Jedoch - guten Tag!

„Bei der Erschaffung des IS wurde das Erdöl aus dem Irak in die Türkei durch die türkisch-aserbaidschanische Gesellschaft Palmali Shipping Agency JSC, die dem türkischen Milliardär Mubariz Gurbanoglu gehört, exportiert. Im Februar 2015 nahm der Sicherheitsrat der UNO die Resolution über das Verbot des Handels mit dem IS an und die türkische Regierung schuf einen eigenen Betrieb mit dem Sohn Erdoğans an der Spitze, die BMZ Limited. Sie exportiert das Erdöl sowohl über Erdölleitungen, als auch mit Lastkraftwagen. Dieses Erdöl ist für den Weitertransport über das Meer nach Israel bestimmt, wo man ihm falsche Dokumente über seine Herkunft ausstellt und es in die EU reexportiert. Ein anderer, kleinerer Teil geht direkt aus der Türkei in die Ukraine, wo es Poroschenko abnimmt, ohne Fragen zu stellen.“, schreibt der französische Journalist und Politologe Thierry Meyssan.

„Die Grundlage dieses Krieges ist die Wirtschaft und hauptsächlich das Erdölgeschäft, das die Familie Erdoğans an sich gezogen hat. Es ist nicht klein und nicht nur Sohn und Tochter, auch nahe Verwandte, Brüder, Schwäger und andere machen dabei mit. Und die letzte Aktion, mit der das Ganze anfing, brachte einen kolossalen finanziellen Verlust; nicht eigentlich der Türkei, aber konkret dem Erdoğan-Clan“, meint der Veteran der russischen Auslandsaufklärung, Lew Korolkow.

Natürlich ist der Präsident der Türkei ein beschäftigter Mann und weiß über Details der Geschäfte seiner Familie nicht Bescheid. Ebenso weiß er nichts über das kolossale türkische Geschäft mit dem Raub syrischer Artefakte und ihrem Versand in die antiquarischen Salons Europas. Er weiß nichts davon, dass Türken tausende Betriebe in Syrien demontierten und alles in die Türkei schafften… Es hat keinen Sinn, die Syrienfrage zu analysieren, wenn man das Offensichtliche nicht zur Kenntnis nimmt.

Wir wissen, wer den Mord an Syrien bestellt hat, wir wissen, wer ihn finanziert – und zum Vollstrecker und Organisator des Mordes wurde die Türkei bestimmt.
So genannte „Flüchtlingslager“ entstanden in der Türkei noch bevor es überhaupt Flüchtlinge gab. Und Waffen und Kämpfer gelangten in die Türkei bevor dort der Bürgerkrieg begann – und gerade darum begann er auch. Der selbe Meyssan hat seit Jahren darüber geschrieben und gesprochen.

Gerade auf türkischem Gebiet, bestätigt Thierry Meyssan, hat die NATO den Stab zur Führung ihrer Operationen eingerichtet. Während des ersten Krieges ab Februar 2011 bis zur Genfer Konferenz im Juni 2012 hat die NATO Al-Qaida-Kämpfer aus Libyen in die Türkei zur Aufstellung der Freien Syrischen Armee gebracht. Innerhalb von 2 Jahren passierten mehr als 200 000 Söldner aus allen Ecken der Welt die Türkei in Richtung Syrien für den Dschihad. Die türkischen Geheimdienste schufen ein mächtiges System zur Übergabe von Waffen und Geld für den Krieg, bezahlt von Qatar und kontrolliert vom CIA… Herr Erdoğan ließ auf dem Gebiet der Türkei 3 Ausbildungslager für Al-Qaida in Şanlıurfa (an der syrischen Grenze), in Osmaniye (neben dem Militärstützpunkt der NATO in İncirlik) und in Karaman (in der Nähe von Istanbul)… Im Mai 2014 hat der Auslandsnachrichtendienst der Türkei mit Sondertransport schwere Waffen und neue Toyota-Kleintransporter an den IS geliefert, die von Saudiarabien zur Verfügung gestellt worden waren. Der „Islamische Staat“, der zu jener Zeit eine Organisation mit ein paar Hundert Kämpfern darstellte, verwandelte sich innerhalb eines Monats in eine echte, zehntausende Mann starke Armee und eroberte den Irak.

