Zwischen 1947 und 1966 spielte die Ford Foundation eine Schlüsselrolle
im Netzwerk der US-Beeinflussung in Europa, durch die Subventionierung
von Magazinen, wissenschaftlichen Programmen und nicht-kommunistischen
Organisationen des linken Flügels. Die größte philantropische
Organisation der Welt gab in der Tat eine respektvolle Fassade für
Operationen des CIA zur Kontaktaufnahme und Finanzierung ab. Diese Rolle
wurde noch dadurch erleichtert, daß beide Organisationen von derselben
Person konzipiert und dirigiert wurden. Nachfolgend der erste Teil
unserer Untersuchung, der kulturellen Aspekte des atlantischen
Interventionismus.
Henry Ford, ein militanter Anit-Semit, der die "Dokumente der Weisen von
Zion" drucken ließ und "Der internationale Jude" publizierte [1],
gründete 1936 die Ford
Foundation. Als legendäre Figur in der Autoindustrie, unterstützte er
alle totalitären Projekte die während des 20 Jahrhunderts existierten:
noch vor 1933 finanzierte er den deutschen Nationalsozialismus; 1938
verlieh ihm Hitler das Große Kreutz des Weissen Adlerordens während er
einen großen Teil des Kapitals der IG-Farben, Hersteller des
Zyklon-B, hielt. Während der 30er Jahre baute er auch die ersten
Autofabriken
für Stalin in Gorki und während der 50er und 60er Jahre fuhr er fort
in der UdSSR alle Fahrzeuge für die Nord-Vietnamesischen Armee zu
produzieren.
Nichtsdestotrotz erreichte die Stiftung erst nach seinem Tod ihren
Gipfel indem sie 70 Millionen Dollar der Ford-Werke erhielt, was sie zur
größten philantropische Gesellschaft weltweit machte. Wie
Henry Ford II, der neue Präsident des Verwaltungsrates, es ausdrückte,
"markieren die Jahre 1949 - 1959 eine Umwälzung in der Geschichte der
Ford Foundation".
Dies ereignete sich, als die USA zu ersten Weltmacht aufstiegen. In
Washington startete der ehemalige US-Botschafter in der Soviet-Union,
General Georgo F. Kennan eine Kampagne um seine Landsleute von der
Tatsache zu überzeugen, daß die rote Bedrohung größer ist als die
Nazi-Bedrohung, wobei er Präsiden Truman überzeugte, das Land nicht
zu entwaffnen, sondern besser die US-Kriegsmaschine zu verstecken und
sich auf eine neue Konfrontation einzustellen.
Genauso überzeugte er Kriegs-Untersekretär John J. McCloy, den
Geheimdienst, der während WK-2 aktiv war, nicht aufzulösen, sondern
diesen Dienst an die neuen Zeiten anzupassen. Er ist der Theoretiker,
der "stay-behind" Taktiken förderte, ein Netzwerk ursprünglich geformt
aus Nazi und Faschistischen Agenten, die hinter der Front bleiben
sollten, wenn das Reich zusammenbrach und die später von den
Anglo-Amerikanern dazu genutzt wurden den Kampf gegen kommunistische
Einflüsse in Europa fortzusetzen.
Desgleichen kaufte eine Gruppe von Industriellen um den Jurist H. Rowan
Gaither Jr., die über den Abbau der Forschungs- und
Entwicklungs-Dienste des Kriegs-Sekretariats informiert waren, diese auf und
gaben ihnen den Namen Rand Corporation. (Rand ist ein Acronym für
Research And Development).
Kennan schuf, nachdem er all dieses durchgesetzt hatte, eine permanente
und geheime Struktur des State-Apparates, durch Verschmelzung mit dem,
vom Kongress 1847 beschlossenen, National Security Act. Er
institutionalisierte den CIA, den Nationalen Sicherheitsrat und den
Vereinten Generalstab (Inter-Army Joint Staff/heute Joint chiefs of
staff). Diese Gruppe hatte auch einen öffentlichen Interventionsplan,
betrieben von General George C. Marshall, vorgestellt als ein Darlehen
für den Wiederaufbau europäischer Staaten, unter der
Schirmherrschaft Washingtons, dessen Umsetzung Paul G. Hoffman
übergeben wurde.
