Die drei Affen des schintoistischen Toshogu-Schreins. Sie veranschaulichen das Gebot eines weisen Chinesen: "Nichts Böses zu sagen, nichts Böses zu sehen, nichts Böses zu hören." Sie könnten auch die Feigheit des Westens veranschaulichen: "Nichts über die Wahrheit zu sagen, nichts von der Wahrheit zu sehen, nichts von der Wahrheit zu hören".

Die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Attentate vom 11. September 2001 führen zu zwei absolut widersprüchlichen Erzählungen, je nachdem, ob man sich auf die Print- und Audio-visuellen Medien oder die digitale Presse bezieht. Für die einen hatte Al-Kaida dem Westen den Krieg erklärt, indem es ein Verbrechen mit großem Spektakel beging, während für die anderen das gleiche Verbrechen einen inneren Staatsstreich in den USA verschleierte.

Eine Debatte zwischen den Befürwortern dieser beiden Versionen ist unmöglich. Nicht, dass beide Seiten sie ablehnten, sondern weil die Anhänger der offiziellen Version - und nur sie - sie ablehnen. Sie betrachten ihre Gegner als "Verschwörer", also in ihrem Sinn bestenfalls als Idioten, schlimmstenfalls als böse Menschen, - willentliche oder nicht willentliche – Komplizen der Terroristen.

Diese Uneinigkeit gilt nun für alle wichtigen politischen Ereignisse. Und die Weltanschauung beider Seiten spaltet sich zwischen ihnen mehr und mehr.

Wie konnte es zu einer solchen Kluft zwischen Mitbürgern in Gesellschaften kommen, die nach Demokratie streben? Umso mehr, als nicht dieser Bruch, sondern die Reaktion auf diesen Bruch jegliche Demokratie unmöglich macht.

Die laufenden Nachrichtensender bevorzugen die Schnelligkeit der Übertragung eines Ereignisses. Sie haben keine Zeit, es in den Kontext zu setzen, geschweige denn es zu analysieren; Funktionen, die dem Journalismus eigen sind. Der Zuschauer wird zum Voyeur von Dingen, die er nicht versteht.

Eine gewisse Auffassung vom Journalismus

Heute wird uns versichert, dass die Aufgabe der Journalisten darin besteht, getreu zu berichten, was sie gesehen haben. Wenn wir jedoch von einem lokalen Medium zu einem Thema, welches wir kennen, befragt werden und wir dann nachher sehen, wie sie dieses Thema behandelt haben, sind wir oft enttäuscht. Wir haben das Gefühl, nicht verstanden worden zu sein. Manche von uns bedauern, dass sie auf einen schlechten Journalisten gestoßen sind, und behalten ihr Vertrauen in die Massenmedien. Andere denken, wenn eine leichte Verformung schon bei kleinen Themen möglich ist, muss eine viel größere Verzerrung bei komplexeren Themen möglich sein.

1989, als eine Menschenmenge eine der Reden des rumänischen Diktators Nicolae Ceauşescu anhören kam, beschuldigte dieser die Faschisten, das Massaker von Timișoara erfunden zu haben, das den Folterern seines Regimes zugeschrieben wurde. Von dieser Verleugnung empört, erhob sich die Menschenmenge und schrie: "Ti-mi-șoa-ra! Ti-mi-șoa-ra! " und stürzte ihn. Der lokale Fernsehsender von Atlanta (USA), CNN, sendete die wenigen Tage dieser Revolution live. So wurde CNN zum ersten Live-Nachrichtensender und verwandelte sich in einen internationalen Sender. Heute wissen wir jedoch, dass es dieses Massaker nie gegeben hat. Es war nur eine Inszenierung mit Leichen aus einem Leichenhaus. Später erfuhr man, dass eine Propagandaeinheit des US-Heeres über ein Büro neben dem Redaktionsraum von CNN verfügte.

Die Manipulation von Timișoara hat nur funktioniert, weil sie live war. Die Zuschauer hatten keine Zeit zu überprüfen, nicht einmal Zeit, um nachzudenken. Auf beruflicher Ebene hat noch nie ein Journalist ein Fazit aus diesem Ereignis gezogen. Im Gegenteil, CNN ist zum Modell der Live-Nachrichtensender geworden, die dann überall aufblühten.

