Öl ist noch immer der geostrategische Rohstoff schlechthin für den Planeten, und es wäre ein schwerer Fehler seine Ergreifung durch den Staat aus bloßer merkantilistischer Perspektive zu analysieren: Worum es geht, ist die Energiesicherheit der erzeugenden Länder.

Wenn die USA, große Käufer von mexikanischem Öl, zugeben, dass die Kohlenwasserstoffe strategisch sind, ist es unvorstellbar, dass die Verkäufer-länder das nicht in Rechnung nehmen.

Und doch ist wirklich hier die Todsünde, welche die durch das ITAM (Technologisches autonome Institut von Mexico) ausgebildeten Manager in Mexiko begehen, die eine pathetische Unwissenheit in Geopolitik zeigen; die Frage ist nicht, zu privatisieren oder zu verstaatlichen, Worte, die unterschiedliche Bedeutungen haben, auch oft oberflächliche, sowohl in den USA als auch in Mexiko, sondern sich darauf zu konzentrieren, wer die Kontrolle über den ersten Rohstoff von globaler geostrategischer Bedeutung besitzt.

In den USA gehören private Kohlenwasserstoff-Unternehmen wie Exxon Mobil, zum Apparat der Garantie für nationale und internationale Sicherheit; in Mexiko gibt es keine Garantie in diesem Sinne in Bezug auf private Firmen – mit in- und ausländischem Kapital -, die in Mexiko tätig sind und die oft Krediten aus Wall Street unterworfen sind, was das Spiel fälscht und die nationale Sicherheit untergräbt, da keine wirksame Kontrolle über sie ausgeübt werden kann: im Rahmen der globalen Finanz-Deregulierung, wird ihre Finanzierung aleatorisch. [1]

Das neo-liberale Mexiko der "Eierköpfe" des ITAM ist die Ausnahme, in dem Moment, wo die großen Öl-Mächte ihre verlorenen Vermögen durch eine weite Bewegung der Renationalisierung und Entprivatisierung zurückholen: Es ist der Fall der Reorganisation des Portfolios von Rosneft in Russland, ganz vor kurzem, das der legendären britischen BP folgte, die das Symbol selbst des britischen Irredentismus war.

Die geopolitische Website StratRisks, mit Sitz in Florida, sagte, dass Rosneft jetzt Exxon Mobil nach der Übernahme von TNK-BP (Joint Venture der britischen und russischen Oligarchen, kondensiert in der Firma AAR) vom ersten Platz der Welt-Produktion verdrängt hat. TNK-BP gehörte zu den 10 größten privaten Ölgesellschaften der Welt, und im Jahr 2010 produzierte sie 1,74 Millionen Barrel pro Tag in ihren aktiven Zentren in Russland und der Ukraine.

Präsident Putin meint dass die Operation, von außergewöhnlichen Umfang, die Produktion von mehr als 4 Millionen Barrel pro Tag erlauben wird. Er erzählt von den Leidenswegen der TNK-BP, die einmal eine transnationale Privatfirma war; der Kauf durch Rosneft ist eine Renationalisierung und eine zweistufige Entprivatisierung: zuerst „erwirbt Rosneft 50 % von TNK-BP in einer strategischen Allianz (Joint Venture) mit BP, im Tausch gegen Bargeld und Aktien von Rosneft in Höhe von $ 27 Millionen, was der BP 19,75 % von Rosneft zuspricht.“ In einem zweiten Schritt „bekommen die Oligarchen von AAR $ 28 Milliarden (cash) für ihren Besitz der Hälfte ihres Eigentum-anteils in der TNK-BP, obwohl diese Vereinbarung noch nicht abgeschlossen ist“.

Damit wird die Staatsfirma (sic) Rosneft $ 55 Milliarden zahlen, um die entscheidende Mehrheit zu bekommen, und mit einer Minderheit von BP, einer privaten Firma (sic!), deren Position stark verdünnt ist: Es handelt sich wirklich um eine Entprivatisierung, die einhergehend zur Wiederverstaatlichung von Rosneft führt.

Wladimir Putin hat eine Kommission für die strategische Entwicklung des Energiesektors und Umweltsicherheit eingerichtet. Sie entwickelt die Doktrin der Sicherheit für Energieversorgung der Föderation Russland (23. Oktober 2012).
© Kremlin

Für StratRisks ist dies in der Tat eine Verstaatlichung: Putin war in der Lage, einen nationalen Öl-Riesen zu schaffen, der ihm wegen des Energiebedarfs der anderen Länder ermöglicht, seinen Plan des verstärkten russischen Einflusses in der Welt aufzubauen.

In diesem neuen Rahmen wird Rosneft fast die Hälfte des Öls in Russland herauspumpen, was riesig viel ist, im Vergleich zu Saudi-Arabien: Russland ist ein Energie-Supermacht und durch die schrittweise Nationalisierung der Ressourcen stärkt Putin seine Kontrolle über die europäischen Anforderungen.