Die USA und die UdSSR konfrontierten einander in einem
unerbittlichen Krieg, zwar nicht direkt auf dem militärischen
Schlachtfeld, etwas, was sie vermeiden, sondern eher in einen
politischen, intellektuellen und sozialen. Ihre Erfolge auf diesen
Feldern, wie auch die eroberten Räume sind eher symbolische Siege. US
Stiftungen, allen voran die Ford Foundation sind Washingtons "Soldaten"
in diesem kalten Krieg.
Die neue finanzielle Dimension die von der Ford Foundation 1947
erreicht wurde, öffneten ihr den Appetit. Der Verwaltungsrat beschloss,
um die Ziele neu zu bestimmen, während des Herbstes 1948 "bei
kompetenten und unabhängigen Personen eine detaillierte Studie in
Auftrag zu geben, die als Richtlinie dienen sollte (...) wo das
ausgedehnte Vermögen der Stiftung am Allerbesten im generellen
Interesse eingesetzt werden könnte."
Die Kommission, die zu diesem Zweck eingerichtet wurde leitete H.Rowan
Gaither jr., der gerade, dank der Bank-Garantien der Ford Foundation,
die Rand Corporation geschaffen hatte. Gaither war während
des Krieges Manager des MIT und hatte Verbindungen mit Physikern die am
Manhatten Projekt arbeiteten [2]. Nach dem Rat dieser
Kommission
ernannte der Verwaltungsrat den Direktor des Marshall Planes, Paul G.
Hoffmann zum Präsident der Foundation, eine Position die er am 1.
Januar 1951 antrat. Nach Ansicht des Journalisten Volker R. Berghahm,
brachte dies "die internatonal umfassendste Aufgabe mit sich, die vom
Gaither
Report für die Stiftung geschaffen worden war" [3]. Von der Struktur
her wurde paralleler, gesetzt auf das stay-behind
Netzwerk auf politischem Feld und den Marshall Plan auf ökonomischen
Feld, die Ford Foundation würde der kulturelle Zweig für
US-Beeinflussungs-Netzwerke in Europa sein.
Nichtsdestotrotz, trotz allem Anschein, ist die Stiftung, in der
Periode von 1946 bis 1948, nicht nur ein zusätzliches Werkzeug für
den von Kenan bezeichneten Apparat, sondern sie ist auch ein
Rückzugsraum. Innerhalb der US-Führungselite die den Koreakrieg
favorisierte, wanderte der Vater des kalten Krieges den Pfad der
extremen Rechten, unterstützt von dem ängstlichen Theoretiker Paul H.
Nitze. Währendessen geht das innenpolitische Leben in einer "Hexenjagd"
unter, geleitet von Senator Joseph McCarthy.
Die meisten Stiftungen, die am Ende des Krieges blühten, setzten einen
großen Teil ihres Budgets für nationale Programme ein: So setzte die
Ford Foundation von 1951 - 1960 - 32,6 Mill $ für Erziehungsprogramme,
75 Mill $ für Lehraktivitäten für Wirtschaft und Management und um
die 300 Mill in Krankenhäusern und medizinische Lehreinrichtungen ein.
Trotz allem wollten einige Führungskräfte die Aktivitäten auf die
internationale Arena richten.
Ein erster Erfolg geht an den Free Russia Fund, dessen Leitung wurde
natürlich dem Vater des Kalten Krieges anvertraut, General George F.
Kennan, der so einen Weg findet seine Karriere zu verlängern. Das
Budget betrug 200.000 US$. Im July 1951 schenkte die Stiftung 1,4 Mill $
der Freien Universität in West-Berlin. Diese Universität war 1948
geschaffen worden, denn zu dieser Zeit lag die älteste Universität
Berlins im Soviet-Sektor und war "Stalinisiert" worden.
Im Jahresbericht 1951 erwähnte Henry Ford die "Schaffung von
Friedensbedingungen". Dieses Programm wird darauf abzielen "Spannungen
die sich durch Ignoranz, Neid und Missverständnis verschärft hatten zu
vermindern" und "Urteilsreife und Sicherheit des
Unterscheidungsvermögens sowohl in den USA wie im Ausland zu steigern".