Während des Kosovo-Krieges 1999 erstellte ich einen täglichen Bericht, in dem die Nachrichten der NATO und der regionalen Nachrichtenagenturen (Österreich, Ungarn, Rumänien, Griechenland, Albanien usw.), die ich abonniert hatte, zusammengefasst wurden [1]. Von Anfang an wurde das, was die NATO in Brüssel erzählte, von den regionalen Agenturen nicht bestätigt. Im Gegenteil, diese beschrieben einen ganz anderen Konflikt. Es war seltsam zu sehen, dass regionale Journalisten aus irgendeinem Land mit Ausnahme Albaniens einen Block bildeten und Texte schrieben, die miteinander vereinbar waren, aber nicht mit denen der NATO. Woche für Woche entfernten sich beide Versionen voneinander.

Um auf diese Situation zu reagieren, vertraute die NATO die Leitung ihrer Kommunikation Jamie Shea an. Er erzählte jeden Tag eine neue, auf dem Schlachtfeld erlebte Anekdote. Die internationale Presse hatte bald nur mehr Augen für ihn. Seine Version war für die Medien Vorschrift, und die regionalen Nachrichtenagenturen wurden, außer von mir, nicht mehr verbreitet. Meiner Meinung nach hatten beide Seiten gelogen, und die Wahrheit sollte irgendwo zwischen den beiden Parteien liegen.

Als der Krieg vorbei war, stürmten humanitäre Helfer, Diplomaten und UN-Soldaten in den Kosovo. Zu ihrer großen Überraschung - und auch zu meiner - stellten sie fest, dass die lokalen Journalisten die Wahrheit getreu beschrieben hatten. Die Worte von Jamie Shea waren nur Kriegspropaganda. Sie waren jedoch drei Monate lang die einzige "zuverlässige" Quelle der internationalen Medien gewesen.

Die westlichen Journalisten, die sich in den Kosovo begaben, stellten ebenfalls fest, dass sie Leuten ihr Vertrauen geschenkt hatten, die sie unverfroren belogen hatten. Dennoch haben nur wenige von ihnen ihre Denkweise geändert. Und noch seltener ist es ihnen gelungen, ihre Redaktionen davon zu überzeugen, dass die NATO sie betrogen hatte. Die vom Atlantischen Bündnis aufgezwungene Erzählung ist zur Wahrheit geworden, und die Geschichtsbücher haben sie, trotz der Tatsachen, auch so übernommen.

Der Chor des antiken griechischen Theaters erinnerte die Zuschauer daran, dass es trotz der von ihnen empfundenen Gefühle, nur Theater war.

Das antike Griechenland und der moderne Westen

Im antiken Griechenland lösten die Theaterstücke bei den Zuschauern heftige Gefühle aus. Manche fürchteten, die Götter würden sie in dunkle Schicksale stürzen. Allmählich begann der Chor, der die Geschichte erzählte, auch zu erklären, dass man sich durch das, was man sieht, nicht täuschen lassen, sondern begreifen sollte, dass es nur eine Inszenierung war.

Diese Distanzierung von den Erscheinungen, die durch den Mythos der Live-Nachrichten gelähmt wird, wird in der Psychologie als "symbolische Funktion" bezeichnet. Kleine Kinder sind dazu nicht fähig, sie nehmen alles ernst. Aber im "Vernunftalter", mit 7 Jahren, können wir alle unterscheiden zwischen dem, was wahr ist, und dem, was nur eine Darstellung ist.

Vernunft steht hier gegen der Rationalität gegenüber. Rational zu sein, bedeutet, nur an bewiesene Dinge zu glauben. Vernünftig zu sein, bedeutet, nicht an unmögliche Dinge zu glauben. Das ist ein großer Unterschied. Weil man die Wahrheit nicht mit Überzeugungen findet, sondern mit Fakten.

Wenn wir sehen, wie Flugzeuge in das World Trade Center in New York City einschlagen und Menschen sich aus dem Fenster stürzen, um dem Brand zu entgehen, sind wir alle sehr beeindruckt. Wenn die Türme einstürzen, sind wir bereit zu weinen. Aber das darf uns nicht vom Nachdenken abhalten [2].