Die wundersame Erscheinung des „Islamischen Kalifats“ im Irak aus dem Nichts heraus innerhalb von wenigen Tagen im Juni 2014 wäre ohne die türkische Logistik nicht möglich gewesen.

„Seit einiger Zeit hat die Türkei ihre Sondereinheiten nach Syrien geschickt und einige deren Angehörige wurden von der syrischen Armee gefangengenommen.
Trotzdem gelang ihnen im September 2013 der Überfall auf die christliche Stadt Ma’alula, die von keinerlei strategischem Interesse ist, aber ein alter christlicher Siedlungsort ist. Außerdem drangen im März 2014 türkische Militärangehörige an der Seite der Dschihadisten der „An-Nusra-Front“ und der „Armee des Islam“ in Syrien bis zur armenischen Stadt Kassab vor, mit dem Ziel die Einwohner zu vertreiben, deren Vorfahren dorthin vor dem türkisch-osmanischen Völkermord geflohen waren.“, schreibt Thierry Meyssan.

In einem Vortrag des Leiters der Peacekeeping-Programme des Instituts für Menschenrechte der Columbia University David Phillips, der vollständig auf Berichten der großen westlichen und türkischen Massenmedien basierte, wurden eine Vielzahl von Hinweisen auf die Verbindungen der Türkei zum IS angeführt. Im Einzelnen gehören dazu die Bestätigung der Staatsanwaltschaft der türkischen Stadt Adana von Waffenlieferungen der Türkei an den IS unter dem Deckmantel humanitärer Hilfslieferungen mit Sicherung durch Agenten des türkischen Geheimdienstes. Es wurden Audioaufzeichnungen vorgeführt, die der Blogger Fuad Avni veröffentlicht hatte, auf denen Erdoğan auf der Beteiligung der türkischen Armee am Krieg in Syrien besteht und vom Chef des türkischen Auslandsnachrichtendienstes Hakan Fidan verlangt, einen Vorwand zur Rechtfertigung eines Angriffs auf Syrien zu liefern. In eben dieser Aufzeichnung sagt Fidan zu hochrangigen türkischen Beamten, darunter der Premier Davutoğlu: „Wenn es sein muss, schicke ich 4 Leute nach Syrien. Ich schaffe einen Vorwand für den Beginn des Krieges, indem sie 8 Raketen auf die Türkei abfeuern. Ich lasse sie das Grabmal von Sultan Suleiman angreifen.“ Es wurden vielfältige Zeugnisse der Teilnahme der Türkei am Erdölhandel mit dem IS unter Berufung auf die New York Times, türkische Fernsehkanäle und die grüne Abgeordnete des Bundestages Claudia Roth angeführt. Es bestätigt sich, dass z.B. in Istanbul und Hasantepe Büros des IS zur Rekrutenwerbung existieren. So ist „Takva Haber“, der sich mit der Anwerbung von Kämpfern für den IS in Deutschland und der Türkei befasst, unter der Anschrift des Fonds "İlim Yayma Vakfı " registriert, zu dessen Gründern Erdoğan und Premier Davutoğlu persönlich zählen. Seymour Hersh bestätigt in der „London Review of Books“, dass die Türkei für die Anwendung von Sarin in Syrien verantwortlich ist. Hersh zitiert die Worte eines ehemaligen hochrangigen Leiters der amerikanischen Aufklärung: „Wir wussten, dass es in der türkischen Regierung Leute gibt, die glauben, dass sie Assad platt machen können, indem sie einen Sarin-Angriff in Syrien manipulieren.“