Hoffman schuf ein Team das sich der Förderung dieser Idee der "Friedens
Bedingungen" vollständig widmete.
Um ihn versammelt waren Rowan Gaither, Milton Katz, sein ehemaliger
Assistent bei der Verwaltung des Marshall Plans (ECA) und Robert M.
Hutchins von der Chicago University. Zum 1. Januar 1952 wurde das Team
von einem anderen Berater der ECA verstärkt, Richard, M. Bissel jr. Am
15 July 1952 lag das Budget der Ford Foundation, welches internationalen
Projekten gewidmet war bei 13,8 Mill $, d.h. die Hälfte des Betrages
der für nationale Programme zur Verfügung gestellt worden war.
Im März 1952 enwarf Richard M. Bissell ein 16-seitiges Papier mit dem
Titel "Um Friedensbedingungen zu schaffen", in welchem er die
Richtlinien für das künftige Programm setzte. Nach diesem Dokument
"sollte Ziel der Stiftung sein, bei der Schaffung eines Szenario
beizutragen, in welchem der Westen in der Lage sein soll, dank einer
neuen Position militärischer Stärke - in Umsetzung, einen gerechten und
ehrenvollen Frieden mit dem Osten auszuhandeln".
Dies wird durch eine "Abrüstungs-Debatte" gehen und zu einem
Verhandlungsprozess führen, der eine "günstige öffentliche Meinung"
für diesen Prozess schafft. Bissel verwirft die Idee einer direkten
Konfrontation, aber er glaubt weder an die Möglichkeit von Abrüstung
noch an einen realen Frieden. Er ist stattdessen der Ansicht, daß "es
möglich ist in derselben Welt mit den Russen zu leben ohne in einen
Krieg einzutreten selbst im Hinblick auf die tiefen und anhaltenden
Differenzen
in Mentalität und Interessen". Dafür erschafft er eine Doktrin
angenähert der "friedlichen Koexistenz" die Kruschtchow nach dem Tod
Stalins 1956 formuliert hatte.
Das zurückhaltenden Handeln von Bissell wird in ähnlicher Weise auch auf
nationaler
Ebene angewandt: gemäß seiner Ansicht, "die Art der vorherrschenden
Meinungen in Amerika ist zu gespannt und zu emotional, zu nah bei einem
Religionskrieg". Solcherart wird er mit dem McCarthyzismus konfrontiert,
empfiehlt aber besonnen zu sein. Er ist der Ansicht, daß jegliches
vorgebliche Handeln rund um die Idee der Abrüstung intern
missverstanden werden könnte, solange die öffentliche Meinung nicht
darauf vorbereitet ist an ein System zu denken, in welchem "weder Krieg
noch Frieden" sein könnte. Bissel schlug vor, daß die Ford Foundation
sich nicht öffentlich in einen derartigen Kampf solle hineinziehen
lassen, aber daß sie versuchen solle ihre Ideen einzubringen indem sie
Daten sammelt und Experten mit internationalen Beziehungen anspricht. In
diesem Zusammenhang kam Hoffman zum ehemaligen Kriegsminister, John J,
McCloy (der als Präsident der Internationalen Bank für Wiederaufbau
und Entwicklung, Vorgänger der Weltbank, arbeitete) und zur
Stiftung wechselte, wobei er seinen Berater mitbrachte: Shepard Stone.
Nach Volker R. Berhahn, war die Ford Foundation Initiative, seit Ihren
allerersten Ursprüngen, auf eine sehr subtile Weise etwas mehr, als nur
die einfache Entwicklung eines "Gegengewichtes" gegen McCarty’s in ihm
selbst verkörperten Anti-Kommunismus oder Kampfes gegen den Kalten
Krieg. Angesichts der Tatsache, daß die USA sich in eine Weltmacht
verwandelt hatte und die öffentliche Weltmeinung jetzt noch nicht
bereit war, den kommenden Herausforderungen ins Gesicht zu sehen,
war das Ziel eine populäre Basis für eine demokratische Aussenpolitik
zu schaffen, die von den Eliten der Ost-Küste umgesetzt werden konnte
und sicherzustellen, daß diese nicht den Boden unter den Füßen
verlieren, wenn sie konfrontiert werden mit neuen populistischen- und
Isolations-Politiken.