Bleibt ein Problem: Russland hat nicht die ausreichenden technologischen Fähigkeiten für Kohlenwasserstoffbetriebe, so dass es sich dafür die Permanenz der BP als Junior Partner sichert, um nicht die Fehler von Saudi-Arabien zu wiederholen, welches seine Ölindustrie in 1980 verstaatlicht hatte, als es mehr als 10 Millionen Barrel pro Tag produzierte, und das in fünf Jahren unter dem Regime von Aramco (staatliches Unternehmen) seine Produktion auf 60 % fallen sah.

Putin glaubt, dass sein Einfluss auf internationaler Ebene nach der Rosneft Operation steigen wird. Sein strategisches Manöver wird höhere Ölpreise und einen erstaunlich steigenden Energie Markt bringen. Meiner Meinung nach spielt Putin, durch seine nuklearen Sprengköpfe gestärkt, fein seine Öl-Karte, während in Mexiko, die „Kakistrokratie“ ("Regierung durch das Schlimmste") des ITAM die geostrategische Vision des Präsidenten Lázaro Cárdenas (der alle Ressourcen des Untergrunds 1938 enteignet und verstaatlicht hatte) völlig verloren hat.

Als guter General hatte dieser bereits vor 74 Jahren die Reichweite der geostrategischen Kohlenwasserstoffe erkannt. Es gilt zu wissen, wer die Kontrolle der mexikanischen Kohlenwasserstoffe in letzter Instanz besitzt - aus einer multidimensionalen Perspektive-, und wer die Versorgung gewährleistet, wenn der Staat Abstand nehmen wird: das ist, was man nationale Sicherheit nennt. Werden wir das Äquivalent von einer Televisa (mexikanisches Multimedia Konglomerat, das größte Lateinamerikas und der hispanischen Welt) erstellen mit mexikanischem Öl, das uns auf Gedeih und Verderb den totalitären Interessen ausliefert?

In Mexiko war das Öl in den Händen der Briten, mit den katastrophalen Ergebnissen, die wir kennen, neben den Umweltschäden, die wir geerbt haben [nach der durch die Ölplattform Deepwater Horizon von BP im Jahr 2010 verursachten Ölpest, ist der britische Öl-Konzern in Gesprächen mit dem amerikanischen Plains, um ihm die Ölfelder im Golf von Mexiko zu einem Preis von $ 7 Milliarden abzutreten, wie das Wall Street Journal schreibt. Aber andere Gruppen äußerten auch Interesse für den Besitz der BP und ein anderer Käufer könnte auftreten, sagte die Finanz-Zeitung. [Quelle: Le Figaro, 20. September 2012].

Die StratRisks-Site sagt, dass Europa von russischem Gas und Öl abhängig ist und dass die Putin-Manöver diese Abhängigkeit und auch die russische Macht stärken; Dies reicht von dem Bau von Pipelines, bis zur Kontrolle der 40 % der weltweiten Urananreicherungskapazität. Die Übernahme der zwei Hälften von TNK-BP durch Rosneft, staatliches Unternehmen, wird aus ihm einen Goliath in der globalen Ölindustrie machen, bis zu dem Punkt, wo Russland durch die Kontrolle der Versorgung eine Asphyxie vorlegen können wird, wenn es einen Anstieg der Preise beschließt.

StratRisks hält ein Eintreten von Russland in die OPEC für möglich; dann würde das Öl-Kartell mehr als die Hälfte der Weltproduktion und das größte Reserve-Potenzial steuern und mit einem solchen Einfluss könnten die OPEC-Länder ihren Willen für Preise dem Rest der Welt einfach diktieren. Dies ist nicht so einfach - das kann zu einem Weltkrieg führen - aber es ist auch nicht unmöglich.

Zusammenfassend, laut StratRisks, kontrolliert die russische Gasgesellschaft Gazprom bereits Europas Gas und Rosneft sein Öl, was für die westliche Vorherrschaft mit einem Erwürgen gleichbedeutend ist, und ebnet den Weg für eine neue Weltordnung, mit Russland als Vorsitz.

Es geht um Geopolitik, man ist weit von der mit Müll-Modernismus melierten Engstirnigkeit entfernt, die die neoliberale Regierung von Mexiko kennzeichnet, die behauptet, mit geschlossen Augen das mexikanische Öl anderen zu liefern, aber vergisst, dass Öl und Macht in enger Verbindung stehen.

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
La Jornada (Mexiko)
Die größte spanischsprachige Tageszeitung der Welt.

[1Siehe die finanzielle Gefährdung von Petrobras und ihre Abhängigkeit von Wall Street und der City, in unserem Artikel in La Jornada vom 24. Oktober 2012.