Als der provozierte, und von den Amerikanern leidenschaftlich unterstützte, „arabische Frühling“ abrauschte, wurde eben Erdoğan ihr Kandidat für die Rolle des Führers der islamischen Welt. Und die Türkei sollte das beispielhafte Modell der siegreichen islamischen Demokratie werden, zu deren Instrument die dem Herzen Erdoğans teuren „Moslembrüder“ erkoren wurden.“

Diese Mission fiel auf den fruchtbaren Boden des osmanischen Revanchismus und wurde zur fixen Idee Erdoğans. Aus diesem Grunde provozierte Erdoğan den öffentlichen Bruch mit Israel, seinem früheren Hauptverbündeten, nahm tätigen Anteil am Pogrom der libyschen Jamahirya, dem früher zweitwichtigsten Wirtschaftspartner und organisierte faktisch den Krieg gegen Assad, mit dem er bis dahin die freundschaftlichsten Beziehungen unterhielt.

All das wussten wir sehr gut, tolerierten es aber wegen der sehr umfangreichen und offensichtlichen gemeinsamen Interessen. Und Erdoğan hielt zur Stange – bis neulich, als er eifrig klare Verhältnisse schaffte. Es gibt Grund zur Annahme, dass unsere gemeinsamen amerikanischen Partner die Geduld verloren, die, verzeihen Sie die Tautologie, weder Erdoğan noch Putin aushalten können.

„Wir hatten im Voraus, in Übereinstimmung mit den Vereinbarungen mit der amerikanischen Seite die Information übermittelt, wo unsere Flieger eingesetzt werden, in welchen Höhen, an welchem Ort und zu welcher Zeit. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine funktionierende Koalition handelt. Die Türkei ist Mitglied dieser Koalition und muss darüber Bescheid wissen, dass dort eben die russischen Flieger fliegen.“, erklärte der russische Präsident.

Und darum geht es doch. Ob die türkischen F-16 unmittelbar von den amerikanischen AWACS, Satelliten und Radars zum Ziel geführt wurden, wissen wir im Detail nicht. Aber eines ist klar: die Amerikaner haben Erdoğan untergekriegt und dann , wie üblich, auf Linie gebracht. Darum blökt und bockt er ja so. Das war’s. Es ist vollbracht. Die spröde russisch-türkische Allianz ist zerstört. Erdoğan hat die Reaktion der NATO-Chefs richtig gedeutet: Sie können sich nicht an die Seite Putins gegen das Land stellen, das im Wesentlichen die südliche Flanke der Allianz darstellt. Alles andere hat er falsch gedeutet. Wir haben es nicht eilig, irgendwohin zu hasten, aber die Hände sind uns nun gebunden. Es lohnt sich, Fareed Zakaria zuzuhören, einem der Ideologen der amerikanischen Nahost-Politik:

„Putin kann man Kaltblütigkeit nicht absprechen. Ich glaube nicht, dass er in einer Gegenreaktion über das Stöckchen springt. Jedoch denke ich auch, dass er ein Mensch ist, der nicht vergisst. Ich schätze, dass er auf die eine oder andere Weise dennoch Revanche nimmt.“, sagt er.

Man kann die Geschichte mit dem Flugzeug nicht verstehen, und nicht nur die mit dem Flugzeug, sondern das ganze syrische Spiel Erdoğans, wenn man die Besonderheiten seiner Persönlichkeit außer Acht lässt. Assad, der Erdoğan nicht nur gut kennt -sie waren mit den Familien untereinander befreundet, haben den Urlaub gemeinsam verbracht- nannte Erdoğan äußerst willensstark, hart und grenzenlos stur. Das endgültige Scheitern seiner syrischen Abenteuer brachte ihn außer sich, aber der Schlag gegen seine Familienkasse brachte ihn endgültig zur Weißglut. Aber mit einem Tollwütigen kann man eine Allianz auf Basis gegenseitiger Interessen nicht gründen.

Jedoch - auf Wiedersehen!

Übersetzung
Harald Kulhanek
Quelle
1tv (Russland)