Als er im Sommer 1952 anfing, ließ er sich auf Dwight D. Eisenhower,
einem Kandidaten für die Präsidentschaftswahl, ein, wobei er hoffte in
der neuen Administration den Sitz des Aussenministers zu erhalten. Ein
Team der Foundation, geführt von Shepard Stone, konzipierte in
Windeseile das Programm des republikanischen
Präsidentschaftskandidaten, wobei sie die Schwachstellen der Demokraten
ausnutzten.
Der Versuch eine Allianz zu schmieden scheiterte und als er ins Weisse
Haus einzog ernannte Eisenhower John Foster Dulles zu seinem
Aussenminister. Sein Bruder Allen Dulles wurde Boss des CIA wo er den
schwierigen Stand hatte für Zentral-Europa im Hinblick auf die UdSSR die
"rollback" Strategie zu entwickeln [4].
Diese Ernennungen waren eine neue Tarnung für die Projekte von
Hoffman, Kennan, Stone, McCloy und Milton Katz, die damit fortfuhren
ihre Kontakte zu liberalen Intellektuellen und Experten für
internationale Herausforderungen zu vervielfältigen um eine mehr
diplomatische Strategie hinsichtlich der UdSSR zu entwickeln. Während
dieser Treffen bildeten sich Ideen heraus, daß gerade blockfreie
Staaten eine gute Grundlagen bilden könnten für von der Foundation
entworfene Pilot-Projekte.
Angesichts der Aktenlage, welche die Korrespondenzen der
unterschiedlichen Verantwortlichen der Stiftung enthielten, fragte sich
John J. McCloy, in dieser Zeit, ob "die Arbeit die sie gerade machten
nicht schwieriger wäre (...) als Deutschland zu regieren oder eine
Europäische Gemeinschaft zu etablieren".
Schließlich konnten, die Verantwortlichen der Stiftung, dank der
diversen Kontakte, es als ein "stimulierendes Richtungs-Element"
betrachten, die Soviet-Amerikanische Beziehung, anhand des
Abschlußberichtes von McCloy und Stone, zu überdenken.
Nach diesem Dokument, sollte West-Europa eine Schlüsselregion sein,
deren institutionelle Basis verstärkt würde und wo die Ford
Foundation "auf eine nützliche Art und Weise die Schaffung von
Institutionen oder einer Reihe von Institutionen sponsern könnte, die
sich dem Studium von Problemen, welche die Europäische Gemeinschaft
betreffen, widmen." Dieses Projekt trägt den Titel Programm for Peace
Conditions (Programm für Friedens-Bedingungen). Ein Beratungskomitee
wurde gegründet unter Vorsitz von McCloy und Shepard Stone übernahm
die Aufgabe des Direktors.
Eines der Ziele war eine Methode zu entwickeln, die es erlaubte, "die
Unterstützung von Sozialisten in Europa für internationalen Frieden zu
erhalten". Dafür sollte die Stiftung "die Idee in Betracht ziehen,
sozialistische Vordenker dieser Länder zu gewinnen, Männer mit Ansehen
in ihren eigenen Parteien, die Probleme der Koexistenz zu untersuchen
und Lösungen vorzuschlagen hätten."
Das Programm provoziert persönliche Ambitionen. Wenn die Schlacht der
Einflußmöglichkeiten vorbei ist, wird es der Jurisdiktion des Council
on Foreign Relations (CFR) [5] unterstellt und
Shepard Stone verwandelte
sich selbst zu einem Schlüsselelement, indem er als Abteilungsleiter
für Internationale und Europäische Angelegenheiten der Ford Foundation
agierte.
Was auch immer passiert, die Foundation ist ein Werkzeug, dessen sich
jedes Ministerium bedienen will. So schickt am 5. May 1951 Hans Speier
von der Rand Corporation, ein Memo an Rowan Gaither , in welchem er
darlegt, daß das Außenministerium und der Zivile Hochkommissar für
Deutschland ihre Unterstützung für Organisationen in West-Deutschland
zu verschleiern wünschen, derart, daß diese nicht als Vorschrift aus
Washington erkannt werden können. So versuchen sie, zusammen mit dem
CIA, Wege zu finden, welche die indirekte Übermittlung von Geldern
erleichtern.