Man kann uns immer erzählen, dass 19 Flugzeugentführer vier Flugzeuge entführt haben, da aber diese Personen nicht einmal auf den Passagierlisten der Fluggesellschaftenn standen, konnten sie also diese Flugzeuge nicht entführen.

Man kann uns immer noch erzählen, dass der Treibstoff der beiden brennenden Flugzeuge über die Pfeiler der Gebäude geflossen ist und sie geschmolzen hat, was erklären würde, warum die Zwillingstürme eingestürzt sind, aber nicht in sich selbst, und nicht den Einsturz des dritten Turms. Damit ein Gebäude einstürzt, nicht an einer Seite, sondern in sich selbst einstürzt, muss man seine Fundierungen sprengen und es dann von oben nach unten sprengen, damit die Etagen auf sich selbst stürzen.

Man kann uns immer erzählen, dass verängstigte Flug-Passagiere ihre Verwandten angerufen haben, bevor sie starben, obwohl die Telefongesellschaften keine Aufzeichnungen von diesen Anrufen hatten, sie existierten einfach nicht.

Man kann uns immer noch erzählen, dass ein Boeing das Pentagon zerstört hat, obwohl es doch nicht durch eine Toreinfahrt eingedrungen sein kann, ohne die umliegende Mauer zu beschädigen.

Die Zeugenaussagen widersprechen einander. Aber nur gewisse werden durch Fakten widerlegt.

Wir akzeptieren, getäuscht zu werden, wenn wir glauben, dass die Wahrheit zu schwer auszuhalten ist.

Warum akzeptieren wir, betrogen zu werden?

Es bleibt ein großes Problem: Warum akzeptieren wir, getäuscht zu werden? In der Regel, weil uns schwerer fällt, die Wahrheit zu akzeptieren, als die Lüge.

Als zum Beispiel der Sohn des Präsidenten der Nationalen Stiftung für Politikwissenschaft jahrelang die Vergewaltigungen anprangerte, denen er durch ihn ausgesetzt war, betrauerten alle Leute diesen armen phantasierenden Jungen, und lobten seinen Vater, der dessen Wahnsinn ohne Worte über sich ergehen ließ. Als die Schwester des Opfers später ein Zeugenbuch veröffentlichte, wurde jedem klar, wer die Wahrheit sagte. Der Präsident wurde zum Rücktritt gezwungen. Der Vergewaltiger verdankt nur seinem Status, der Justiz entgangen zu sein: ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlaments, Präsident der symbolträchtigen Institution der gesamten französischen politisch-medialen Klasse und Präsident des „Le Siècle“, Frankreichs exklusivster Privatclub.

Warum glauben wir, dass Al-Kaida für die Anschläge vom 11. September verantwortlich ist? Weil Außenminister Colin Powell mit der Hand auf dem Herz, vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen es geschworen hat. Es spielt keine Rolle, dass er Jahre zuvor gelogen hat, als er die Geschichte der Brutkästen, die von den Irakern in Kuwait gestohlen wurden, und den Tod der zurückgelassenen Säuglinge bestätigte. Oder dass er danach über die Massenvernichtungswaffen von Präsident Saddam Hussein gelogen hat. Er ist ein Staatssekretär, und dann müssen wir ihm glauben.

Im Gegenteil, wenn wir sein Wort in Frage stellen, müssen wir uns nicht nur fragen, warum wir in Afghanistan, dann in den Irak usw. eingefallen sind. Aber auch und vor allem, warum er gelogen hat.

Der unabsetzbare Anthony Fauci hat alle großen Epidemien in den USA verwaltet. Er arbeitet nicht als Arzt, sondern als hochrangiger Beamter. Ihm ist der hippokratische Eid egal. Er zögerte nicht, öffentliche Gelder zu veruntreuen, um in einem fernen Land illegale, gefährliche Forschungen in Auftrag zu geben. Oder den obligatorischen Lockdown gesunder Menschen zu fördern.

