Am 19. September 2019 nahm das Europäische Parlament auf Initiative der Renew Europe Gruppe von Emmanuel Macron et Dacian Cioloș eine Resolution "über die Bedeutung des europäischen Gedächtnisses für die Zukunft Europas» an [1]. Dieser Text zielt darauf ab, einen Mythos zu schaffen, der im Nachhinein die Schaffung der Europäischen Union gegen Russland rechtfertigt. Er behauptet, dass die UdSSR mit der Unterzeichnung des Molotow-Ribbentrop-Pakts (Hitler-Stalin-Pakt) die fürchterlichen Ziele des Nazireichs teilte und den Zweiten Weltkrieg auslöste.
Dieser Mythos steht im Widerspruch zu dem Gründungsmythos der heutigen Russischen Föderation, laut dem das russische Volk durch das Opfer, das es in seinem Kampf gegen den Nationalsozialismus gebracht hat, seine Nation geformt hat.
Die historische Realität ist jedoch, dass die sowjetische Diplomatie sechs Jahre lang, von 1933 bis 1939, die Westeuropäer wiiederholt aufforderte, ein Anti-Nazi-Bündnis zu bilden, während diese den Nazi-Plan zur Versklavung der Slawen (Untermenschen) und die Kolonisierung ihres Territoriums offen unterstützten.
Der deutsch-sowjetische Pakt vom 23. August 1939 sah die Einflusssphären der beiden Länder tatsächlich vor und nahm eine mögliche Teilung Polens vorweg. Er kann nicht interpretiert werden, ohne ihn in seinen Kontext zu stellen. Am 30. September 1938 teilte der Chamberlain-Daladier-Hitler-Mussolini-Pakt, bekannt als „Das Münchner Abkommen“, die Tschechoslowakei – in Abwesenheit ihrer Vertreter – zwischen Deutschland, Ungarn und Polen. Er ebnete den Weg für das Nazi-Projekt zur Kolonisierung Mittel- und Osteuropas und entfernte damit das Schreckgespenst einer Konfrontation zwischen dem Reich und den englischen und französischen Imperien. Diese Abkommen wurden durch den deutsch-französischen Vertrag vom 6. Dezember 1938, den Bonnet-Ribbentrop-Pakt, bestätigt.
Offensichtlich hat die UdSSR eine Verantwortung am Zweiten Weltkrieg, aber eine viel geringere, als die des Vereinigten Königreichs und insbesondere Frankreichs.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Gründe, die zum Krieg geführt haben, heute systematisch verschleiert werden. Von dem Nazi-Projekt der Kolonisierung Mittel- und Osteuropas und der Fortsetzung britischer und französischer Kolonisierungen außerhalb Europas ist nicht mehr die Rede. In ähnlicher Weise spricht man nicht mehr über das Versklavungsprojekt der Slawen, sondern über die Vernichtung der Juden, die aber erst 1942 begann.
[1] „Entschließung des Europäischen Parlaments zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas“, Voltaire Netzwerk, 19. September 2019.
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