Am 20. März 1952 brachte Milton Katz innerhalb der Direktion der
Foundation ein Memo in Umlauf, worin er die besonderer Bedeutung von
Europa für die US-Diplomatie in Erinnerung brachte. Gemäß diesem Memo
konnte Europa nur berücksichtigt werden "auf eine konstruktive Art und
Weise, wenn es ein Mitglied der Atlantischen Gemeinschaft ist." In
diesem Sinne ist es wichtig beizutragen zur Befreiung "der ausgedehnten
französisch-italienischen Handels-Verbindungen aus dem Würgegriff des
Kommunismus".
Katz zählt dann eine Reihe von Projekten der Ford Foundation auf, wie
"die Schaffung eines Äquivalents zum Committee for Economic Development
in continental Europe". Er schließt ab mit einer Liste von
Persönlichkeiten, welche diese bei der Foundation durchführen könnten:
Jean Monnet, Oliver Franks, Hugh Gaitskell, Geoffrey Crowther, Robert
Marjolin, Dirk Stikker und Dag Hammarskjöld.
Im Mai 1953 entwarf Rowan Gaither ein Memo, welches ein neues Prinzip
aufrief: Die Stiftung sollte vermeiden "was immer wie eine Verlängerung
oder Wiederholung einer effektiven Aktion von Regierung oder einer
anderen Institution sein könnte". Nach allem, fährt er fort, "können
manche der wichtigsten Gelegenheiten für die Stiftung (...) in der Tat
die Vervollständigung, Stimulation und Verbesserung der Aktivitäten
anderer, speziell der Regierung, sein". Die Verbindung, die US-Regierung
/ Ford-Foundation hier finden, ist von nun ab ihre Arbeitsweise.
Mit dem Ende des McCarthyismus und dem Beginn der friedlichen
Koexsistenz, beruhigt sich die Debatte in Washington. Die Ford
Foundation wird nicht länger als Alternative zum CIA betrachtet, aber
stattdessen eher als Partner. Richard Bissel jr. gab seinen Sitz in der
Foundation auf um stattdessen die operative Direktion des Stay-Behind zu
ergreifen, während die Ford Foundation dem CIA in mehreren breit
angelegten Operationen assistierte.
Sie wurde ersetzt bei der Finanzierung des Congress for Freedom in
Culture und beauftragte David Lerner und Raymond Aron, eine wesentliche
Figur im Kongress mit einer Studie über das Versagen des Vertrages der
Europäischen Verteidigungs-Gemeinschaft in Frankreich.
Sie finanzierte das Ungarische Philharmonie Orchester, zusammengestellt
aus Musikern, die vom Stalinismus ins Exil gezwungen worden waren und
dem der CIA dies als Symbol einer freien Welt päsentieren wollte.
Sie finanzierte ebenso das American Committee on United Europe (ACUE /
Amerikanische Komitee eines Vereinigten Europas), ein Frontverein für
den CIA, damit beauftragt die Bildung eines Föderalen Europas, gemäß den
Interessen Washingtons, zu unterstützen. Die ACUE wird geleitet vom
ehemaligen Direktor der Geheimdienste während des Weltkriegs und sein
Vizepräsident ist ein Gründungsmitglied des CIA.