Die Reaktion auf Covid-19: ein weiterer 11. September

Das Rätsel vom 11. September ist keine Frage der Vergangenheit. Unser Verständnis der letzten 20 Jahre hängt von der Antwort ab, die wir darauf geben. Solange wir keine gegensätzlichen Debatten zwischen den Befürwortern beider Versionen führen, werden wir diese Kluft in allen globalen Fragen wiederfinden.

Wir erleben derzeit eine andere Katastrophe, die Covid-19-Pandemie. Wir alle haben gesehen, wie ein großes Labor, Gilead Science, die Redakteure der Medizinischen Zeitschrift The Lancet bestach, ein Medikament, Hydroxychloroquin, zu verunglimpfen. Gilead Science ist das Unternehmen, das früher vom Verteidigungsminister des 11. September, Donald Rumsfeld, geleitet wurde. Es ist auch dasjenige, das ein Covid-19-Medikament, Remdesivir, herstellt. Wie dem auch sei, niemand hat sich seither getraut, Medikamente zu suchen, um Covid Erkrankte zu pflegen. Alle haben sich auf die Hoffnung auf Impfstoffe gestützt.

Donald Rumsfeld hatte seine Mitarbeiter beauftragt, Protokolle zu erstellen für den Fall eines bioterroristischen Angriffs auf US-Militärstützpunkte im Ausland. Dann bat er einen von ihnen, Dr. Richard Hachett, der Mitglied des US-National Security Council war, dieses Protokoll im Falle eines Angriffs auf die US-Zivilbevölkerung auszuweiten. Es war dieser Mann, der vorschlug, gesunde Bevölkerungen einzusperren, was einen Aufstand der US-Ärzte hervorrief, Professor Donald Henderson von der Johns Hopkins University an der Spitze [3]. Für sie waren Rumsfeld, Hatchett und ihr Berater, der hohe Beamte Anthony Fauci, Feinde des Eides von Hippokrates und der Menschheit.

Als die Covid-19-Epidemie kam, war Dr. Richard Hatchett Direktor der CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) geworden; ein Verein, der auf dem Davos Forum gegründet und von Bill Gates finanziert wurde. Es war Hatchett der erste, der den Ausdruck "Wir sind im Krieg" benutzte, der von seinem Freund, Präsident Emmanuel Macron, übernommen wurde. Er war es, der empfahl, gesunde Bevölkerungsgruppen so zu schützen, wie er es sich 15 Jahre vorher im Rahmen des "Krieges gegen den Terrorismus" vorgestellt hatte. Was Anthony Fauci betrifft, war er immer noch im Amt. Er hatte Bundesgelder veruntreut, um illegale Forschungen in den USA zu finanzieren. Sie wurden für ihn im chinesischen Labor in Wuhan durchgeführt.

Normalerweise hätten sich die medizinischen Berufe wieder gegen die verpflichtende Einsperrung gesunder Menschen erheben müssen. Das war absolut nicht der Fall. Sie waren massiv der Ansicht, dass die Situation die Verletzung des Hippokrates-Eides erforderte.

Heute haben die westlichen Länder, die den Rat von Dr. Hatchett befolgt und den Lügen von Gilead Science geglaubt haben, eine erschreckende Bilanz bei dieser Pandemie. Die USA haben 26-mal mehr Todesfälle pro Million Einwohner als China. Und ihre Wirtschaft ist zerstört.

Das würde einige Diskussionen und Erklärungen verdienen, aber nein. Wir ziehen es vor uns anzuschauen, dass sich unsere Gesellschaften wieder zwischen Anhängern von Anthony Fauci oder Professor Didier Raoult spalten.

Schlussfolgerung

Anstatt unter uns zu reden, unsere Argumente gegenüberzustellen, organisieren wir falsche Debatten zwischen den Befürwortern der herrschenden Doxa und jenen der groteskesten Meinungsäußerungen.

Es ist sinnlos, in einer Demokratie leben zu wollen, wenn wir uns weigern, die wichtigsten Themen wirklich zu diskutieren.

Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser

[1Le Journal de la guerre en Europe.

[2Über die politische Bedeutung der Anschläge vom 11. September, Siehe: „20. Jahrestag der Attentate des 11. September. Heute gibt alles Thierry Meyssan Recht“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen: Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 31. August 2021.

[3Covid-19 und die rote Morgendämmerung“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 28. April 2020.