rüstung beruhte. Die UdSSR befand sich bereits in schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten und war nicht in der Lage, sich eine Ost-West-Konfrontation zu leisten. Nichtsdestotrotz reaktivierte der Kongress auf der Grundlage dieser manipulierten Studie die Waffenprogramme. Das Team des Ex-SS Wernher von Braun hatte bereits Interkontinentalraketen entwickelt und auch bemannte Raumflüge durchgeführt [14], so dass als neues Ziel gesetzt wurde, Soldaten ins All zu schicken (Challenger- und Atlantis-Programme).

Diese neue Manipulation der amerikanischen öffentlichen Meinung durch die "Stay-Behind" wurde auf Kosten der CIA durchgeführt, obwohl das Stay-Behind-Netzwerk administrativ der Langley-Agentur angegliedert war. Der harte Kern des Netzwerks beabsichtigte, die Politik von William Colby zu sanktionieren, der nach Watergate den Kongress die Handlungen der Behörde untersuchen ließ und versucht hatte, die "Stay-Behind" einer politischen Kontrolle zu unterwerfen.

Angesichts der vollendeten Tatsachen konnte Präsident Carter die Haushaltsentscheidungen nicht in Frage stellen. Er säuberte die gesamte Regierung von den CPD-Männern und trennte sich von George H. Bush so schnell er konnte. Er ernannte Admiral Stansfield Turner zu seinem Nachfolger als Chef der CIA, mit der unmöglichen Mission, Ordnung in die Agentur zu bringen und die parallele Macht der "Stay-Behind" zu beseitigen. Vier Jahre lang verhielten sich die CPD-Alumni wie ein "Schattenkabinett" im Dienste des zukünftigen republikanischen Kandidaten. Sie bedrängten James Carter, indem sie ihm vorwarfen, am "Vietnam-Syndrom" zu leiden, bis hin zu mangelnder Gelassenheit in Krisenzeiten und für den Verlust des Iran verantwortlich zu sein.

Akt 3 - Von Reagan zu Clinton

Nach diesen mageren Jahren kehrte das gesamte CPD-Team unter Präsident Ronald Reagan an die Macht zurück. Letzterer war zu Beginn des Kalten Krieges von den "Stay-Behind" rekrutiert worden, als er Schauspieler in Hollywood war. Er hatte insbesondere in Werbespots für Spendenaktionen für den Kreuzzug für die Freiheit mitgewirkt, eine Tarnvereinigung, die von Allan Dulles (Gründer der CIA) gegründet wurde, um das Internationale Flüchtlingskomitee in New York zu finanzieren. Diese (International Refugee Committee in New York) Organisation, die von William Casey geleitet wurde, hatte die Aufgabe, diskret Ex-Nazis in die Vereinigten Staaten zu bringen, die für den antikommunistischen Kampf nützlich waren. Ronald Reagan wurde während des McCarthyismus auch von den "Stay-Behind" benutzt, um Hollywood zu säubern.

Ronald Reagan ernannte seinen ehemaligen Betreuer William Casey zum Chef der CIA. Der "Stay-Behind" gewann seine Vorrechte zurück und vervielfachte die schmutzigen Tricks bis zum Irangate. Die Männer der CPD wurden zwischen dem Pentagon und dem Bureau of Disarmament im Außenministerium aufgeteilt [15]]. Rostow und Van Cleave wurden zu Leitern der Arms Control and Disarmament Agency (ACDA) ernannt; Richard Pipes wurde der offizielle Kremlspezialist des Weißen Hauses; etc. Niemand wurde vergessen: So wurde Jeane Kirkpatrick, die in der Koalition für eine demokratische Mehrheit hart gearbeitet hatte, zur Botschafterin bei den Vereinten Nationen ernannt; oder Michael Novak, der am American Enterprise Institute beteiligt war, wurde zum Vertreter der Vereinigten Staaten in der Menschenrechtskommission ernannt; etc. Diejenigen, die eine Karriere in der Privatwirtschaft anstrebten, wurden ebenfalls belohnt, wie Donald Rumsfeld, der CEO eines multinationalen Konzerns geworden war und zum Sonderberater des Weißen Hauses für Waffenkontrolle ernannt wurde.