Die Aktivitäten die von der Ford Foundation mit dem Kongress zugunsten
einer Freien Kultur ergriffen werden sind möglich, erklärt Gremion,
angesichts der Nähe zwischen den Schauspielern die bei beiden
Institutionen angestellt sind. Genau wie der Kongress, versteht die Ford
Foundation "Liberale" (gemäß dem Amerikanischen Sinn dieses Begriffs),
als der nicht-kommunistischen Linken zugehörig - als /"Ein Werkzeug für
eine Regierungsfreie Diplomatie, wobei es die Aufgabe ihrer Führer (auf
dem Gebiet der Kunst) ist, ein unterschiedliches Image der US-Kultur
darzustellen, weg vom häufigen Image einer populären Massen-Kultur."/
In diesem Sinne,/"setzt die Ford Foundation auf diesem Weg ihre Impulse
von Anfang an in das Netzwerk einer sichtbaren Praxis von
Mäzenatentum"/. Auf wirtschaftlichem Feld wird die Initiative der
Foundation/"eingeträufelt in die Reform-Trends des New Deal" /die
wiederum wohlwollende Unterstützung erhalten von den Intellektuellen des
Kongresses, der im allgemeinen die Planung und den Wohlfahrtsstaat
unterstützt.
Schließlilch ist sie ausgerichtet auf die Entwicklung der
Sozialwissenschaften: Rowan Gaither schätzt, daß die
Sozialwissenschaften eines Tages genauso brilliante Ergebnisse auf
sozialem Feld erwarten lassen, wie die Ingenieurswissenschaften heute
auf technischem Gebiet. Die Ford Foundation favorisiert die Finanzierung
der Sozialwissenschaften als Steigerung (on top of) von
Geisteswissenschaften und Medizin. Sie fördert universitären und
akademischen Austausch, genauso wie die Schaffung neuer Einrichtungen:
sie finanziert das Zentrum für europäische Soziologie (Center of
European Sociology) von Ramon Aron und das Netzwerk der
Planwirtschaftler von Bertrand de Jouvenel. [6].
Seine Gegenwart ist so diskret, daß nach einem Memo von Shepard Stone
nach einer Reise in Europa 1954, die Foundation sich einer großen
Bestätigung erfreut "selbst in Kreisen der extremen Linken der British
Labor Party, der Deutschen SPD und unter zahlreichen linken
Intellektuellen in Frankreich". Die Bewunderung ist gegenseitig: Shepard
Stone fühlt sich von der Europäischen Kultur stark angezogen, welche er
der populären Amerikanischen Kultur gegenüberstellt und er fühlt sich
den Intellektuellen im Kongress näher, daß sie, nach der Kritik des
Kommunismus " den Wert und die Tugenden individueller Freiheit und einer
freien Gesellschaft zu würdigen wissen". Deswegen sind die
Finanz-Magazine sehr Kongressnah, wie Encounter, Preuves y Forum.
Nach einigen Monaten innerer Konflikte, erhielt Shepard Stone, Mitte
1956, die Direktion über das gesamte Europäische Programm der Ford
Foundation. Die vielfachen Aktivitäten der Ford Foundation waren sehr
ausgedehnt. Stone beantragte zusätzliche 5 Millionen US$ vom Budget
einfach nur für das europäische Programm. Die Ungarische und Polnische
Revolution von 1956, die von den Sowiets unterdrückt wurde, überzeugten
alle Gesellschafter dem Ersuchen zuzustimmen.
Dieses Geld erlaubte es Flüchtlingen, aus Ungarn oder Polen kommend, zu
helfen und Strukturen zu schaffen um diese zu empfangen. Die Ford
Foundation organisierte gleichfalls Trainings und Studienprogramme für
Wissenschaftler, die aus dem Warschauer Pakt kommend in die USA und
West-Europa eingeladen wurden. Immer dabei war eine Art perverses Spiel
wie es von Special-Services bevorzug durchgeführt wurde: Der CIA
erwartete Agenten unter den Wirtschaftswissenschaftlern,
Sozialwissenschaftlern und von der Ford-Foundation eingeladenen Experten
zu rekrutieren, während der KGB die Gelegenheit nutzte und fähige
Elemente aussandte um Amerikanisches Know-How zu erhalten.
Zu derselben Zeit startete Japan Englisch-Sprach-Programme, US-Studien
und Kontakt-Programme zwischen Japan und Europa. Die philantropische
Diplomatie der Ford Foundation erstreckte sich über die ganze Welt. Sie
trug die Förderung der US-Kultur überallhin und versuchte die
Blockfreien Staaten auf ihre Seite zu ziehen. In Afrika motivierte der
Vertrag für eine Annäherung mit Moskau bezüglich eines Teils der
kürzlich unabhängig gewordenen Länder, die Schaffung von zahlreichen
Hilfsprogrammen für diese Region, speziell in Algerien. In derselben
Weise wurde in Indien ein landwirtschaftliches Programm, mit Hilfe von
Europäischen Investoren aufgelegt, die Shepard Stone überzeugte
Ford-ähnliche Stiftungen ins Leben zu rufen.