Präsident Reagan bezeichnete die UdSSR als "Reich des Bösen" und belebte die Atom- und Raumfahrtprogramme wieder. Zwei Richtlinien für nationale Sicherheitsentscheidungen, NSDD-42 und NSDD-85, reformierten das gesamte Forschungs- und Waffensystem und legten die rechtliche Grundlage für das größte Militärprogramm der Geschichte, die Strategic Defense Initiative (SDI), die spöttisch als "Star Wars" bekannt ist.

1989, nachdem Ronald Reagan die verfassungsmäßige Begrenzung seiner zwei Amtszeiten erreicht hatte, übergab er das Amt an George H. Bush. Ursprünglich Teil der Kontinuität, sorgte der neue Präsident für viele Enttäuschungen bei den Ehemaligen des CPD. Bush senior war der Ansicht, dass der unerwartete Zusammenbruch der UdSSR, der de facto Das Ende des Kalten Krieges einläutete, und der Erschließung neuer Märkte und der Plünderung der natürlichen Ressourcen förderlich war. Seine ehemaligen Freunde glaubten im Gegenteil, dass das Verschwinden des einzigen Herausforderers es endlich ermöglichen würde, ihren Traum von der exklusiven militärischen Herrschaft zu verwirklichen. Schlimmer noch, 1993 rief die Ankunft eines moralistischen Demokraten, William Clinton, bei den Veteranen des Kalten Krieges die Schrecken der Carter-Episode hervor. So gründeten oder reaktivierten die CPD-Alumni während der H. Bush-Clinton-Jahre eine Reihe von Denkfabriken und Interessengruppen, um sich auf bessere Tage vorzubereiten. Das American Enterprise Institute (AEI) [16] gab die Geburt des Zentrum für Strategische und Internationale Studien (Zentrum für strategische und internationale Studien - CSIS) [17] Die Achse Washington-Tel Aviv wurde durch das Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA) und das Center for Security Policy (CSP) gestärkt [18].

Akt 4 - Das Center for Security Policy

Die 1988 gegründete CSP behauptet, der politische Nachfolger der CPD zu sein, ohne anzugeben, ob sie auch ein Ableger der "Stay-behind"-Dienste ist. Sie beabsichtigte, "den internationalen Frieden durch die Entwicklung der Macht der Vereinigten Staaten von Amerika zu verteidigen". Douglas J. Feith (jetzt stellvertretender Verteidigungsminister für Verteidigungspolitik) und Frank J. Gaffney Jr., der ehemalige Kongressberater von Senator Henry "Scoop" Jackson, waren die Gründer und führten sie nacheinander an.

Dieser neue Verband hat ein begrenztes Budget (1,7 Millionen Dollar pro Jahr). Es stammt hauptsächlich aus Spenden der Familienstiftungen Richard Mellon Scaife [19] (Gulf Oil) und der Rüstungsunternehmen Boeing Company und Lockeed Martin Corporation. Nichtsdestoweniger hat der Verband durch ihre Verwalter und Berater, die jetzt die wichtigsten Führungskräfte des Verteidigungsministers sind, beträchtlichen Einfluss. Die Kontinuität mit der DPC zeigt sich in der Anwesenheit von B-Team-Veteranen wie William R. Van Cleave. Und vor allem durch die Kontinuität der Aktion: Benennung des kommunistischen Feindes (diesmal haben die chinesischen und nordkoreanischen Gefahren die sowjetische Bedrohung ersetzt); Infragestellung von Nichtverbreitungsverträgen; Militarisierung des Weltraums; Militarisierung der inneren Sicherheit.

Am 12. Mai 1996 versammelten die Männer des CPD dreihundert politische und militärische Führer, europäische und amerikanische, in Prag, um eine New Atlantic Initiative (NAI) ins Leben zu rufen [20]. Sie bekräftigten die neue Nützlichkeit der NATO nach der Auflösung des Warschauer Pakts: die Staaten Mittel- und Osteuropas unter den amerikanischen Schutzschild zu integrieren, um der Gefahr der "Schurkenstaaten" zu begegnen.

Das CSP richtete eine Zweigstelle in Jerusalem ein, indem es die Kontrolle über eine bereits bestehende Vereinigung übernahm, das Institute for Advanced Strategic and Political Studies (IASPS), das von Robert J. Loewenberg und dem unvermeidlichen William R. Van Cleave geleitet wurde.

Am 8. Juli 1996 überreichten Richard Perle, Douglas Feith, David und Mayrav Wurmser dem israelischen Premierminister Benjamin Natanyahu ein IASPS-Papier mit dem Titel "A Clean Break: A New Strategy for Securing the Realm" [21]. Es empfahl die Annullierung des Osloer Friedensabkommens, die politische Beseitigung Jassir Arafats, die Annexion der palästinensischen Gebiete, den Sturz Saddam Husseins im Irak zur Destabilisierung Syriens und des Libanon, die Auflösung des Irak mit der Schaffung eines palästinensischen Staates auf seinem Territorium und im Austausch für all diese Vorteile, die Israel gewährt wurden, die Nutzung des jüdischen Staates als ergänzende Basis für das US-Programm Star Wars.

Am 19. Februar 1998 veröffentlichten Richard Perle und Stephen Solarz einen "Offenen Brief an Präsident Clinton", der von dem CSP vorbereitet wurde. Sie forderten den Sturz des Regimes in Bagdad. Der Brief wurde von verschiedenen Mitgliedern des CSP mitunterzeichnet, darunter Elliott Abrams [22], John Bolton, Douglas Feith, Fred Iklé, Zalmay Khalilzad, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und David Wurmser.

1998 erreichte das CSP durch Lobbyarbeit von Präsident Clinton die Einsetzung einer nationalen Kommission zur Bewertung der ballistischen Bedrohung. Seine Präsidentschaft wurde Donald Rumsfeld anvertraut. Erst die Schlussfolgerung des Berichts wurde am 15. Juli veröffentlicht. Sie behauptete, dass die CIA die Bedrohungen wieder einmal unterschätzt, indem sie die Tatsache ignoriert, dass Nordkorea, der Iran und der Irak über ballistische Raketen verfügen werden, die innerhalb von fünf Jahren amerikanisches Territorium treffen können [23].

Im Jahr 2000 erreichte das CSP die Einsetzung einer neuen Kommission, diesmal zur Bewertung der Weltraumsicherheit. Die Präsidentschaft fiel erneut Donald Rumsfeld zu. Sie kommt natürlich zu dem Schluss, dass die Verwundbarkeit der Vereinigten Staaten gegenüber dem Weltraum stark unterschätzt wurde. Von Journalisten nach dem Ursprung dieser Bedrohung gefragt, antwortete Donal Rumsfeld mit äußerster Ernsthaftigkeit, dass die Gefahr weniger von Staaten als von privaten Gruppen ausginge. Zum Beispiel soll ein internationaler Terrorist, Osama bin Laden, eine Satellitenstartbasis und ein Atombombensammelzentrum in Afghanistan haben.

Seit der Oberste Gerichtshof George W. Bush (Sohn von G.H. Bush) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt hat, hat das CSP weiter Punkte gesammelt: die Ernennung von Donald Rumsfeld zum Verteidigungsminister, Paul Wolfowitz und Douglas Feith zu Stellvertretern, Richard Perle zum Vorsitzenden des Defense Policy Advisory Council und die Ernennung von John Bolton beim stellvertretenden Außenminister für Abrüstung, so dass er "den allzu unabhängigen Colin Powell auf Schritt und Tritt verfolgte"; die Ernennung von Zalmay Khalizad zum Leiter der US-Politik in Afghanistan; Veröffentlichung eines schlüsselfertigen Berichts über die militärische Bedrohung durch China durch das Verteidigungsministerium [24]; einseitiger Rücktritt aus dem ABM-Vertrag; eine Erhöhung um mehr als 40 % des Militärbudgets; die Schaffung einer embryonalen Weltraumwaffe; Verabschiedung des US-Patriot Act; Gründung des Nationalen Rates für Innere Sicherheit; die Infragestellung des Oslo-Friedensprozesses im Nahen Osten; Infragestellung des Regimes von Saddam Hussein im Irak; etc.