Auf Universitärer Ebene finanzierte die Ford Foundation 1959 das St.
Antony’s College in Oxford, spezialisiert auf Humanwissenschaften. Das
European Center of Nuclear Research (ECNR / Europäische Zentrum für
Nukleare Forschung) erhielt 1956 ebenfalls Subventionen, genauso wie das
Institut, welches von dem Dänischen Nuklear-Physiker Nies Bohr betrieben
wurde. So brachte die Foundation, mit der Zustimmung des CIA,
Delegationen von polnischen, sowietischen und sogar chinesischen
Wissenschaftlern, offiziell und im Rahmen des "wissenschaftlichen
Dialoges", nach Dänemark. Zu derselben Zeit erhielt sogar die Oxford
University 1958 eine Subvention in Höhe von 1 Mill $, genauso wie das
Churchill College of Cambridge.
In Frankreich erhielt "la Maison des sciences de l’homme" 1959, unter
der Leitung von Gaston Berger, für die Schaffung eines
Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums, geführt von
Universitätsprofessoren, wie Fernand Braudel, 1 Mill $.
Die Enthüllungen 1966 und 1967 der Finanzierung des Congress for Freedom
of Culture, durch die CIA brachte die Ford Foundation in Misskredit. Die
Idee einer Verbindung zwischen Ford Foundation und dem Amerikanischen
Geheimdienst übertraf alle Grenzen. Aber darüber hinaus, ist die Summe
der sogenannten philantropischen Aktivitäten die von der Ford Foundation
in Europa durchgeführt wurden und welche jetzt aus einer neuen
Prespektive gesehen können: War es nicht eine beeindruckende Operation
Amerikanischer kultureller Beeinflussung?
„Warum die Ford Stiftung den Protest finanziert“, von Paul Labarique, Übersetzung Ralf Hesse, Voltaire Netzwerk, 19. April 2004.
[2] Pierre Grémion, Intelligence de l’anticommunisme, Fayard, 1995.
[3] Volker R. Berhahn, America and the intellectual cold wars in Europe, Princeton University Press, 2001.
[4] Die "rollback"
Strategie besteht darin die Russen zu einem Rückzug aus Positionen in
Zentraleuropa zu zwingen. Es ist entgegengesetzt zur "containment"
Eindämmungs-Strategie, die darin besteht den Status der vorhandenen
Truppen zu infiltrieren und den Soviet-Expanisonismus zu behindern. Die
"rollback" Strategie wurde nach dem Zusammenbruch der UdSSR ersetzt
durch die "containment" Strategie.
[5] Am 6. May 1953
organisierte der Council on Foreign Relations ein Seminar, mit Mitteln
der Ford Foundation , gewiidmet den Beziehungen zwischen den USA und der
USSR. Teilnehmer waren: John J. McCloy (President), Henry L. Roberts
(Research Secretary), John Blumgart (Rapporteur), Henry L. Roberts
(banker/investor), Robert Amory (CIA), Robert Bowie (Department of
State), McGeorge Bundy (Harvard), Merle Fainsod (Harvard), George S.
Franklin Jr. (CFR), Howard Johnson (Ford Foundation), Devereux C.
Josephs, J. Robert Oppenheimer (Institute for Advanced Study,
Princeton), Dean Rusk (President of the Rockefeller Foundation), Shepard
Stone and Henry M. Wriston (President of the Brown University)
[6] Anm.d.Übers. Hier muss ein Verständnisproblem vorliegen, da
Bertrand de Jouvenel zwar ein Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph
war, aber als Geistverwandter zu Friedrich v. Hayek auf keinen Fall
einer Planwirtschaft zugeneig war, wenn er auch über den Wohlfahrtstaat
geschrieben hat. Als solcher war er auch beteiligt an der Gründung der
"Societe du Mont Pelerin".
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