In den letzten Jahren hat das CSP auch dafür gesorgt, seine Relais in der Zivilgesellschaft zu erweitern, indem es eine Schar von Verbänden geschaffen oder unterstützt hat: das Washington Institute for Near East Policy (WINEP) [25], das Middle East Media & Research Institute (MEMRI) [26], das Foreign Policy Research Institute (FPRI) [27] und zuletzt die Foundation for Defense of Democracies (FDD) [28]. Die Kampagnen des CSP und seiner Satelliten finden ein breites Echo in William Kristols Weekly Standard, Richard Perles Jerusalem Post und Arnaud de Borchgraves Washington Times sowie in Charles Krauthammers Leitartikeln in der Washington Post.

Die Zeiten ändern sich, aber die Praktiken bleiben dieselben. Nach dem 11. September 2001 führten Verbände und Zeitungen, die mit dem CSP in Verbindung standen, eine Verleumdungskampagne gegen die CIA. Langleys Behörde wurde des groben Fehlverhaltens für schuldig befunden, weil sie die islamistische Gefahr unterschätzt hatte, so wie das CPD sie zweiundzwanzig Jahre zuvor beschuldigte, die sowjetische Bedrohung unterschätzt zu haben. Auf der Grundlage dieses nationalen Psychodramas wurde der Ethikkodex der CIA aufgehoben, ehemalige Führungskräfte, die von William Clinton in den Vorruhestand versetzt worden waren, abberufen und ein Plan für verdeckte Aktionen in achtundsechzig Staaten von Präsident George W. Bush angenommen [29]. Die Theorie des Krieges der Kulturen, entwickelt von Samuel Huntington, ersetzte die primäre antisowjetische Vulgata des Kalten Krieges. Die "Achse des Bösen", verkörpert durch den Islamisten, der das Messer in der Hand hält, hat das "Reich des Bösen" und seinen „Mudschik, das Messer zwischen den Zähnen“, ersetzt. Um die heimische Öffentlichkeit zu überzeugen, ist der "Stay-Behind" zu seinen alten Praktiken der Manipulation zurückgekehrt. Donald Rumsfeld ging sogar so weit, ein Office for the Strategic Influence (OSI) zu schaffen, das die amerikanische Presse berieseln und die öffentliche Meinung von der Notwendigkeit eines Kreuzzugs der jüdisch-christlichen Welt gegen die arabisch-muslimische Welt überzeugen sollte [30]. All diese Elemente haben dazu beigetragen, einen Konsens zu erzielen, so dass die meisten Anforderungen des CSP sowohl in Bezug auf das Budget als auch auf die Strategie erfüllt wurden.

Im November 2001 verlieh das CSP seinen jährlichen "Keepers of the Flame"-Preis an den ehemaligen CIA-Direktor und damaligen Verteidigungsminister James R. Schlesinger. Der Preis wurde ihm von Donald Rumsfeld überreicht, der ihm anlässlich des "Halloween-Massakers" im Pentagon nachfolgte. Sie waren alle da: John Bolton, Paul Wolfowitz, Zalmay Khalizad, Douglas Feith, James Woolsey usw. In seinen einleitenden Bemerkungen ließ sich der Präsident des Vereins, Frank Gaffney, vertraulich hören: "Wir haben dreizehn Jahre gebraucht, um dorthin zu gelangen, wo wir sind, aber wir sind angekommen" [31]. Eine elegante Art, zu bekräftigen, dass sie alle mit Ronald Reagan die Macht besetzt hatten, dass sie dann unter der Präsidentschaft dieses "Geschäftsmannes" George H. Bush an den Rand gedrängt und unter der Präsidentschaft von William Clinton verworfen worden waren, schließlich, dass sie die Macht wieder an sich gerissen hatten, nicht mit der Ernennung von George W., sondern dank der Anschläge vom 11. September 2001.